Die britische Polizei konzentriert sich bei der Aufklärung des Todes von 39 Menschen auf das Herkunftsland Vietnam. Zunächst hatte sie angenommen, dass die Toten aus China stammen.

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Bei der Aufklärung des Todes von 39 Menschen in einem Lkw-Anhänger konzentriert sich die britische Polizei auf das Herkunftsland Vietnam. "Ich lege den Fokus im Moment auf die vietnamesische Gemeinschaft", sagte Martin Passmore, bei der Essex Police zuständig für die Identifizierung der Opfer. Andere Herkunftsländer kämen jedoch weiterhin auch in Frage.

Zunächst war die Polizei davon ausgegangen, dass es sich um Chinesen handele. Am Freitag hatten sich allerdings mehrere vietnamesische Familien bei der BBC gemeldet, die Angehörige unter den Toten befürchten.

Der Vietnamese Pham Manh Cuong hatte davon berichtet, dass seine Schwester unter den Toten sein könnte. Nach seinen Angaben war die 26-Jährige Anfang Oktober aus Vietnam nach Großbritannien aufgebrochen.

Am Dienstagabend habe sie dann ihrer Mutter eine verzweifelte SMS geschickt. "Es tut mir Leid, Mama. Mein Weg ins Ausland hat keinen Erfolg. Mama, ich liebe Dich so sehr! Ich sterbe, weil ich nicht atmen kann."

Pham sagte AFP, die SMS sei echt und wenige Stunden vor dem Leichenfund am Mittwochmorgen abgeschickt worden.

Vater wurde telefonisch informiert

Am Samstag erzählte ein 57-Jähriger Vietnamese der Deutschen Presse-Agentur (dpa), sein Sohn sei 2017 nach Frankreich ausgewandert und habe ihn informiert, dass er als Teil einer Gruppe nach Großbritannien geschmuggelt werden solle.

Der Vater sagte, er habe einen Anruf bekommen und sei über die Todesfälle informiert worden. Er sei aber nicht sicher gewesen, wer der Anrufer überhaupt war und ob es sich um einen Schleuser gehandelt habe.

Er habe nun kaum noch Hoffnung, dass sein Sohn am Leben sei. "Ich bin sicher, dass er tot ist, aber ich versuche, das eine Prozent an Hoffnung zu behalten, dass er noch lebt", sagte der Mann über seinen Sohn.

Verwandte könnten illegal in Großbritannien leben

Die beiden mutmaßlichen Opfer könnten bei der Reise nach Großbritannien gefälschte chinesische Pässe bei sich getragen haben. Sie stammen aus der verarmten Provinz Ha Tinh im Zentrum des Landes, aus der viele illegale Migranten kommen.

Viele zahlten für ihre Reise mit gefälschten Dokumenten zehntausende Euro - in der Hoffnung, vor allem in Großbritannien in Nagelstudios oder auf Cannabisfarmen arbeiten zu können.

Wie Passmore erklärt, sei es ein Problem, dass möglicherweise Verwandte der Opfer selbst illegal in Großbritannien lebten und Angst hätten, sich bei der Polizei zu melden. Er sicherte deshalb zu, seine Behörde werde niemanden verfolgen, der sich in dem Fall an die Polizei wende.

Fünf Verdächtige wurden festgenommen

In Sozialen Medien kursierten zahlreiche Informationen darüber, wie sich die Tragödie zugetragen haben könnte. Unter anderem hieß es, der Auflieger mit den 39 Menschen sei von Frankreich aus über Belgien nach Großbritannien gelangt. Diese Informationen waren aber zunächst nicht zu verifizieren.

Die Leichen waren in der Nacht zum Mittwoch im Laderaum des Lastwagens im Ort Grays entdeckt worden. Die Umstände deuten stark darauf hin, dass es sich bei den Opfern um ins Land geschleuste Migranten handelt.

Möglicherweise sind die Menschen im Laderaum erfroren, da der große Lkw-Sattelauflieger zur Kühlung geeignet ist. Offiziell bestätigt wurde die Todesursache zunächst nicht. Die Polizei hat inzwischen fünf Verdächtige festgenommen, darunter den Fahrer des Lastwagens. Gegen ihn wurde am Samstag Anklage erhoben, unter anderem wegen Totschlags in 39 Fällen, sowie Beteiligung an Menschenhandel und Geldwäsche. (ff/dpa/afp)

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