Große Ehre für Karel Gott: Die tschechische Regierung will ein Staatsbegräbnis für den verstorbenen Schlagerstar. Auch ein nationaler Trauertag ist in Planung.
Die Schlagerwelt und Millionen Fans in ganz Europa trauern um
Karel Gott stand sechs Jahrzehnte auf der Bühne und verkaufte Schätzungen zufolge mehr als 50 Millionen Tonträger. Bekannt war er als "die goldene Stimme aus Prag" und "Sinatra des Ostens". Im September hatte Karel Gott bekannt gegeben, dass er an akuter Leukämie litt. Eine erste Krebserkrankung am Lymphsystem hatte er wenige Jahre zuvor überstanden.
Staatsbegräbnis in Tschechien geplant
Der tschechische Regierungschef Andrej Babis kündigte ein Begräbnis mit staatlichen Ehren und für den 12. Oktober einen nationalen Trauertag an. Die Totenmesse wird am selben Tag im Prager Veitsdom stattfinden, aber nur für geladene Gäste zugänglich sein. Die Öffentlichkeit wird am Vortag im Prager Sophienpalais Abschied nehmen können, wie Ivana Gottova am Donnerstag bekanntgab. "Ich danke für die Unterstützung, die uns in diesen Tagen zuteilwird", teilte sie mit.
Am Zaun seiner Villa im Prager Stadtteil Smichov legten Menschen Blumen für den Sänger nieder und zündeten Kerzen an. Am Rathaus seines Geburtsorts Pilsen (Plzen) und am Präsidentenpalast auf der Prager Burg wurde Trauerbeflaggung gehisst. Das Fernsehen unterbrach sein Programm für Sondersendungen. Prager Zeitungen widmeten dem "göttlichen Kaja", so der Spitzname für Karel, am Donnerstag Sonderseiten oder gleich die ganze Ausgabe.
Auch der deutsche Schlagersänger und Fernsehmoderator Florian Silbereisen trauert um Karel Gott. "Wir waren mitten in den Vorbereitungen für einen großen Auftritt", schrieb er bei Facebook. Er sei sehr traurig. "Karel war ein ganz besonderer Mensch." Entertainer Bürger Lars Dietrich schrieb auf Instagram: "Er war ein Guter! Danke Karel Gott."
Der Rapper Bushido, der mit Karel Gott 2008 das Duett "Für immer jung" aufgenommen hatte, postete auf Instagram: "Heute ist ein großartiger Mensch von uns gegangen. ... Lieber Karel, richte bitte meiner Mama Grüße von uns aus. Wir vermissen sie." Schlagerkollegin Helena Vondrackova erinnerte an wunderbare Augenblicke: "Karel war ein sehr unterhaltsamer Mensch."
Karel Gott mit "Biene Maja" in die Kinderherzen
Mit der Titelmelodie zur Zeichentrickserie "Biene Maja" wurde Karel Gotts Stimme für Generationen deutschsprachiger Kinder bekannt. Mit seinem unverkennbaren slawischen Akzent sang er von der "kleinen frechen schlauen Biene" mit den Kulleraugen. Als Single landete das Titellied der ZDF-Zeichentrickserie im Mai 1977 auf Platz eins der NDR-Schlagerparade.
Mit unvergesslichen Melodien sicherte sich der Tscheche auch unter den Erwachsenen ein Millionenpublikum. Die Hits folgten Schlag auf Schlag: "Lady Carneval" (1969), "Einmal um die ganze Welt" (1970), "Babicka" (1979) und "Fang das Licht" (1985).
Ein Land trauert um sein Schlageridol
In seinem Heimatland Tschechien war der Sänger eine Legende. Insgesamt 42 Mal gewann er den Publikumspreis "Goldene Nachtigall". Präsident Milos Zeman sprach von einer ungeheuer traurigen Nachricht für das ganze Land: "Karel Gott war ein wirklicher Künstler, der sein Leben anderen geschenkt hat."
Die Zeitung "Pravo" aus Prag merkte an, dass die Musik Karel Gotts viele Menschen ihr Leben lang begleitete. Die Nachricht von seinem Ableben sei bei vielen Fans "wie ein Todesfall in der Familie" aufgenommen worden. Kritisch äußerte sich das liberale Blatt "Hospodarske noviny": Karel Gott habe dem sozialistischen Regime vor 1989 geholfen und sei "das Gesicht der Anticharta" gegen die Bürgerrechtsbewegung Charta 77 gewesen.
Kondolenzschreiben kamen auch aus dem Ausland: "Sein Tod ist ein schwerer Verlust für Millionen Bewunderer der "tschechischen Nachtigall" in Russland, in deren Gedächtnis und Herzen er für immer bleiben wird", teilte die russische Botschaft in Tschechien mit. Der deutsche Botschafter, Christoph Israng, schrieb bei Twitter: "Eine Legende ist von uns gegangen, seine Musik und unsere Erinnerung bleiben." Der französische Botschafter dankte für die Freude, die Karel Gott den Menschen gebracht habe. (sg/dpa)
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