- Die Geschichte erinnert 15 Jahre nach dem aussehenerregenden Streifzug Brunos durch den Alpenraum an den damaligen "Problem-Bären".
- In Köln streift ein Wolf umher. Aufmerksame Bürger dokumentieren seinen Weg. Es wurden vier getötete Schafe gefunden.
- Ein Wolfsberater ist eingeschaltet.
Mitten in Köln ist in der Nacht zum Mittwoch ein Wolf durch die Straßen geirrt. "Das ist extrem selten, dass so etwas passiert - aber es passiert", sagte am Freitag ein Sprecher des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV). "Der Wolf - der läuft einfach, und er kann einmal an einer Straße die falsche Abzweigung nehmen."
Der Wolf wurde in der Nacht zum Mittwoch zunächst von einer Bürgerin mit ihrem Handy im innenstadtnahen Szeneviertel Ehrenfeld gefilmt. Er trabte dort eine Straße entlang, den Melatengürtel. Die Sichtung war an der Ecke Fröbelstraße an einem Autohaus. Von dort bewegte er sich immer weiter stadtauswärts und wurde dabei noch mehrmals gesichtet oder gefilmt. Er habe es also allein geschafft, wieder aus der Stadt hinauszufinden, sagte der Sprecher.
Von Kamera gefilmt: Der Wolf sucht nach einem Weg aus Köln hinaus
Nach der Sichtung in Ehrenfeld wurde der Wolf als nächstes von Überwachungskameras auf einem nahe gelegenen Firmengelände in Neu-Ehrenfeld erfasst. Er lief dort auf Parkplätzen hin und her und suchte offenbar einen Ausweg. Diese Aufnahmen wurden nach LANUV-Angaben von der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) eindeutig als Wolf bestätigt. Über Geschlecht, Alter und Identität des Tieres seien hingegen keine Aussagen möglich.
Etwa zwei Stunden später war der Wolf stadtauswärts ins Viertel Bilderstöckchen weitergewandert. Dort wurde er dabei gesichtet, wie er schnell vor einem Auto weglief. Eine halbe Stunde später beobachtete ein Autofahrer den Wolf, als er eine Straße im Viertel Weidenpesch überquerte und sich alsdann in einen Grüngürtel zurückzog.
Am Donnerstagmorgen, also einen Tag später, wurden in der nördlichen Kölner Rheinaue vier tote Schafe gefunden, die in der Nacht von einem großen Hund oder einem Wolf getötet worden waren. Ein Wolfsberater hat die Schafe dokumentiert und Proben für eine genetische Untersuchung genommen. Wenn sich der Wolfsverdacht bestätigt, kann der Halter der Schafe eine Entschädigung beantragen.
Möglicherweise habe sich der Wolf tagsüber versteckt, sei dann in der nächsten Nacht weitergewandert und habe auf seinem Weg die Schafe gerissen, sagte der LANUV-Sprecher. Das sei eine logische Erklärung, aber ob es wirklich so gewesen sei, müsse die genetische Untersuchung noch klären.
Nach LANUV-Angaben verlassen Wölfe bis zum Ende des zweiten Lebensjahrs das elterliche Rudel und wandern dann weit umher, zum Teil mehrere hundert Kilometer weit. Dabei bewegten sie sich in für sie unbekanntem Gelände. Wissenschaftliche Studien mit Wölfen, die mit einem Sender ausgestattet worden waren, hätten ergeben, dass solche Jungwölfe etwa über Grüngürtel in dicht besiedelte innerstädtische Gebiete gelangen könnten. Sie versuchten dann aber immer, die Stadt schnell wieder zu verlassen.
Dass sich Wölfe dauerhaft in Städten ansiedeln, sei nicht zu erwarten, sagte der LANUV-Sprecher. "Dafür sind sie zu wild. Es sind keine Kulturfolger wie Füchse oder Wildschweine."
In Nordrhein-Westfalen gibt es vier ausgewiesene Wolfsgebiete
2020 gab es NRW-weit nach Angaben des Landesumweltamtes 81 Wolfsnachweise - nach 51 Nachweisen 2019 und 36 Nachweisen 2018. Durchwandernde Wölfe wurden demnach nicht mehr nur aus dem Osten, sondern erstmals auch aus dem Süden registriert. Außerdem habe es im Rhein-Sieg-Kreis in der Nähe der rheinland-pfälzischen Landesgrenze erstmals wieder ein Rudel mit Wolfsjungen gegeben. Im Dezember wurde auch in einem weiteren Wolfsgebiet bei Wesel am Niederrhein ein Jungtier mit seinen mutmaßlichen Eltern fotografiert. Vier ausgewiesene Wolfsgebiete gibt es inzwischen in NRW. 2009 waren erstmals wieder Wölfe in NRW registriert worden. (dpa/hau)
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