- In Sachsen-Anhalt hat eine Grundschule die Klassen nach der Herkunft der Schülerinnen und Schüler vorgenommen.
- Die Aufteilung der Kinder mit Migrationshintergrund in eine Klasse erfolgte ohne Absprache mit den Eltern.
- Inzwischen musste die Leitung der Grundschule die Klassen neu aufteilen.
In Sachsen-Anhalt ist eine Grundschule ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, nachdem die Leitung entschieden hatte, Schülerinnen und Schüler mit und ohne Migrationshintergrund aus arabischen Ländern nach Klassen zu trennen.
Zunächst war der Fall in den sozialen Medien bekannt geworden, weil sich ein Vater beschwert hatte, dass seine Tochter nicht mit ihrer besten Freundin in eine Klasse gehen darf, "nur weil mein Kind nicht 'deutsch' ist".
Wie der MDR berichtet, hatte man sich an der Schule bei der Aufteilung der ersten Klassen an Namen und Äußerlichkeiten orientiert.
Nach Angaben eines Sprechers des Landesschulamts von Sachsen-Anhalt spricht der vorgesehene Klassenlehrer selbst Arabisch und verfügt gleichzeitig über große Erfahrung bei der Vermittlung von Deutsch als Fremdsprache. "Die Schule hat also in der Absicht gehandelt, ihre Möglichkeiten zur Sprachförderung bestmöglich und im Sinne der Kinder auszunutzen", erklärte der Sprecher weiter.
Allerdings wurde der tatsächliche Sprachförderungsbedarf der Kinder im Vorfeld offenbar nicht überprüft. Laut dem Vize-Fraktionsvorsitzenden und bildungspolitischen Sprecher der Linke im Landtag, Thomas Lippmann, sind viele der Kinder in Deutschland geboren, alle hätten deutsche Kitas besucht.
Die Eltern waren nicht informiert
Ein weiteres großes Problem an dem Vorgehen der Grundschule: Die Schulleitung hatte ihre Pläne nicht mit den Eltern der Kinder abgesprochen. Der Vater, der die Vorkommnisse in die sozialen Medien gebracht hatte, erzählt, er sei erst bei der Einschulungsfeier seiner Tochter darauf aufmerksam geworden, dass auch alle anderen anwesenden Eltern Migrationshintergrund hatten. Später habe er erfahren, "dass die 'deutschen' Kinder und Eltern vor kurzem den Saal schon verlassen hatten".
Aus dem Landesschulamt hieß es, man sei davon ausgegangen, dass die geplante Klassenbildung mit den betroffenen Eltern abgestimmt gewesen sei. Das sei bedauerlicherweise nicht geschehen. "Die Schule hat dies als Fehler erkannt und wird die Kommunikation mit den Eltern zukünftig verbessern", sagte der Behördensprecher.
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LAMSA und Linke prangern Rassismus an
Der Vorsitzende des Landesnetzwerks Migrantenorganisation Sachsen-Anhalt (LAMSA), das dem Fall mit einer Pressemitteilung (PDF) größere Aufmerksamkeit verschafft hatte, sprach von einer "rassistischen Trennung aufgrund äußerlicher Zuschreibungen".
Dieser Lesart des Falls stimmte Lippmann im Gespräch mit der dpa zu: "Wenn Menschen nach ihrer Erscheinung sortiert und in Deutsche und 'die anderen' eingeteilt werden, dann ist das nichts anderes als Rassismus. Damit wurde der von den Kindern und ihren Eltern mit viel Freude erwartete Schulanfang einer schweren Belastung ausgesetzt, die so schnell nicht wieder gutzumachen ist."
Die Grundschule hat die Aufteilung der Klassen inzwischen rückgängig gemacht und das Landesschulamt hat "stellvertretend für alle Beteiligten für die entstandene Irritationen" um Entschuldigung gebeten.
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