Trotz oder gerade wegen steigender Flüchtlingszahlen ist weltweit die Akzeptanz für Migranten gesunken. Das geht aus einer nun veröffentlichten Erhebung des US-Markt- und Meinungsforschungsinstitute Gallup hervor. Die Studie zeigt auch: Europäische Länder sind besonders intolerant.

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Weltweit mussten im vergangenen Jahr annähernd 80 Millionen Menschen ihre Heimat verlassen – so viel wie nie zuvor. Zugleich ist die Akzeptanz für Migranten weltweit gesunken. Das zeigt eine am Mittwoch veröffentlichte Erhebung des US-Markt- und Meinungsforschungsinstitute Gallup.

Demnach sank zwischen 2016 und 2019 der Wert des Migrant Acceptance Index von 5,34 auf 5,21 Punkte. Je höher die Punktzahl, desto höher ist Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber Migranten. Die maximal mögliche Punktzahl beträgt 9,0 - die minimal mögliche Null.

Auf Basis mehrerer Fragen hatte Gallup die Akzeptanz in 140 (2016 und 2017) beziehungsweise 145 Ländern (2019) bewertet. Dabei führen europäische Staaten die Liste der am wenigsten toleranten Länder an:

  • Nordmazedonien – 1,49
  • Ungarn – 1,64
  • Serbien – 1,79
  • Kroatien – 1,81
  • Bosnien und Herzegowina – 1,85
  • Montenegro – 1,87
  • Lettland – 2,25
  • Thailand – 2,48
  • Slowakei– 2,52
  • Türkei – 2,53

Akzeptanz von Migranten in Südamerika drastisch gefallen

Aus Sicht des auf die Region spezialisierten Nachrichtenportals "Balkan Insight" könnte ein Grund für die niedrige Akzeptanz in den südosteuropäischen Ländern die sogenannte Balkan-Route sein.

Demnach sei etwa Bosnien und Herzegowina nicht mehr in der Lage, alle Migranten und Flüchtlinge zu versorgen, die das Land auf dem Weg in die EU durchqueren. Viele Menschen schlafen deshalb in Wäldern, Baracken, verlassenen Häusern oder am Straßenrand.

Am meisten gesunken ist die Akzeptanz jedoch in einigen Ländern Südamerikas, darunter Peru, Ecuador und Kolumbien. Wegen der humanitären und politischen Krise haben Millionen Venezolaner ihr Heimatland verlassen und sind in benachbarte Staaten geflohen.

"Ursprünglich wurden viele der Migranten und Flüchtlinge in diesen Ländern willkommen geheißen", schreibt Gallup. Die öffentliche Stimmung habe sich dort aber gedreht, als die Wirtschaft sowie die Gesundheits-, Bildungs- und Sozialhilfesysteme ins Straucheln gerieten.

Toleranz sank in Ländern, wo rechte Parteien an Boden gewannen

Des Weiteren sei die Toleranz gegenüber Migranten auch in Ländern "deutlich" zurückgegangen, in denen das Thema die Menschen polarisiert und deshalb "rechte, einwanderungsfeindliche Parteien" an Boden gewannen, wie etwa in Belgien und der Schweiz.

Umgekehrt hatte sich Gallup zufolge in Polen die Einstellung gegenüber Migranten "deutlich verbessert". Und dass obwohl die nationalkonservative Regierung, wie einige andere EU-Staaten auch, 2018 gegen den Migrationspakt der Vereinten Nationen stimmte.

Die Länder, in denen die Akzeptanz für Migranten am höchsten ist (laut Gallup Migrant Acceptance Index):

  • Kanada – 8,46
  • Island – 8,41
  • Neuseeland – 8,32
  • Australien – 8,28
  • Sierra Leone – 8,14
  • USA – 7,95
  • Burkina Faso – 7,93
  • Schweden – 7,92
  • Tschad – 7,91
  • Irland – 7,88
  • Ruanda – 7,88

(mf)

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