Erneut zieht ein Tiefdruckgebiet über Teile Spaniens - nur zwei Wochen nach den verheerenden Überschwemmungen mit mindestens 223 Toten. Diesmal trifft es vor allem Andalusien.

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Unwetter in Spanien
Auch zwei Wochen nach dem Jahrhundert-Unwetter ist kein Ende der Aufräumarbeiten in Sicht. © Álex Zea/EUROPA PRESS/dpa

Nur zwei Wochen nach der sogenannten Jahrhundert-Flut in Spanien mit mehr als 220 Toten wird das Land von neuen heftigen Unwettern heimgesucht. Am schlimmsten betroffen war diesmal die andalusische Provinz Málaga. Die starken Niederschläge setzen dort zahlreiche Straßen unter anderem auch in der gleichnamigen Regionalhauptstadt unter Wasser. Der Bahn-, Auto- und Busverkehr wurden nachmittags erheblich beeinträchtigt, wie der staatliche Fernsehsender RTVE berichtete.

Die höchste Warnstufe Rot gilt noch bis Mittwochabend für Teile von Andalusien im Süden sowie auch für einige Gebiete der Region Katalonien im Nordosten des Landes. Dort werden bis Freitag starke Regenfälle erwartet, es könnten bis zu 180 Liter pro Quadratmeter innerhalb von zwölf Stunden fallen. Der Oktober war mit durchschnittlich 147 Litern Regen pro Quadratmeter der nasseste Monat in Spanien seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Außerdem gab der nationale Wetterdienst Aemet unter anderem für Teile der Region Valencia die zweit- und dritthöchste Unwetterwarnung aus. Das verheerende Unwetter vom 29. Oktober hatte vor allem diese Region im Osten Spaniens in Mitleidenschaft gezogen. In Valencia wurden fast 80 Gemeinden schwer zerstört und mindestens 215 Todesopfer registriert. 17 Menschen gelten dort noch als vermisst.

3.000 Menschen in Provinz Málaga evakuiert

In der andalusischen Provinz Málaga wurden 3.000 Menschen in einem von Überschwemmungen bedrohten Flussgebiet vorsorglich evakuiert, wie die Nachrichtenagentur Europapress berichtet. Die Stadt Málaga rief Bewohner, die nahe dem Fluss Campanillas wohnen, zur Evakuierung auf.

In Málaga wurden vorerst keine Todesopfer oder Verletzte gemeldet. Die Stürme verursachten aber in dieser und auch in der benachbarten Provinz Granada nach Medienberichten große Probleme. Einige Bus- und U-Bahnlinien wurden unterbrochen. Teile des Bahnverkehrs wurden vorläufig eingestellt, darunter die für Spanien wichtige Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen Málaga und der Hauptstadt Madrid.

Der Regen und die starken Winde brachten auch das Programm der Weltspitze im Frauentennis durcheinander: Um die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten, verschoben die Organisatoren des Billie Jean King Cups die Auftaktpartie zwischen Gastgeber Spanien und Polen auf Freitag.

Wegen der erneuten Regenfälle blieben in den Regionen Andalusien und Katalonien am Mittwoch die Schulen und Universitäten größtenteils geschlossen. Auch einige Gerichte und Ämter blieben zu. Die Behörden versandten Warnmeldungen an Bewohner, diese sollten möglichst zu Hause bleiben.

Einsatzkräfte sind immer noch damit beschäftigt, die Kanalisation freizubekommen

Für Teile der von den Unwettern vor zwei Wochen besonders stark getroffenen Region Valencia gilt die zweithöchste Warnstufe Orange. Dort waren weniger schwere Regenfälle vorhergesagt, die Behörden befürchteten jedoch eine Überlastung der teilweise immer noch mit Schlamm verstopften Abwassersysteme.

In einigen Gemeinden bemühten sich Einsatzkräfte vor den erwarteten Regenfällen, vor allem die Kanalisation freizubekommen, damit das Regenwasser ungehindert abfließen kann. Viele Straßen sind weiterhin von ineinandergeschobenen Autos und Hausrat blockiert.

Nach Überschwemmung in Spanien
Vielerorts sind die Spuren der Verwüstung noch zu sehen. © dpa / Alberto Saiz/AP/dpa

Über der Ferieninsel Mallorca waren bereits Dienstagnachmittag und in der Nacht starke Regenfälle niedergegangen, es gab örtlich einige kleine Erdrutsche sowie umgestürzte Bäume, wie der Notdienst der Balearen auf X mitteilte. Am Morgen schien aber schon wieder größtenteils die Sonne, die Unwetter zogen gen Westen Richtung Festland. Nur für die Ostküste der Insel galt noch die dritthöchste Warnstufe Gelb.

Anwohnerin: "Jeder Tropfen Wasser bedeutet Angst"

Das Tiefdruckgebiet basiert auf demselben und für den Mittelmeerraum typischen Phänomen "Kalter Tropfen" wie jenes vom 29. Oktober. Dabei fiel stellenweise binnen acht Stunden so viel Wasser wie sonst in einem ganzen Jahr - örtlich bis zu 490 Liter pro Quadratmeter, wie Aemet mitteilte.

Dieses Mal erwarten Meteorologen aber keine so großen Regenmengen. Dennoch sind viele Menschen nach dem sogenannten Jahrhundertwetter vor zwei Wochen in großer Sorge. "Jeder Tropfen Wasser bedeutet Angst", sagte eine Frau dem staatlichen Sender RTVE.

"Wir haben bereits unsere Autos und den größten Teil unseres Hauses verloren, und wir haben auch keine Arbeit mehr. Wir haben also nichts mehr zu verlieren", sagte Carlos Moltó, ein Einwohner der Gemeinde Picanya, dem regionalen Fernsehsender A Punt in Valencia.

Das benachbarte Paiporta wurde erneut überflutet, wie die Zeitung "Las Provincias" berichtete. Viele Bewohner hatten ihre Häuser mit Brettern oder Sandsäcken verbarrikadiert. Bei den Überschwemmungen vor zwei Wochen waren an vielen Häusern die Türen zerstört worden. Die örtlichen Behörden riefen die freiwilligen Helfer, die die Aufräumarbeiten unterstützten, dazu auf, zu Hause zu bleiben. Auch Paiporta war bei dem Hochwasser in Valencia besonders schlimm getroffen worden.

Nach den Überschwemmungen, die die schlimmsten in Spanien seit Jahrzehnten waren, machte sich in der Bevölkerung große Wut über das Vorgehen der Behörden breit. Vor allem Regionalpräsident Carlos Mazón wird vorgeworfen, zu spät auf die Katastrophe reagiert zu haben. Rund 130.000 Menschen demonstrierten am Samstag in Valencia gegen das Krisenmanagement der Behörden. (dpa/AFP/bearbeitet von ank)

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Teaserbild: © Álex Zea/EUROPA PRESS/dpa