Die Serie rechtsextremer Drohbriefe an die Frankfurter Anwältin Seda Basay-Yildiz nimmt kein Ende. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, habe die Juristin erneut Zusendungen mit Drohungen erhalten. Diese würden nun aber Besonderheiten aufweisen.
Die Frankfurter Rechtsanwältin Seda Basay-Yildiz, Nebenklagevertreterin im NSU-Prozess, hatte erstmals im August 2018 rassistische Drohbriefe erhalten, unterschrieben mit "NSU 2.0".
Ein weiteres Schreiben in ähnlicher Aufmachung erhielt sie zu Beginn des neuen Jahres. Als Absender wurde erneut "NSU 2.0" angegeben.
Und die Serie an Drohbriefen, in deren Folge bei Ermittlungen eine rechtsextreme Chatgruppe innerhalb der Frankfurter Polizei aufgedeckt worden war, geht weiter.
Weitere Drohbriefe trotz Suspendierungen
Obwohl mittlerweile gegen sechs suspendierte Beamte Ermittlungsverfahren unter anderem wegen Volksverhetzung laufen, erhält Basay-Yildiz weitere Drohbriefe.
Diese scheinen den bereits bestehenden Verdacht zu erhärten, dass die Drahtzieher der Zusendungen innerhalb der Frankfurter Polizei zu verorten sind.
Bereits in dem Schreiben zu Jahresbeginn war laut "SZ" auf die Suspendierungen mit den Worten "Dir hirntoten Scheißdöner ist offensichtlich nicht bewusst, was du unseren Polizeikollegen angetan hast!" Bezug genommen worden.
Auch die zweijährige Tochter und weitere Familienmitglieder wurden erneut mit dem Tod bedroht: "Deiner Scheiß [Name der Tochter] reißen wir den Kopf ab ... und der Rest eurer Dönercrew wird ebenfalls kompetent betreut werden."
Nun berichtet die "Süddeutsche Zeitung" in ihrer Mittwochsausgabe von weiteren Zusendungen mit rassistischen Beschimpfungen und persönlichen Drohungen an Seda Basay-Yildiz.
Verräterisches Kürzel in jüngstem Schreiben
Dabei sei ein Kürzel verwendet worden, das nach Meinung von Psychologen des hessischen Landeskriminalamts ein weiteres Indiz für eine Quelle innerhalb der Polizei sein könnte: HLKA.
Dies sei im allgemeinen Sprachgebrauch der Bevölkerung unüblich, so die Ermittler. Hier würden normalerweise als Abkürzung für ein Landeskriminalamt das bekannte Kürzel LKA verwendet - ohne Berücksichtigung des entsprechenden Bundeslandes.
Der Zusatz "H" bei "HLKA" für das Bundesland Hessen sei üblicher Beamten- und Behörden-Sprech, erklären die Psychologen laut "SZ".
Und es gibt eine weitere Besonderheit der jüngsten Drohschreiben. Während die Faxe in der Vergangenheit mit "NSU 2.0" unterzeichnet worden waren, stand auf einem der aktuellen der Klarname eines bekannten Polizeiausbilders.
Die Ermittler gehen allerdings davon aus, dass dieser mit den Drohbriefen nichts zu tun hat, sondern nur eine falsche Spur gelegt werden soll. Neben dem Kürzel "HLKA" könne der Hinweis auf den Ausbilder aber ein weiterer Beleg dafür sein, dass die Drahtzieher über Insiderwissen verfügen.
"Wir schlachten deine Tochter!"
Seda Basay-Yildiz war während des Prozesses gegen den "Nationalsozialistischen Untergrund" als Nebenklagevertreterin der Familie eines NSU-Mordopfers bekannt geworden.
Zudem hatte sie den mutmaßlichen Leibwächter Osama Bin-Ladens, Sami A., im Fall seiner im Juli 2018 rechtswidrigen Abschiebung juristisch vertreten.
Anfang August des vergangenen Jahres hatte die Frankfurter Rechtsanwältin dann ein erstes Fax erhalten, in dem sie unter anderem als "miese Türkensau" bezeichnet worden war, die Deutschland "nicht fertig" machen würde. "Verpiss dich lieber, solange du hier noch lebend rauskommst, du Schwein! Als Vergeltung schlachten wir deine Tochter", zitierte die "SZ" damals aus dem Schreiben.
Auffällig war, dass darin sensible und persönliche Daten der Anwältin und ihrer Familienangehörigen auftauchten, auf die nur Behörden Zugriff haben.
Der Staatsschutz entdeckte damals bei seinen Ermittlungen, dass diese von einer Beamtin ohne dienstlichen Sachgrund auf einem Büro-Computer im ersten Frankfurter Polizeirevier abgerufen worden waren.
Verwendete Quellen:
- Süddeutsche Zeitung: "Neue Drohbriefe - Hessens Polizei gerät stärker in Bedrängnis"
- dpa
- AFP
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