Der Bundesvorstand der Grünen Jugend wirft geschlossen hin. Doch damit nicht genug: Die Nachwuchspolitiker wollen den Grünen künftig Konkurrenz machen.

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Die Nachricht hat es dreifach in sich: Nicht nur, dass der zehnköpfige Bundesvorstand der Grünen Jugend aus Unzufriedenheit mit der Politik der Grünen geschlossen zurücktritt. Nicht nur, dass die sieben Frauen und drei Männer auch gleich angekündigt haben, aus der Partei auszutreten. Die Nachwuchspolitiker wollen den Grünen in Zukunft auch noch Konkurrenz machen.

In ihrer Austrittserklärung heißt es: "Wir wollen dazu beitragen, dass es bald eine starke linke Partei in Deutschland geben kann. Eine Partei, die nicht so ist wie alle anderen." Es brauche eine "politische Kraft, die dafür kämpft, die Wirtschaft endlich in den Dienst der Menschen zu stellen" und sich um ihre Sorgen kümmere. In einem ersten Schritt wollen sie dafür einen "neuen, dezidiert linken Jugendverband" gründen. Unter dem Slogan "Zeit für was Neues" werben die jungen Aussteigerinnen und Aussteiger für ihr Projekt.

Konkurrenz zur Grünen Jugend geplant

Bis zum Bundeskongress der Grünen Jugend vom 18. bis 20. Oktober bleibt der Vorstand noch im Amt und will seine Aufgabe gewissenhaft zu Ende führen. Danach soll es dann losgehen mit der Grundlage für die neue Partei. "Wir machen allen ein Angebot, mit uns an einem anderen Ort Politik zu machen", heißt es von den Vorsitzenden Svenja Appuhn und Katharina Stolla. Zu ihren Mitstreiterinnen gehört auch die frühere Bundesvorsitzende der Grünen Jugend, Sarah Lee Heinrich.

Die jungen Politikerinnen und Politiker begründen den radikalen Schritt am Mittwochabend mit "Konflikten zwischen grüner Partei und Grüner Jugend" und damit, dass die Politik "nur noch von rechts getrieben" werde. Es war der zweite Hammer für die Partei binnen eines Tages: Am Vormittag hatten die Bundesvorsitzenden der Grünen, Ricarda Lang und Omid Nouripour, ihren Rücktritt angekündigt. Die scheidenden Vorstandsmitglieder der Jugendorganisation betonten, dass sie ihre Entscheidung bereits getroffen hatten, bevor sie vom Rückzug Langs und Nouripours wussten.

Abgeordnete Künast weint Abtrünnigen nicht nach

Auslöser dürfte in beiden Fällen gewesen sein, dass die Wähler in Brandenburg die Grünen bei der Landtagswahl am Sonntag aus dem Landtag gekegelt hatten. Auch in Thüringen hatte die Partei den Wiedereinzug Anfang des Monats verpasst. In Sachsen reichte es mit Ach und Krach.

Die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Katharina Dröge, hat den Parteiaustritt des Vorstands der Jugendorganisation kritisiert. Sie hätte "geraten, dass diejenigen, die jetzt die Grüne Jugend verlassen, dass die bleiben und für eine andere Politik werben", sagte Dröge im Deutschlandfunk. Bundestagsabgeordnete Renate Künast sieht die Sache hingegen gelassen. "Da wundere ich mich nicht und da weine ich auch nicht", so ihr Kommentar gegenüber dem RBB Inforadio. Für ihre Begriffe sei der Vorstand der Grünen Jugend "nicht realitätstauglich" gewesen und habe "einen Klassensystem-Sozialismus aufbauen" wollen. Sie glaube, dass viele junge Menschen sich in und um die Partei nun freier engagieren können. (dpa/afp/bearbeitet von mcf)

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