Den Verantwortlichen in Südtirol stinkt’s gewaltig. Mit einer außergewöhnlichen Methode will man dort gegen Hundebesitzer vorgehen, die die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner nicht wegräumen.
In Südtirol wird jetzt modernste Spurensicherung eingesetzt, um Übeltätern auf die Schliche zu kommen. Wer jetzt an Verbrechensaufklärung denkt, irrt. Es geht um des Menschen bester Freund – den Hund. Besser gesagt, geht es um das, was hinten aus ihm herauskommt. Die norditalienische Region hat dem Hundehaufen mit DNA-Analysen den Kampf angesagt.
40.000 Hunde müssen zum DNA-Test
Wie die "FAZ" schreibt, sollen die südtiroler Hundehalter ihre Vierbeiner zum DNA-Test schicken, um eine Datenbank aufzubauen. Aber nicht auf freiwilliger Basis, sondern seit dem 1. Januar 2024 ist das Gesetz in der autonomen Provinz. 5.000 der rund 40.000 Hunde sind bereits registriert worden, schreibt die Tageszeitung. Bis Ende März soll die Erfassung abgeschlossen sein. Um schneller voranzukommen, sollen Räume in jeder Kommune zur Abstrichnahme bereitgestellt werden. Tierärzte sollen ebenfalls mithelfen.
Mit DNA-Analyse gegen Hundekot vorzugehen, ist nicht neu, aber dass gleich eine ganze Region zu diesem Mittel greift, ist doch außergewöhnlich. Bislang fand die Methode in Teilen Londons, in einigen spanischen und US-amerikanischen Städten, in Tel Aviv sowie in der südtiroler Hauptstadt Bozen Anwendung.
Auch in der französischen Stadt Béziers hat es dem Bürgermeister, Robert Ménard, vergangenes Jahr gestunken, dass seine Gehwege mit den Hinterlassenschaften der Vierbeiner gepflastert waren. Hier wurden laut "Tagesschau" Hundehalter ebenfalls aufgefordert, einen DNA-Ausweis anzufertigen. Wer dieser Aufforderung nicht innerhalb von drei Monaten nachkam, musste 38 Euro Bußgeld zahlen. Sollte ein Hundehalter den Haufen seines Tiers nicht wegräumen, kostet das in Béziers sogar 122 Euro.
"Wir haben gezählt: Allein im Stadtzentrum sammeln wir jeden Monat über 1.000 Stück ein. Man muss Sanktionen verhängen, damit die Leute sich anständig benehmen", sagte Ménard. Für die Entsorgung der Kothaufen sollen in der 75.000-Einwohner-Stadt jedes Jahr Kosten in Höhe von 80.000 Euro anfallen.
In Deutschland gibt es bislang noch keine DNA-Datenbank
Wieder zurück in Südtirol müssen Besitzer für liegengelassene Hundehaufen sogar noch tiefer in die Tasche greifen. Hier sieht das Gesetz Strafgebühren zwischen 292 und 1.048 Euro vor. Da sind die 65 Euro, die für die DNA-Erfassung, Auswertung im Labor und Registrierung anfallen, geradezu ein Schnäppchen.
In Deutschland gab es bislang noch keine Kommune, die sich an einer DNA-Registrierung ihrer vierbeinigen Bewohner gewagt hat. Im oberpfälzischen Bad Neualbenreuth spielte Bürgermeister Klaus Meyer (CSU) vergangen Herbst mit dieser Idee. Eine Umsetzung scheiterte laut "BR" aber bislang an zwei Faktoren. Zum einen verhinderte der relativ hohe Preis pro Labortest von rund 50 Euro die Einführung der Hundedatenbank. Größere Probleme bereite aber die rechtliche Grundlage einer solchen Datenerhebung.
Der "BR" schreibt dazu: "In Weilerswrist bei Bonn, das ebenfalls DNA-Tests für Hundehaufen einführen will, müsste dafür erst das nordrhein-westfälische Landeshundegesetz geändert werden. In Bayern dürfte es der Einschätzung von Juristen zufolge sogar noch komplexer werden, weil es ein solches landesweites Hundegesetz im Freistaat nicht gibt."
Es gibt noch weitere Gründe für die Einführung einer Hunde-DNA-Datenbank
Der Einführung eines DNA-Passes für Hunde skeptisch gegenüber steht der Südtiroler Präsident der Tierärztekammer, Franz Hintner. Schon im Entstehungsprozess des Gesetzes gab er zu bedenken, dass die Hunde der Urlaubsgäste nicht berücksichtigt werden. "Es geht ja vor allem um diese bekannten Wanderwege, wo eben vielfach Hundekot zum Ärgernis der Bürger wird. Wenn man bedenkt, dass der Hundekot eingesammelt und untersucht wird, es dann aber keine Referenz für die ermittelte DNA gibt, weil der Hund aus dem Ausland oder aus dem restlichen Italien kommt, dann ist es viel Arbeit für nichts gewesen", warnte Hintner in der "FAZ".
Derweil soll die DNA-Datenbank noch für andere Bereiche genutzt werden, als nur für die Überführung von Kotsündern. Sie soll außerdem bei Autounfällen, bei denen Hunde beteiligt waren, helfen, die Tiere zu identifizieren. Zudem können so auch Risse von Schafen und anderen Nutztieren genau dem verursachenden Hund zugeordnet und der Besitzer zur Rechenschaft gezogen werden.
Ob das neue Gesetz dem Häufchen-Problem ein Ende bereiten wird, muss sich erst noch zeigen. Im bayerischen Büchlberg im Landkreis Passau soll es gelungen sein, den Hundehaufen auch ohne DNA-Registrierung Herr geworden zu sein. Hier hat sich der Gemeinderat der 4.000 Einwohnerkommune laut "BR" auf Bußgeld für uneinsichtige Hundehalter in Höhe von 2.500 Euro geeinigt. Normalerweise liegt das Bußgeld in Bayern zwischen 50 und 300 Euro.
Bürgermeister Josef Hasenöhrl (Freie Wähler) souverän: "Büchlberg ist nahezu frei von Hundekot. Also ganz kann man es natürlich nie ausschließen – aber es hat sich wesentlich verbessert. Wir merken: Alle öffentlichen Plätze, alle Spielplätze und unser Landschaftsschutzgebiet sind wesentlich sauberer." Bislang musste zwar noch niemand die astronomisch hohe Strafgebühr berappen, aber im Fall der Fälle wäre Hasenöhrl bereit, zu diesem empfindlichen Mittel zu greifen. (the)
Verwendete Quellen
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