Fast zeitgleich werden am Dienstagvormittag sechs Rathäuser nach Drohungen evakuiert. Die Schauplätze sind über Deutschland verteilt. Hängt alles zusammen und wer ist dafür verantwortlich?
In mehreren deutschen Städten sind Rathäuser, Verwaltungsgebäude und auch ein Kindergarten nach Droh-Nachrichten evakuiert worden.
Die Einrichtungen waren am Dienstagvormittag über mehrere Stunden lahmgelegt, nach und nach gab es am Mittag Entwarnung. Gefunden wurde nichts.
Betroffen waren Augsburg, Göttingen, Kaiserslautern, Chemnitz, Neunkirchen im Saarland und Rendsburg in Schleswig-Holstein.
Nicht Genaues weiß man nicht
Seit Monaten gibt es eine deutschlandweite Serie von Drohschreiben mutmaßlicher Rechtsextremer an Politiker, Behörden oder Gerichte. Die Berliner Staatsanwaltschaft, die federführend ermittelt, spricht inzwischen von deutschlandweit mehr als 100 Fällen. Ob die Fälle vom Dienstag damit in Zusammenhang stehen, war aber zunächst offen.
Auch bei der Stadt Heilbronn ging eine Drohung ein, sie wurde aber nicht als ernsthaft eingestuft. Nach Angaben der Polizei ging ein solches Schreiben bundesweit bei vielen Städten ein.
Ob und wie die Drohungen aber zusammenhingen, war zunächst unklar. Auch zu den Hintergründen war vorerst nichts bekannt.
Großeinsatz der Polizei in Augsburg
Das Bundeskriminalamt habe noch keine zentralen Ermittlungen dazu übernommen, sagte eine Sprecherin. Es gebe zwar einen Informationsaustausch, zuständig seien aber die Behörden vor Ort.
Etwa die Polizei in Kaiserslautern teilte mit: "Es wurde kein verdächtiger Gegenstand gefunden. Die Gebäude sind freigegeben. Die Ermittlungen dauern an."
In Augsburg gab es nach einer Gewaltandrohung einen Großeinsatz der Polizei, das Rathaus wurde evakuiert, Straßenbahnlinien, die über den Rathausplatz fahren, wurden gestoppt. Außerdem wurden drei Verwaltungsgebäude geräumt.
Auch Bürgerbüros der Stadt sollten evakuiert werden, teilte ein Stadtsprecher mit. Insgesamt seien etwa 500 Menschen von den Evakuierungen betroffen gewesen. Auch dort am Mittag: Entwarnung.
Kein gefährlicher Fund in Göttingen
In Göttingen erklärten die Ermittler kurz nach 9.00 Uhr: "Es befinden sich aktuell keine Personen mehr im Gebäude." Eine Sprecherin fügte hinzu: "Alles ist abgesperrt, der Plan ist, das Gebäude mit Sprengstoffspürhunden zu durchsuchen."
Nach ihren Worten war eine anonyme Bombendrohung eingegangen. Die Straßen um das Rathaus wurden gesperrt, der öffentliche Personennahverkehr wurde weitläufig umgeleitet. Kurz nach 10.00 Uhr hieß es dann auch dort: Es sei nichts Gefährliches gefunden worden.
Einsatz von Spürhunden
In Kaiserslautern sei eine Drohmail eingegangen, sagte ein Sprecher der Polizei. Die Einsatzkräfte seien auch mit Sprengstoff-Spürhunden am Ort gewesen. Der Bereich rund um das Rathaus war weiträumig abgesperrt worden, auch ein Verwaltungsgebäude wurde geräumt.
Auch im saarländischen Neunkirchen lief am Morgen ein Polizeieinsatz nach einer Drohmail. "Das Rathaus bleibt vorübergehend geschlossen", sagte eine Sprecherin der Polizei in Saarbrücken. Außerdem wurde ein naher Kindergarten evakuiert.
Der Absender der Drohung sei nicht nachvollziehbar, die Mail trage keine Unterschrift, sagte ein leitender Polizist. Auch die Ermittler im Fall Rendsburg sprachen von einer anonymen Drohbotschaft.
Drohschreiben schon seit längerer Zeit
Bislang Unbekannte senden seit längerer Zeit Drohschreiben an verschiedene Institutionen in Deutschland, darunter auch Finanzämter, Rathäuser, Anwaltskanzleien oder Verlage.
Sie drohen mit Bomben oder - wie im Falle der Bundestagsabgeordneten Martina Renner (Linke) - damit, "Bürger auf offener Straße zu exekutieren". Schon mehrfach wurden Gebäude daraufhin evakuiert, Sprengkörper wurden aber bislang nicht gefunden. (hub/dpa)
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