- Während Russland in der Ukraine Krieg führt, sterben immer mehr russische Manager.
- Mittlerweile sind bereits zehn Fälle bekannt, in denen vormals bedeutende Wirtschaftsführer plötzlich verstarben. Und dies unter teils abenteuerlichen Umständen.
- Hier eine Übersicht zu den bisher bekannten Fällen.
Zuletzt machte der plötzliche Tod von Rawil Maganow Schlagzeilen. Maganow war bis zu seinem Ableben Aufsichtsratschef des Ölkonzerns Lukoil, einem der größten Ölkonzerne in Russland. In dem Unternehmen war er seit 1993 und wurde 2020 dessen Vorsitzender. Sein Bruder Nail Maganow ist Chef des mittelgroßen russischen Ölproduzenten Tatneft. Am 1. September, so beschreiben es russische Quellen, sei er aus einem Moskauer Krankenhausfenster gestürzt. Er habe, so die Behörden, unter Herzproblemen und Depression gelitten. Maganow hatte sich aber auch öffentlich für ein Ende des Kriegs in der Ukraine ausgesprochen. Bereits Anfang März, kurz nach dem Einmarsch Moskaus in das Nachbarland, forderte sein Unternehmen eine "schnelle Lösung des militärischen Konfliktes".
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Doch bereits vor Maganow gab es eine Reihe an plötzlichen Todesfällen unter russischen Managern. Einen Tag nach Kriegsbeginn starb Alexander Tyulyakow. Am 25. Februar wurde er erhängt in der Garage einer Hütte bei St. Petersburg gefunden. Der 61-Jährige war stellvertretender Generaldirektor von Gazprom. Neben seiner Leiche sei eine Notiz gefunden worden, die auf Suizid hindeute, wie die russische Polizei bekannt gab. Am Vorabend seines Todes, so behauptete es eine russische Nachrichtenagentur, hätten Zeugen gesehen, wie Tyulyakow verprügelt worden sei.
Sogar ein im Ausland lebender ehemaliger russischer Manager ist plötzlich verstorben. Mikhail Watford wurde ebenfalls im Februar 2022 tot in der Garage seines Hauses in Großbritannien aufgefunden. Watford wurde in der Ukraine als Michail Tolstosheya geboren und hat im russischen Öl- und Gasgeschäft viel Geld verdient. Die britische Polizei gab laut Medienberichten infolge ihrer Ermittlungen an, dass die Umstände seines Todes nicht verdächtig gewesen seien.
Tod nach okkulten Handlungen durch Schamanen
Im Mai starben gleich drei russische Oligarchen unerwartet. Lukoil-Manager Alexander Subbotin starb nach Medienberichten angeblich bei einer okkulten Behandlung gegen seine Alkoholsucht. So habe er sich von einem Schamanenpaar behandeln lassen. In der Wohnung in der Nähe von Moskau hätten die Schamanen unter anderem seine Haut eingeschnitten und Krötengift in die Wunden laufen lassen. Danach habe es Geisterbeschwörungen und ein Bad in Hahnenblut gegeben. Als sich Subbotin plötzlich unwohl gefühlt habe, hätten die Schamanen ihn in dessen Keller zum Ausruhen hingelegt. Als sie später nach ihm sahen, war er bereits tot.
Im selben Monat verunglückte Andrej Krukowski. Er war Manager des russischen Skiressorts Krasnaja Poljana im südrussischen Sotchi, das von Gazprom betrieben wird. Der 37-Jährige stürzte im Mai den Ermittlern zufolge bei einer Wanderung von einer Klippe in den Tod.
Ebenfalls im Mai wurde der Mitbegründer der russischen Kaffeehauskette Gebrüder Karawajew, Wladimir Ljakischew, tot auf dem Balkon seiner Wohnung im 16. Stock eines Moskauer Hochhauses gefunden. Die Polizei teilte damals mit, Ljakischew habe sich erschossen.
Gewalttätig ging es auch im Fall Juri Woronow zu. Er war Inhaber des Transport-Unternehmens Astra-Shipping, das mit Russlands größtem Gaskonzern Gazprom Geschäfte in der Arktis macht. Woronow wurde im Juli tot im Pool seiner Villa in einem Vorort von St. Petersburg aufgefunden. Er habe eine Schusswunde am Kopf gehabt. Auf dem Anwesen habe man eine Pistole und Patronenhülsen gefunden, erklärte die Polizei. Die russischen Ermittler führen den Tod Woronows auf einen "Streit mit Geschäftspartnern" zurück. Seine Frau erklärte Medienberichten zufolge, ihr Mann sei davon überzeugt gewesen, von "unehrenhaften" Geschäftspartnern um "eine Menge Geld" betrogen worden zu sein.
