Haltestelle Dresden, und der Kanzler steigt zu: Olaf Scholz besucht bei einem Besuch an diesem Donnerstag in der sächsischen Landeshauptstadt auch ein Demokratieprojekt der örtlichen Verkehrsbetriebe. Dafür trifft sich der SPD-Politiker nachmittags mit Mitarbeitern in einer stehenden Straßenbahn auf dem Betriebshof der Verkehrsbetriebe, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Konkret geht es um Erfahrungen mit dem Projekt "metro_polis".

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Damit verknüpfen die Macher die Vision, die Straßenbahn als lebendigen Ort der Demokratie zu begreifen und für Meinungsbildung nutzen. Das Projekt findet mehrmals pro Woche im letzten Abteil einer fahrenden Straßenbahn statt, die im normalen Linienbetrieb unterwegs ist. Dort bilden sich Gesprächsrunden mit Fahrgästen. Das Team von "metro_polis" moderiert dabei Diskussionen zu den relevanten Themen wie Flucht und Asyl, Klima, soziale Gerechtigkeit oder auch Einsamkeit, Mobbing und Stressbewältigung.

"In der Bahn erleben und hören wir die unglaublichsten Geschichten", erklärte Projektleiterin Kristina Krömer: "Viele Fahrgäste sind froh, unverhofft im Alltag auf Menschen zu treffen, die an ihrer Lebenswelt und ihren Erfahrungen interessiert sind. Wir bekommen aber auch viel Ablehnung von Fahrgästen, die davon ausgehen, dass wir sie belehren wollen."

Scholz bezeichnete das Projekt vorab als großartige Initiative. Sie leiste wertvolle Arbeit für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. "Miteinander sprechen, unterschiedliche Meinungen austauschen und aushalten, andere Ansichten verstehen lernen und vielleicht sogar gemeinsame Standpunkte entwickeln – das fördert die Gesprächskultur in unserem Land im allerbesten Sinne. All das auch noch in den Wagen der Dresdner Straßenbahn zu organisieren, zeugt von Kreativität und Einfallsreichtum der Initiatorinnen und Initiatoren", wurde der Bundeskanzler in einer Mitteilung zitiert.

Das Projekt begann 2019. Nach einer Corona-Pause gelang 2022 der Neustart. Inzwischen ist "metro_polis" drei bis vier Mal in der Woche in allen Ecken der Stadt unterwegs. Sieben Menschen zählen zum Team. Bislang haben sie insgesamt etwa 560 Stunden in der Bahn verbracht und fast 5700 Personen zum Diskutieren gebracht, hieß es. Eine Fahrt dauert etwa dreieinhalb Stunden. Pro Stunde nehmen im Schnitt zehn Fahrgäste an den Gesprächen teil.   © dpa

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