Wegen des brutalen Todes von George Floyd bei einem Polizeieinsatz in den USA gehen seit Tagen Menschen weltweit auf die Straße. Vielen gilt der Verstorbene inzwischen als Held. Nun haben Freunde und Begleiter bei einer Trauerfeier Abschied von Floyd genommen.
Familie, Freunde und Vertreter der Politik haben mit einer emotionalen Trauerfeier im US-Bundesstaat Minnesota Abschied von George Floyd genommen.
Vor Floyds aufgebahrtem Sarg mischten sich am Donnerstag (Ortszeit) persönliche Worte mit Appellen, nach dessen Tod bei einem brutalen Polizeieinsatz den Kampf gegen die Benachteiligung von Afroamerikanern zu intensivieren. Im ganzen Land gingen erneut Tausende Menschen auf die Straßen, um für ein Ende von Polizeigewalt, Rassismus und anhaltender Ungleichheit zu demonstrieren.
Floyds Bruder Philonise erklärte, es sei bewegend, wie viele Menschen George inzwischen berührt habe. "Alle wollen Gerechtigkeit für George, wir wollen Gerechtigkeit für George, er wird sie bekommen", sagte er.
"Ich habe meinen Bruder geliebt." Zum Abschluss der Trauerfeier in Minneapolis stand die Gemeinde für fast neun Minuten schweigend - so lange, wie ein Polizist sein Knie brutal in Floyds Nacken gedrückt hatte.
Ein Opfer der Rassismus-Pandemie
Floyd ist nach Ansicht des Anwalts seiner Familie ein Opfer der "Pandemie des Rassismus" in den USA. Er sei nicht an der neuen Gefahr des Coronavirus gestorben, sondern infolge der systematischen Diskriminierung Schwarzer, "mit der wir in Amerika allzu vertraut sind", sagte Anwalt Benjamin Crump.
Er forderte die Menschen in den USA auf, weiter friedlich zu demonstrieren, um Gerechtigkeit für Floyd zu erreichen und Veränderungen einzufordern. Amerika werde dadurch ein besseres Land, ein Ort der Hoffnung werden, sagte er.
Der Bürgerrechtler und Prediger Al Sharpton sagte, es sei endlich Zeit für Amerika, die Diskriminierung Schwarzer zu beenden, vor allem in den Bereichen Polizei und Justiz.
"Es ist Zeit für uns, in Georges Namen aufzustehen und zu sagen: nehmt Euer Knie aus meinem Nacken", sagte Sharpton. Amerikaner müssten weiter friedlich demonstrieren, um wirkliche Veränderungen zu erzielen, forderte er. "Was George Floyd passiert ist, passiert jeden Tag in diesem Land", sagte Sharpton.
Am Samstag soll es in Raeford im Bundesstaat North Carolina noch eine weitere Trauerfeier für Floyd geben, am Dienstag soll er dann im texanischen Houston beigesetzt werden.
Houstons Bürgermeister Sylvester Turner sagte dem Sender CNN, Floyds Leichnam werde dort eine offizielle Polizeieskorte bekommen. Es werde in der Stadt auch erneut mit großen friedlichen Protesten gerechnet.
Verantwortlichen Beamten soll der Prozess gemacht werden
Floyd war am Montag vergangener Woche bei einer Festnahme in Minneapolis gestorben. Der Polizeibeamter Derek C. hatte sein Knie fast neun Minuten lang in den Nacken des am Boden liegenden Floyds gedrückt - trotz aller Bitten des 46-Jährigen, ihn atmen zu lassen.
Der Beamte und drei weitere beteiligten Polizisten wurden nach Bekanntwerden des Vorfalls entlassen. Sie wurden inzwischen festgenommen und angeklagt. Die drei an der Festnahme beteiligten früheren Beamten könnten bald gegen eine Kaution von bis zu einer Million US-Dollar (900.000 Euro) bis zum Prozess freikommen.
In sozialen Medien verbreitete sich unterdessen ein Video, das Floyds sechsjährige Tochter Gianna auf den Schultern des früheren NBA-Basketballspieler Stephen Jackson zeigte. "Papa hat die Welt verändert", sagt das Mädchen darin, offenbar in Anspielung auf die massiven Proteste nach Floyds Tod.
Jackson, der mit Floyd befreundet gewesen war, verlinkte in seinem verifizierten Instagram-Profil auf eine Spendenkampagne für Gianna. Auf der Crowdfunding-Seite GoFundMe waren dort bis Donnerstagabend (Ortszeit) bereits mehr als 1,5 Millionen US-Dollar (1,34 Millionen Euro) zusammengekommen.
Proteste in den USA reißen nicht ab
In mehreren Großstädten kam es unterdessen am Donnerstag erneut zu friedlichen Demonstrationen. In New York, Washington, Minneapolis, Atlanta und Los Angeles gingen am Donnerstag (Ortszeit) jeweils Hunderte Menschen auf die Straßen.
In New York waren es Medienberichten zufolge Tausende Demonstranten, viele trugen dabei Plakate mit dem Slogan "Black Lives Matter". Vielerorts hielten die Proteste nun schon seit gut einer Woche an.
Vor dem Weißen Haus in der Hauptstadt Washington wurden die Sicherheitsmaßnahmen angesichts der anhaltenden Proteste nochmals verstärkt. Dort waren Hunderte Nationalgardisten und andere Sicherheitskräfte des Bundes in schwerer Ausrüstung zugegen.
Die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, forderte von Präsident Donald Trump daher in einem Schreiben Aufklärung über die "zunehmende Militarisierung" der Einsätze bei den friedlichen Protesten in der Hauptstadt. (dpa/thp)
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