Der Vergnügungspark Disney World schließt, eine Klinik errichtet eine Flutmauer und Joe Biden sagt seinen Deutschlandbesuch ab - Florida erwartet nach dem letzten Sturm eine erneute Hurrikan-Krise.

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In Sorge vor schwerer Zerstörung wappnet sich der US-Bundesstaat Florida für den herannahenden Hurrikan "Milton". Derzeit in der höchsten Hurrikan-Kategorie 5 eingestuft, soll der Sturm nach Berechnungen des US-Wetterdienstes am späten Mittwochabend (Ortszeit) an Floridas Westküste auf Land treffen. Laut dem Hurrikanzentrum sollen sich die Wetterbedingungen in der Region um die Küstenmetropole Tampa bereits im Laufe des Tages erheblich verschlechtern.

Nach Einschätzung von Experten dürfte "Milton" sich zwar etwas abschwächen, bevor er Land erreicht, doch vor allem seine enorme Ausdehnung birgt erhebliches Zerstörungspotenzial. Lebensgefährliche Sturmfluten an der Küste, Sturmböen und heftige Regenfälle seien zu erwarten. Auch war die Entstehung mehrerer Tornados im Zentrum und Süden der Halbinsel Floridas sind demnach wahrscheinlich.

Sorge bereiteten den Behörden bisher nicht geräumte Trümmer, die Sturm "Helene" bei seinem Durchzug vor nicht einmal zwei Wochen hinterlassen hatte. Befürchtet wird, dass herumliegender Schrott in bereits verwüsteten Gebieten sich mit dem nächsten Sturm in tödliche Geschosse verwandeln könnte.

Im Westen von North Carolina verursachte Sturm Helene am 8. Oktober 2024 massive Überschwemmungen, die Häuser zerstörten und Menschenopfer forderten. © Getty Images/Mario Tama

Hurrikan könnte die Küste Floridas verändern

Das Kartografie-Institut USGS zeichnet zudem ein weiteres düsteres Bild: Die Geologen warnen davor, dass "Milton" Floridas Küste nachhaltig verändern kann. Die Wissenschaftler gehen aktuell davon aus, dass 95 Prozent der Sandstrände an der Westküste durch den Hurrikan überschwemmt werden, sie sprechen sogar vom "gravierendsten Ausmaß an Küstenveränderungen".

In der Folge könnte das zu Überflutungen hinter Sanddünen führen – und sich auf Küstengemeinden auswirken. Durch den Schaden, den "Helene" erst vor wenigen Tagen angerichtet hat, sei die Gegend zudem besonders anfällig für weitere Zerstörung.

Rund 15 Fischer in Mexiko vermisst

Vor der mexikanischen Halbinsel Yucatán werden nach Angaben des nationalen Fischerverbands vier Boote mit rund 15 Fischern vermisst. Es habe nach dem Sturm keine Kommunikation mehr mit ihnen gegeben, sagte der Präsident des Verbandes in Yucatán, Enrique Sánchez, dem Fernsehsender N+.

Die Präsidentin des lateinamerikanischen Landes, Claudia Sheinbaum, bestätigte bei ihrer täglichen Pressekonferenz, dass einige Fischerboote noch vermisst würden. Ein Boot sei nach Angaben der Marine inzwischen gefunden worden. Zur Zahl der noch vermissten Fischer und Boote machte die Präsidentin keine Angaben. Medienberichten zufolge sollen die Boote bereits auf See gewesen sein, als sich "Milton" schnell zu einem starken Hurrikan entwickelte.

Schließungen, Flutmauern und Geisterstädte

Einwohner der gefährdeten Gebiete hatten in den letzten Tagen versucht, ihre Häuser sturmsicher zu machen. Tampas General Hospital ließ eine Flutmauer errichten, um als Klinik in Betrieb bleiben zu können. Einrichtungen in Florida wie der Vergnügungspark Disney World, das Kennedy Space Center und mehrere Hochschul-Campus kündigten eine vorübergehende Schließung an.

Für die Region um Tampa galt eine Evakuierungs-Anordnung. Während einige Anwohner es dennoch vorzogen, sich in ihrem Zuhause zu verbarrikadieren, haben viele andere die vorübergehende Flucht angetreten. Die Stadt Treasure Island auf einer Landzunge westlich von Tampa gleiche nach der Abreise der meisten Einwohner einer "Geisterstadt", sagte deren Bürgermeister, Tyler Payne, dem Sender CNN.

Die Flucht aus der Region gestaltete sich laut CNN allerdings zuweilen schwierig - es gebe Staus und Treibstoffengpässe und Hotels seien ausgebucht. Zahlreiche Flughäfen der Region stellten zudem den Betrieb ein. Der Bundesstaat und die US-Regierung leiteten umfassende Vorbereitungen auf Hilfsmaßnahmen ein. Präsident Joe Biden hat seinen geplanten Deutschlandbesuch verschoben, um sich auf die Hurrikan-Krise zu konzentrieren. (dpa/mbo/bearbeitet von nap)

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Teaserbild: © dpa/National Oceanic and Atmospheric Administration/AP