• In der Downing Street soll im Dezember 2020 einen Weihnachtsparty stattgefunden haben - unter Missachtung der Corona-Regeln.
  • Tagelang haben Premier Johnson und seine Kabinettskollegen vehement abgestritten, dass die Veranstaltung stattgefunden hat.
  • Als wäre das nicht genug, wird Johnson gleichzeitig von einem alten Skandal eingeholt.

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Die Affäre um angebliche Lockdown-Partys in der Downing Street und andere Verstrickungen lassen den Druck auf den britischen Premierminister Boris Johnson weiter wachsen. Selbst der üblicherweise sehr regierungsnahe "Telegraph" spekulierte am Donnerstag über den "Anfang vom Ende für Boris?". Die Opposition forderte lautstark Johnsons Rücktritt, sollte dieser die Öffentlichkeit hinters Licht geführt haben - wofür es aktuell einige Anzeichen gibt.

Tagelang stritten der Premier und seine Kabinettskollegen vehement ab, dass während des Lockdowns im vergangenen Jahr Weihnachtspartys in der Downing Street stattgefunden haben sollen. Nach einem geleakten Video, das einen anderen Schluss nahelegt, entschuldigte sich Johnson schließlich im Parlament - allerdings nicht für eine Party seiner Mitarbeiter, sondern für das Video, bei dem seine frühere Pressesprecherin mit Kollegen darüber scherzte, wie eine solche Party öffentlich zu rechtfertigen wäre.

Johnson stritt weiterhin ab, dass es zu einem Regelbruch gekommen war, leitete aber eine interne Untersuchung ein. Diese soll nun auch andere Veranstaltungen unter die Lupe nehmen, die in Medienberichten als weitere Partys im Londoner Machtzirkel in Verdacht gekommen sind.

Gleichzeitig hat der Chef der konservativen Tory-Partei wütende Hinterbänkler im Rücken, die es für übertrieben halten, dass Johnson nach langem Zögern nun wegen der Omikron-Variante die Corona-Maßnahmen wieder verschärft hat. Insbesondere die geplanten 3G-Nachweise für Großveranstaltungen haben unter den Briten viele Gegner, da sie als spaltend und diskriminierend verschrien sind. Parteikollegen warfen Johnson ohnehin vor, es handele sich bei den Maßnahmen um ein Ablenkungsmanöver.

Skandal um Umbau der Dienstwohnung holt Johnson ein

Als wäre das nicht genug, wird Johnson gleichzeitig von einem alten Skandal eingeholt: Die Tory-Partei muss nach der Entscheidung der britischen Wahlkommission mehr als 20.000 Euro (17.800 Pfund) Strafe zahlen, weil sie eine Spende für den Luxus-Umbau von Johnsons Dienstwohnung nicht ordnungsgemäß anmeldete.

Schon vor einigen Monaten war der konservative Premier in Erklärungsnot geraten, weil die hohen Kosten der Luxus-Renovierung wie auch deren Finanzierung vielen Briten übel aufgestoßen waren. Ein internes Gutachten hatte Johnson jedoch bescheinigt, zwar unklug vorgegangen zu sein, aber nicht gegen den Verhaltenskodex für Regierungsmitglieder verstoßen zu haben. Der Umbau soll Berichten zufolge bis zu 200.000 Pfund (rund 233.000 Euro) teuer gewesen sein.

Trotz aller Negativ-Schlagzeilen für Johnson, die das Nachrichtenportal Politico als schlimmste jemals bezeichnete, gab es privat für den bereits sechsfachen Vater Grund zur Freude: Seine Frau Carrie Johnson brachte am Donnerstag eine gemeinsame Tochter zur Welt. Ob der Nachwuchs Nummer Sieben den Druck auf den Politiker mindern wird, ist offen.  © dpa

Tränen-Auftritt: Boris Johnsons Beraterin Stratton tritt wegen Weihnachtsfeier zurück

In dem Skandal um eine mutmaßliche Weihnachtsfeier in der Downing Street ist es zum Rücktritt von Boris Johnson Beraterin Allegra Stratton gekommen. Bis zu 50 Regierungsmitarbeiter sollen auf der Feier im letzten Jahr Corona-Maßnahmen gebrochen haben. Zu dem Zeitpunkt waren Kontakte durch die Regierung strikt untersagt worden. (Teaserbild: picture alliance/dpa/PA/Jonathan Brady)
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