Mehrere russische Top-Manager sterben mitsamt ihren Familien
In den letzten Monaten machten auch drei Fälle besondere Schlagzeilen, in denen Manager und ihre Familien starben. So etwa Wassili Melnikow. Er, seine Frau und die zwei Kinder starben im März in der Nähe von Nischni Nowgorod. Er habe den Ermittlern zufolge erst seine Angehörigen und danach sich selbst getötet. Beruflich war er nicht im Energiegeschäft tätig. Ihm gehörte der Medizinkonzern Medstom und einige Zahnkliniken. Nach Behördenangaben soll er mit mehreren Messerstichen seine Frau Galina und die beiden Söhne, vier und zehn Jahre alt, getötet haben. Die Polizei fand ihn tot in der Wohnung und sprach von einem "erweiterten Suizid".
Auch Vladislav Avayev ist mit seiner Familie gestorben. Er war ehemaliger stellvertretender Präsident der Gazprombank. Er wurde im April tot in einer Moskauer Wohnung aufgefunden, zusammen mit den Leichen seiner Frau und seiner 13 Jahre alten Tochter. Laut der russischen Tageszeitung "Kommersant" gehen die Ermittler davon aus, dass Avayev seine Frau und seine Tochter erschossen habe, bevor er Selbstmord beging.
Der dritte Fall, in dem ein Manager und seine Familie kurz nacheinander ums Leben kamen, handelt von Sergey Protosenya. Er war Ex-Manager von Novatec, dem größten privaten russischen Energiekonzern, der sich auf die Lieferung von Flüssiggas spezialisiert hat. Protosenya wurde leblos in seiner Villa im spanischen Küstenort Lloret de Mar entdeckt. Tot aufgefunden wurden auch seine Frau und seine 18-jährige Tochter. Zunächst ging die katalanische Polizei auch in diesem Fall von einem "erweiterten Suizid" aus. Allerdings häuften sich im Laufe der Ermittlungen die Zweifel daran. Denn der Geschäftsmann selbst wurde erhängt vor seiner Villa gefunden. Protosenyas Frau und Tochter starben laut britischer und spanischer Berichte an Hieb- und Stichverletzungen durch eine Axt und ein Messer. Es habe keinerlei Blut gegeben und auch ein Abschiedsbrief wurde nicht gefunden.
Dass es sich bei all den beschriebenen Fällen immer um Tode ohne Fremdverschulden gehandelt habe, wurde von einzelnen Geheimdienstexperten und russischen Oppositionellen bezweifelt. Vieles liegt jedoch nach wie vor im Dunkeln. Der schwedische Wirtschaftswissenschaftler und Autor Anders Aslund etwa ist zuletzt in vielen englischsprachigen Medien wie der "New York Post" mit Anschuldigungen gegenüber der russischen Führung zitiert worden. Aslund will erfahren haben, dass russische Geheimdienstkreise Listen mit Wirtschaftsmanagern erstellt haben. Diese sollen angeblich Personen beinhalten, die Geheimnisse über die Finanzierung von Geheimdienstoperationen, und damit auch der sogenannten "Militäroperation" in der Ukraine, verraten haben sollen.
Auch der langjährige Vizechef der Gazprombank, Igor Wolobujew, bezweifelte gegenüber dem russischen Investigativportal "The Insider", dass es sich bei den bis dahin aufgetretenen Todesfällen um Suizide handelte. Wolobujew war in die Ukraine geflohen und gab an, sich den ukrainischen Truppen im Kampf gegen Russland anschließen zu wollen.
Verwendete Quellen:
- spiegel.de: Lukoil-Chef Rawil Maganow: Sein Tod ist der jüngste in einer Reihe mysteriöser Todesfälle
- manager-magazin.de: Lukoil: Mit Ravil Maganow stirbt ein weiterer russischer Oligarch auf verdächtige Weise
- theins.ru: Gazprombank executive Igor Volobuev leaves for Ukraine to join territorial defense, says his colleague’s “suicide” was murder
- nypost.com: Putin’s fingerprints all over deaths of these 7 oligarchs this year
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