Massiver Wintereinbruch mit sehr starken Schneefällen in Süddeutschland: Besonders betroffen sind der Alpenraum und die bayerische Voralpenregion, für die es eine Unwetter-Warnung gibt. Wintersportler können sich über den Neuschnee nur bedingt freuen.
Am Freitag hat in weiten Teilen Süddeutschlands Schneefall eingesetzt, der in Bayern vom Karwendel bis zu den Berchtesgadener Alpen auch kräftiger ausfällt. Der deutsche Wetterdienst hat für den bayerischen Voralpenraum eine aktuelle Unwetter-Warnung herausgegeben.
Bis zu 10 Zentimeter Neuschnee sind hier in kurzer Zeit möglich, berichtet der DWD. Wetter Online geht gar im Tagesverlauf von Neuschneemengen bis zu einem halben Meter in Bayern aus.
"Diese regelrechten Schneemassen werden sicherlich zu Behinderungen im Straßen- und Schienenverkehr führen", sagt ein DWD-Meteorologe.
Darauf verweist auch Dominik Jung vom Portal wetter.com: "Von München an südwärts kann einiges an Neuschnee vom Himmel kommen. Dort muss man in den nächsten Stunden und Tagen mit starken Beeinträchtigungen rechnen", erklärt der Diplom-Meteorologe.
Wintereinbruch im Rückreiseverkehr
Zudem setzt der Rückreiseverkehr ein: In vielen Bundesländern enden an diesem Wochenende die Weihnachtsferien. Auf den Straßen wäre es also ohnehin eng geworden, bei der aktuellen Wetterlage ist zusätzliche Vorsicht geboten.
Angesichts des Wintereinbruchs hat auch die Deutsche Bahn eine Wetter-Warnung für Bahn-Reisende ausgegeben und hält "Beeinträchtigungen im Bahnverkehr aufgrund des angekündigten Wintereinbruchs in Bayern" für möglich.
Aktuelle Informationen zur Lage auf den Schienen finden Sie hier. Auch die Münchner S-Bahn warnt vor möglichen witterungsbedingte Störungen.
Im restlichen Land fällt am Freitag der Niederschlag als Regen. Auch hier muss mit erheblicher Glättegefahr durch überfrierende Nässe gerechnet werden.
Im Erzgebirge, Bayerischen Wald, dem Allgäu und Werdenfelser Land schneit es hingegen weiter. Bis zum Abend können dadurch noch einige Zentimeter Neuschnee hinzukommen.
Die Temperaturen bewegen sich zwischen minus 1 und plus 8 Grad.
Massive Schneefälle an den Alpen
Die Schneefälle halten in den Hochlagen der Mittelgebirge sowie am Alpenrand und in den Alpen bis Samstag an, etwa 5 bis 10 Zentimeter Neuschnee kommen hier hinzu.
Die Temperaturen werden aber deutlich milder. An den Alpen und in den Hochlagen um 0 Grad, sonst steigen die Höchstwerte bereits wieder auf 2 bis 9 Grad.
Am Sonntag verstärken sich die Schneefälle in und an den Alpen dann erneut. Der DWD spricht von "erheblichen Neuschneemengen".
Ähnliches, wenn auch wohl in etwas geringerer Intensität, gilt auch für Hochlagen im Schwarzwald, auf der Alb und im Bayerischen Wald.
In einem breiten Streifen von der Nordsee über Mitteldeutschland fällt dagegen Regen, in Teilen Sachsens kann es noch schneien, allerdings nicht so stark und anhaltend wie im Süden.
Die Höchsttemperaturen bewegen sich im Süden zwischen 0 und 6 Grad, im Nordwesten zwischen 5 und 8 Grad und an den Alpen um den Gefrierpunkt.
In den Alpen bleibt die Lage zudem prekär, die anhaltenden Schneefälle schwächen sich nur langsam ab. Die Neuschneemenge kann bis auf über einen Meter anwachsen.
Achtung: Erhebliche Lawinengefahr!
Wintersportler können sich nur bedingt über den Neuschnee freuen, den die Lawinengefahr ist gerade an der Alpennordseite erheblich.
Bereits am Freitag meldet der bayerische Lawinenwarndienst durchgehen die Stufe 3 oberhalb der Waldgrenze, in den Berchtesgadener Alpen gilt sogar die höchste regionale Warnstufe 4.
"Das Hauptproblem sind Triebschneeansammlungen", erklärt der Lawinenwarndienst und warnt eindringlich vor Schneebrettlawinen, die "bereits bei geringer Zusatzbelastung, zum Beispiel durch einen einzelnen Skifahrer" ausgelöst werden.
In neuschneereichen und triebschneebeladenen Gebieten könnten sich zudem große Schneebrettlawinen und Lockerschneelawinen auch von alleine lösen.
Wer das Neuschnee-Wochenende für einen Skiausflug einplant, muss also nicht nur mit erheblichen Gefahren im Straßenverkehr und den Passstraßen rechnen, sondern vor allem auch beim Skifahren abseits der Piste.
Hier sei "großes lawinenkundliches Beurteilungsvermögen" nötig, so der Lawinenwarndienst. Er erwartet durch die massiven Schneefälle ab Freitagabend, dass die Lawinengefahr weiter ansteigen wird.
Wichtige Infos zu Lawinenwarnstufen
In Europa gibt es insgesamt fünf Lawinenwarnstufen. Experten sehen die dritte am gefährlichsten: "Bei den Stufen 1 und 2 kann man unter Einhaltung der gebotenen Vorsicht und mit einiger Erfahrung grundsätzlich problemlos Skitouren unternehmen. Bei 4 und 5 geht sowieso kein vernünftiger Mensch", fasst es ein österreichischer Bergretter zusammen. "Und 3 wird leider oft gravierend unterschätzt, daher passieren gerade bei dieser Warnstufe die meisten Unfälle mit Toten und Verletzten."
Lawinenwarnstufen sind - ähnlich wie die Erdbeben-Skala - nicht linear wie ein Schulnoten-System aufgebaut, sondern exponenziell.
Stufe 3 ist beispielsweise also nicht einfach eine Einheit gefährlicher als Stufe 2, sondern drei Mal so gefährlich.
Auf einen Blick die Informationen, die Leben retten können: Die Lawinenwarnstufen und ihre Erklärungen auf einer Grafik des Europäischen Lawinenwarndienstes. (mwo)
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