Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hat angesichts neuer Daten zum Kinderzuschlag eine deutliche Erhöhung der Familienleistungen gefordert. "Die Bundesregierung wäre klug beraten, die Kindergrundsicherung jetzt auskömmlich auszustatten, damit Kinderarmut sich gar nicht erst verfestigt", sagte Fratzscher der Düsseldorfer "Rheinischen Post" vom Freitag.
"Die neuesten Zahlen eines starken Anstiegs bei Kinderzuschlag und Bürgergeld deuten auf eine weitere erhebliche Zunahme der Kinderarmut in diesem Jahr hin", zeigte sich Fratzscher besorgt. Er bezog sich auf die Antwort der Bundesregierung auf eine Linken-Anfrage, über die die "Rheinische Post" am Vortag berichtet hatte.
Darin heißt es, die Zahl der Kinder und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien, die den staatlichen Kinderzuschlag erhalten, sei seit Jahresbeginn um rund 200.000 gestiegen. "Die Zahlen sollten eine dringende Warnung an die Bundesregierung sein, das Problem der Kinderarmut ernst zu nehmen und sie nicht durch eine unzureichende Kindergrundsicherung sich weiter verfestigen zu lassen", sagte der DIW-Präsident weiter.
Um die Kindergrundsicherung wird seit Monaten in der Koalition gerungen. Die Pläne von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) sehen vor, ab 2025 bestehende familienpolitische Leistungen zusammenzuführen und auszubauen. Zudem soll der Zugang erleichtert und weitgehend automatisiert werden. Paus kalkuliert dafür mit Kosten von zunächst jährlich 3,5 Milliarden Euro, die allerdings danach ansteigen dürften. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat bislang für 2025 lediglich zwei Milliarden Euro in der Finanzplanung vorgesehen und sperrt sich gegen zusätzliche Leistungen. © AFP
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