- Die "Letzte Generation" will mit Straßenblockaden und dem Beschmieren von Gemälden auf den Klimawandel aufmerksam machen.
- 75 Prozent der Deutschen denken aufgrund der Aktionen aber schlechter über die Klimaschutzbewegung.
- Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Civey-Umfrage im Auftrag unserer Redaktion.
Mit drastischen Aktionen Aufmerksamkeit erregen – das ist das Rezept der "Letzten Generation". Die Aktivistinnen und Aktivisten sind in Hungerstreik getreten oder kleben sich mit Sekundenkleber an Straßen fest, um den Verkehr aufzuhalten. Im Potsdamer Museum Barberini haben sie ein Gemälde mit Kartoffelbrei beworfen.
Offizielles Ziel der Gruppe: Sie will darauf aufmerksam machen, dass der Staat immer noch viel zu wenig gegen den Klimawandel unternehme. "Wir sind die letzte Generation, die den Kollaps unserer Gesellschaft noch aufhalten kann", schreibt die Gruppe auf ihrer Website.
Doch die Aktionen rufen auch scharfen Widerspruch hervor. Welchen Sinn hat Kartoffelbrei auf einem Gemälde? Leiden unter den Straßenblockaden nicht vor allem die Menschen, die es nicht pünktlich zur Arbeit schaffen? Aus Sicht einer großen Mehrheit der Deutschen fügt die Letzte Generation dem Klimaschutz-Anliegen jedenfalls eher Schaden als Nutzen zu. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag unserer Redaktion.
Unverständnis zieht sich quer durch Generationen
"Hat sich Ihre Einstellung gegenüber der Klimaschutzbewegung durch die jüngsten Aktionen zivilen Ungehorsams (zum Beispiel das Beschmieren von Gemälden) eher verbessert oder verschlechtert?" Diese Frage hat Civey gestellt und im Zeitraum vom 27. bis 31. Oktober die Antworten von 5.003 Befragten ausgewertet. Das Ergebnis: Für 63 Prozent der Deutschen hat sich die eigene Einstellung gegenüber der Klimaschutzbewegung "eindeutig verschlechtert" und für 12 Prozent hat sie sich "eher verschlechtert". Insgesamt denken nun also 75 Prozent schlechter über die Bewegung. Für insgesamt sechs Prozent hat sich die Meinung eher oder eindeutig verbessert, für 18 Prozent ist sie gleich geblieben.
Das Unverständnis für die Aktionen zieht sich quer durch die Generationen, Regionen und sozialen Gruppen. Das gilt zum Beispiel auch für die 18- bis 29-Jährigen, unter denen die Sensibilität für die Gefahren des Klimawandels besonders groß ist. Von ihnen geben insgesamt 70 Prozent an, dass die Aktionen ihre Einstellung zur Klimaschutzbewegung eher verschlechtert haben.
In den östlichen Bundesländern ist die Ablehnung der "Letzten Generation" noch größer als im Westen. So hat sich zum Beispiel für 84 Prozent der Menschen in Sachsen-Anhalt die Einstellung verschlechtert. In Hamburg liegt der Anteil dagegen bei 65 Prozent.
43 Prozent der Grünen-Wähler haben Meinung nicht geändert
Etwas deutlicher sind die Unterschiede mit Blick auf die Parteipräferenzen der Befragten. Für jeweils mehr als 90 Prozent der Wählerinnen und Wählern von CDU/CSU, FDP und AfD haben die Aktionen die Meinung über Klimaschützer verschlechtert. Doch auch eine deutliche Mehrheit der Anhängerinnen und Anhänger von SPD und Linken denkt jetzt schlechter über sie.
Ein gemischtes Bild ergibt sich bei den Grünen. Für die größte Gruppe – nämlich 43 Prozent – hat sich an der Haltung zur Klimaschutzbewegung durch die Aktionen der "Letzten Generation" nichts geändert. Doch auch von den Grünen-Anhängern denken 39 Prozent jetzt schlechter über die Klimaschutzbewegung.
"Letzte Generation": Beliebtheit ist nicht ausschlaggebend für Erfolg
Dass die eigenen Aktionen für viel Widerspruch sorgen, wissen auch die Aktivisten. Die "Letzte Generation" hält trotzdem an ihrer Stategie fest. Als Reaktion auf die Civey-Umfrage teilt die Organisation mit: "Alle wissen von der bevorstehenden Klimakatastrophe, alle wissen, dass wir politisch mehr Maßnahmen zum Klimaschutz ergreifen müssten. Was eine Erwärmung der Erde von 2, 3, 4 Grad Durchschnittstemperatur für uns als Menschen auch hier in Deutschland tatsächlich bedeutet, das müssen wir aber auch emotional begreifen, um ins Handeln zu kommen."
Die Bundesregierung müsse Maßnahmen gegen die Klimawandel ergreifen, heißt es weiter. "Dafür muss Druck aus der Gesellschaft auf sie aufgebaut werden, wie es in der Historie im Angesicht von gesellschaftlchem Unrecht bereits oft geschehen ist." Wie "beliebt" eine Bewegung zum Zeitpunkt ihres Enstehens ist - das ist aus Sicht der "Letzten Generation" nicht ausschlaggebend für ihren späteren Erfolg. (fab)
Der statistische Fehler der Ergebnisse beträgt 2,5 Prozentpunkte. Zusätzliche Informationen zur Methode finden Sie auf Civey.com und im Civey-Whitepaper.
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