An der kalifornischen Pazifikküste tobt ein schwerer Waldbrand. Tausende Menschen fliehen vor dem Inferno - teilweise spielen sich chaotische Szenen ab. Über Los Angeles hängt dichter Rauch.

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Zehntausende Menschen sind in Südkalifornien vor rasch um sich greifenden Flammen auf der Flucht. Ein zunächst kleines Feuer am Westrand von Los Angeles verwandelte sich durch heftige Winde rasch in ein Inferno. Die Anwohner von Pacific Palisades an der Pazifikküste mussten teils fluchtartig ihre Häuser verlassen.

30.000 Menschen seien von Evakuierungen betroffen, teilte die Feuerwehrchefin von Los Angeles, Kristin M. Crowley, am Dienstagnachmittag (Ortszeit) mit. Berichte über Verletzte gäbe es zunächst aber nicht, allerdings seien mehrere Gebäude in Flammen aufgegangen, sagte Crowley.

Starker Wind verhindert Löschen aus der Luft

Starker Wind verhindert derzeit den Einsatz von Löschflugzeugen im Kampf gegen zwei verheerende Waldbränden im Umkreis von Los Angeles. Die Brandbekämpfung aus der Luft sei nicht wirkungsvoll, da sich Wasser und Löschmittel aufgrund des extremen Windes nicht richtig verteilen ließen, berichten US-Medien unter Berufung auf kalifornische Behörden.

Der größere Brand in der Umgebung des Stadtteils Pacific Palisades hat sich mittlerweile auf eine Fläche von mehr als 11 Quadratkilometern ausgebreitet, wie die kalifornischen Behörden melden. Am Dienstagabend (Ortszeit) brach ein zweiter Brand im Umkreis der nahegelegenen Stadt Pasadena aus. Rettungskräfte, die sich nicht im Dienst oder im Urlaub befinden, sind aufgerufen, sich zum Einsatz zu melden. Laut der Website poweroutage.us sind in der Umgebung von Kalifornien rund 192.000 Haushalte ohne Elektrizität.

Die Wetterbehörde hat für die Region trockene Starkwinde vorhergesagt, die Feuer schnell vorantreiben können.

Chaotische Szenen auf den Straßen

US-Präsident Joe Biden hielt sich am Dienstag in Los Angeles auf, um in Kalifornien zwei neue National Monuments auszurufen. Angesichts des starken Windes wurde die Verkündung jedoch abgesagt.

Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom erklärte, dass Biden sofort Unterstützung des Bundes für den Kampf gegen den Brand genehmigt habe. "Keine Politik, kein Händeringen, keine Fußküsse. Der Präsident der Vereinigten Staaten hat gesagt: 'Ja. Was brauchen Sie noch?'", sagte Newsom vor Reportern. Der künftige Staatschef Donald Trump hatte zuvor gedroht, dem demokratisch regierten Kalifornien Brandhilfe zu verweigern.

Pacific Palisades ist ein wohlhabender Stadtteil im Westen von Los Angeles mit rund 25.000 Einwohnern. Stars wie Jennifer Aniston, Bradley Cooper, Tom Hanks und Reese Witherspoon haben dort Häuser.

Auf einigen Straßen in dem wohlhabenden Stadtviertel spielten sich chaotische Szenen ab. Der Verkehr kam zum Erliegen, Autos steckten im Stau fest. Einige ließen ihre Fahrzeuge zurück und brachten sich zu Fuß in Sicherheit. Mit Bulldozern habe die Feuerwehr abgestellte Autos aus dem Weg räumen müssen, um mit ihren Löschwagen weiterzukommen, berichtete der Sender KTLA.

Dichter Rauch über der Stadt

In kurzer Zeit hatten sich die Flammen auf ein Gebiet von mehr als fünf Quadratkilometern ausgebreitet, wie die Behörden meldeten. Die Brandursache war zunächst nicht bekannt. Dichter Rauch über dem hügeligen Hinterland war von den Stränden in Los Angeles zu sehen. Am Abend tauchte die bedrohliche Feuersbrunst den Himmel in rotes Licht.

Das Feuer war am Dienstagvormittag (Ortszeit) ausgebrochen, als heftige Winde tobten. Die Wetterbehörde hat für die Region trockene Starkwinde vorhergesagt, die Feuer schnell vorantreiben können.

Waldbrände in Kalifornien
Heftige Winde verstärken die Feuergefahr in Südkalifornien. © dpa / Richard Vogel/AP/dpa

Veranstaltungen abgesagt

Wegen der Wetterlage wurden in Hollywood mehrere Veranstaltungen abgesagt. Filmstudios cancelten die geplanten Premierenfeiern für die Filme "Unstoppable" und "Wolf Man", berichtete das Branchenportal "Hollywood Reporter". Auch eine Vorführung des Films "I’m Still Here", die von Regisseur Guillermo del Toro moderiert werden sollte, wurde demnach abgesagt. Del Toro habe wegen der Feuer sein Haus verlassen müssen, hieß es.

Schauspieler James Woods ließ seine Follower auf X wissen, dass er in Sicherheit sei. "Ich weiß in diesem Moment nicht, ob unser Haus noch steht", schrieb er bei dem Kurznachrichtendienst. Auf seiner Straße seien traurigerweise einige Häuser abgebrannt, führte er weiter aus.

Trockenes Wetter verschärft die Lage

Erst im Dezember hatte ein zerstörerischer Waldbrand in dem kalifornischen Küstenort Malibu gewütet. Die Flammen drangen aus dem hügeligen Hinterland bis an die Strände vor. Die berühmte Küstenstraße Pacific Coast Highway musste streckenweise gesperrt werden.

Mehrere Häuser brannten ab. Tausende Anwohner waren von Evakuierungen betroffen, darunter Prominente wie die Sängerin Cher, die Schauspielerinnen Jane Seymour und Mira Sorvino sowie die Schauspieler Mark Hamill und Dick Van Dyke.

In Südkalifornien blieben in den letzten Monaten Regenfälle weitgehend aus. Trockene Vegetation entzündet sich unter diesen Bedingungen leicht. Wegen extremer Winde hatten die Behörden in dieser Woche die höchste Warnstufe für Feuergefahr ausgerufen.

Waldbrände in Kalifornien
Starke Winde erschweren die Löscharbeiten. © dpa / Ethan Swope/AP/dpa

Waldbrände sogar wichtig, aber durch Klimawandel verändert

Waldbrände sind üblich im Westen der USA und spielen eine wichtige Rolle im Kreislauf der Natur. Wissenschaftlern zufolge verändert der menschengemachte Klimawandel jedoch die Wettermuster.

Nach zwei Jahrzehnten der Dürre hatte Südkalifornien zuletzt zwei außergewöhnlich feuchte Jahre erlebt, in denen sich die Vegetation erholte. Nun sehe die Region den "trockensten Winterbeginn aller Zeiten", sagte Meteorologe Daniel Swain. Alles, was üppig gewachsen ist, wirkt nun also als Brennstoff für das Feuer. (dpa / AFP / barbeitet durch dh)

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