In Mecklenburg-Vorpommern brennen 470 Hektar Wald. Es ist die größte Brandkatastrophe in der Geschichte des Bundeslandes. Dabei schien die Gefahr schon gebannt.
Der größte Waldbrand in Mecklenburg-Vorpommern seit vielen Jahrzehnten wütet auf einem Truppenübungsplatz südlich von Schwerin. Der großflächige Waldbrand auf dem Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes bei Lübtheen stellt die Einsatzkräfte seit Sonntag vor große Herausforderungen. Bis zum Abend dehnte sich das Feuer laut Einsatzstab bis auf eine Fläche von 470 Hektar (4,7 Quadratkilometer) auf dem etwa 6000 Hektar großen früheren Militärgelände aus. Das Gebiet ist hochgradig mit Munition belastet, was die Löscharbeiten erheblich erschwert.
«Die Sicherheit von Leib und Leben hat jetzt oberste Priorität», sagte Landes-Umweltminister Till Backhaus (SPD) am Montag bei einem Besuch in Lübtheen. Die Feuerwehrleute dürfen sich aus Sicherheitsgründen dem Brandgebiet nur bis auf 1000 Meter nähern. Mit Hilfe von Löschpanzern und Löschhubschraubern werde versucht, das vom Wind immer wieder angefachte Feuer einzudämmen.
Waldbrand in Mecklenburg-Vorpommern: Acht Löschhubschrauber im Einsatz
Die Flammen hätten sich vor allem am Boden ausgebreitet, aber nur vereinzelt auch Baumkronen erreicht. An einzelnen Orten sei das Feuer erloschen, an anderen Stellen neu entflammt. Landrat Stefan Sternberg (SPD) kündigte an, dass von Dienstag an acht statt der bisher vier Löschhubschrauber eingesetzt werden sollten.
Backhaus und auch Innenminister Lorenz Caffier (CDU) warnten Schaulustige dringend davor, sich dem Brandgebiet zu näher. Es komme immer wieder zu Explosionen. «In diesem Gebiet hat niemand etwas zu suchen. Dort besteht höchste Lebensgefahr», sagte Backhaus.
Wegen drehender Winde und der Gefahr der Ausdehnung des großen Waldbrandes bei Lübtheen (Landkreis Ludwigslust-Parchim) ist am Montagabend ein viertes Dorf evakuiert worden. Wie die Pressesprecherin des Landkreises Ludwigslust-Parchim mitteilte, wurde nach Alt Jabel, Jessenitz-Werk und Trebs nun der mit mehr als 100 Einwohner kleine Ort Volzrade geräumt.
Weitere Evakuierungen in Mecklenburg-Vorpommern nicht ausgeschlossen
«Die Lage ist weiterhin angespannt. Es geht im Moment nicht um das Löschen des Brandes. Es geht um die Sicherung der Ortschaften, um Leib und Leben», sagte Sternberg, der schon am Sonntagabend Katastrophenalarm ausgelöst hatte. Weitere Evakuierungen seien nicht ausgeschlossen. Ein in der Nähe des Brandes befindliches Werk für Deodorants habe aus Sicherheitsgründen die Produktion eingestellt, die Gasleitungen dorthin seien abgeriegelt worden. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sprach den Einsatzkräften ihren Dank aus und sicherte alle Hilfe des Landes zu.
Im Laufe des Tages wurden laut Caffier auch Bergepanzer der Bundeswehr eingesetzt, die gegen die Ausbreitung des Feuers Schneisen in den Wald gezogen hätten. Auch der Löschpanzer einer privaten Firma war weiterhin vor Ort.
Schon in der vorigen Woche war in dem Waldgebiet östlich Lübtheens auf etwa 6 Hektar ein Feuer ausgebrochen, das nach Behördenangaben aber am Freitag gelöscht war. Am Sonntag brach das Feuer erneut aus und dehnte sich bei teilweise starken und drehenden Winden rasch aus.
Als Ursache vermuten die Behörden Brandstiftung. Caffier wollte sich wegen der laufenden Ermittlungen nicht näher äußern. Doch suchte die Polizei am Abend mit einem Aufruf nach Zeugen. «Da Kräfte der Feuerwehr gleich mehrere Brandherde meldeten, besteht der Verdacht der vorsätzlichen Brandstiftung», hieß es in einer Polizeimitteilung.
Gefahr durch Weltkriegs-Munition bei Waldbrand
Laut Backhaus liegen auf dem Gelände nicht nur Munition und Granaten von Manövern, sondern auch große Mengen an Sprengmitteln aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Bei Lübtheen habe die Marine ihr Munitions-Hauptlager unterhalten, das 1945 gesprengt worden sei. Dabei sei die Munition aber nicht vollständig explodiert.
Nach Tests auf dem Gelände gehe man davon aus, dass das betroffene Gebiet hochgerechnet noch mit bis zu 45,5 Tonnen Munition je Hektar verseucht sei. Das sei auch der Grund, warum die Einsatzkräfte einen Abstand von 1000 Metern einhalten müssten. «Wir brauchen jetzt eine Technologie hierher, die in der Lage ist, dieses Thema zu beherrschen. Wir im Lande haben sie nicht», richtete der Minister eine Aufforderung an den Bund.
Laut Backhaus werden die alten Kiefernbestände seit Jahrzehnten nicht mehr forstlich bewirtschaftet. Somit liege auch extrem trockenes Altholz am Boden. «Das brennt wie Zunder.»
Rauchschwaden zogen am Montag bis nach Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Dort waren Menschen aufgerufen, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Der Brandgeruch war auch im rund 200 Kilometer entfernten Berlin wahrnehmbar. Die Hauptstadt-Feuerwehr twitterte: «Der Geruch ist lästig, aber nicht gefährlich.» (best/dpa)
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