Laut BR-Recherchen arbeiten mehr als 100 Menschen mit rechtsextremem Hintergrund für die AfD-Abgeordneten im Bundestag. Die AfD spricht von einer Kampagne gegen sie.

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Für die AfD-Bundestagsfraktion und AfD-Abgeordnete sollen einem Medienbericht zufolge mehr als 100 Personen aus Organisationen arbeiten, die von deutschen Verfassungsschutzämtern als rechtsextremistisch eingestuft werden.

Der Bayerische Rundfunk (BR) stützt sich in einem am Dienstag veröffentlichten entsprechenden Bericht auf "interne Namenslisten" aus dem Bundestag und Mitarbeiterverzeichnisse aus der AfD-Fraktion, die er einsehen konnte. Die Fraktion wies den Bericht scharf zurück und sprach von einer Kampagne.

Besonders viele Mitarbeiter gehören zur Jungen Alternative

Unter den Mitarbeitern sollen laut BR Personen sein, die namentlich in Verfassungsschutzberichten erwähnt werden, die Führungspositionen in beobachteten Organisationen innehaben und die als Referenten beim als rechtsextremistisch eingestuften Institut für Staatspolitik (IfS) in Schnellroda aufgetreten sind.

Auch ein Vertreter des Vereins "Ein Prozent", der vom Inlandsgeheimdienst zur sogenannten neuen Rechten gezählt wird und ebenfalls als rechtsextremistisch eingestuft wurde, ist demnach darunter. Es soll auch Angestellte geben, die im Zusammenhang mit der "Reichsbürger"-Bewegung und einer rechtsextremen Prepper-Gruppe stehen.

Einen großen Teil der mehr als 100 Mitarbeiter, von denen die Rede ist, machen den Recherchen zufolge Mitglieder der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative (JA) aus. Diese wird vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft. Ebenso geht es um Mitarbeiter aus den AfD-Landesverbänden Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, die von den dortigen Verfassungsschutzämtern auch als gesichert rechtsextremistisch eingestuft werden. Allein rund 25 Beschäftigte sind demnach in der JA und "Dutzende" kommen laut dem Bericht aus den drei genannten Landesverbänden.

AfD-Chefin Alice Weidel

Neuer Bericht des Verfassungsschutzes über die AfD

Das Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet die AfD seit Jahren genau. Im März 2021 stufte die Behörde die einst als Anti-Euro-Bewegung gestartete Partei als rechtsextremistischen Verdachtsfall ein. Dagegen kämpft die AfD seitdem an. Im Frühjahr 2024 stehen sich deren Anhänger und Widersacher zahlreicher denn je gegenüber.

AfD-Geschäftsführer spricht von Kampagne gegen die Partei

Die AfD-Partei- und Fraktionschefs Alice Weidel und Tino Chrupalla wiesen den Bericht zurück. "Das ist so lächerlich, an den Haaren herbeigezogen", sagte Weidel bei einem Presse-Statement am Dienstag in Berlin vor einer Sitzung der Bundestagsfraktion. Es gehe darum, "die AfD weiter zu diskreditieren".

Tino Chrupalla nannte die Recherchen zu den Mitarbeitern diffamierend. Die Beschäftigten seien intern von der Fraktion geprüft worden "und alle, die hier arbeiten, die einen Hausausweis besitzen, sind auch vom Bundestag geprüft. Das sind unbescholtene Bürger, gegen die nichts vorliegt".

Chrupalla wies darauf hin, dass auch er in Sachsen einem AfD-Landesverband angehöre, der vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft wurde. "Was bin ich für Sie?", fragte er die anwesenden Journalisten.

Insgesamt arbeiten den BR-Recherchen zufolge mehr als 500 Personen für die AfD-Bundestagsfraktion oder ihre Abgeordneten. Die Fraktion hat 78 Abgeordnete. Mehr als die Hälfte dieser Abgeordneten beschäftigt Mitarbeiter, die in einer als rechtsextrem eingestuften Organisation tätig sind. Darunter sind nach den Recherchen auch die Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla. (afp/dpa/the/fab)

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