Nach dem gescheiterten Referendum über mehr politische Mitsprache der Indigenen in Australien sind führende Vertreter der Ureinwohner mit den Gegnern hart ins Gericht gegangen. Millionen von Australiern hätten eine "entsetzliche und niederträchtige Haltung" an den Tag gelegt, deren Konsequenz "sich für immer in die Geschichte Australiens einbrennen" werde, schrieben sie am Montag in einem offenen Brief an die Regierung.

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"Die Wahrheit ist, dass die Mehrheit der Australier wissentlich oder unwissentlich eine beschämende Tat begangen hat, der man nichts Positives abgewinnen kann", heißt es in dem Schreiben weiter. Diese werde noch "für Jahrzehnte unglaublich und entsetzlich bleiben".

Bei dem historischen Referendum am 14. Oktober hatten mehr als 60 Prozent der Australier gegen eine entsprechende Reform der Verfassung aus dem Jahr 1901 gestimmt. Die Ablehnung zog sich durch alle Bundesstaaten des Kontinents. Führende Vertreter der Indigenen hatten daraufhin eine "Woche des Schweigens" und der Trauer eingelegt. Diese endete nun mit dem offenen Brief, der nach Angaben eines Vertreters der "Ja"-Kampagne bewusst nicht unterzeichnet war, um alle Indigenen einzubeziehen.

Die Verfasser machten für das Nein neben mangelnder Überparteilichkeit auch "Lügen in der politischen Werbung und Kommunikation" verantwortlich: Die Flut von "vorsätzlicher Desinformation" habe einen "Tsunami des Rassismus gegen unser Volk" ausgelöst, heißt es in dem Brief.

Ziel der Reform war ein in der Verfassung verankertes Recht für die indigene Minderheit, bei Gesetzen angehört zu werden, die sie betreffen. Die Gegner der Reform, zu denen auch die konservative Opposition zählt, warnten vor besonderen Privilegien für Aborigines und Torres-Strait-Insulaner. Die Auseinandersetzung wurde erbittert geführt. Auch Falschinformationen wurden verbreitet; etwa, dass die Verfassungsänderung Enteignungen nach sich ziehen werde.

Vize-Regierungschef Richard Marles sagte am Montag als Reaktion auf den Brief, das Ergebnis des Referendums sei "nicht das, was ich mir erhofft habe". Die Labor-Regierung werde nun gemeinsam mit den Ureinwohnern über das weitere Vorgehen beraten.


  © AFP

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