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Mitten im Zweiten Weltkrieg kommt Oskar Lafontaine am 16. September 1943 in Saarlouis-Roden zur Welt. Als Halbwaise wächst er in bescheidenen Verhältnissen im Saarland auf.
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Lafontaine studiert Physik an den Universitäten Bonn und Saarbrücken und schließt als Diplomphysiker ab. Danach arbeitet er bei der Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft Saarbrücken.
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Nach seinem Eintritt in die SPD 1966 startet Lafontaine eine steile Karriere in der Partei. Sein Schwerpunkt liegt zunächst in der Arbeit als saarländischer Kommunal- und Landespolitiker. Zwar lehnt er den Regierungskurs der SPD in der Großen Koalition ab, verzichtet aber auf eine Mitwirkung an den revolutionären Studentenprotesten dieser Zeit.
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Lafontaine übernimmt ab 1977 auch den Landesvorsitz der Saar-SPD und behält diese Position fast zwei Jahrzehnte lang inne.
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Über mehrere Jahre bekleidet Lafontaine das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Saarbrücken, bis er 1985 zum Ministerpräsidenten des Saarlandes gewählt wird. Auch die Wahl am 28. Januar 1990 und die Wahl im Oktober 1994 führten zu absoluten Mehrheiten der SPD im Landtag. Das Bild zeigt den Ministerpräsidenten vor einem Treffen mit Bundeskanzler Helmut Kohl in dessen ersten Jahren seiner Kanzlerschaft.
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Der Regierung Lafontaine gelingt es, den Saarstahl-Konzern trotz der Stahlkrise über viele Jahre am Leben zu erhalten und den Zusammenschluss des Unternehmens in einer Holding mit der Dillinger Hütte in die Wege zu leiten. Der Personalabbau in der Saar-Stahlindustrie wird sozial abgefedert.
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Lafontaine hat bereits zwei gescheiterte Ehen hinter sich, als er Ende der achtziger Jahre kurze Zeit mit der Liedermacherin Bettina Wegner liiert ist. Eine persönliche Beziehung, die vermuten lässt, dass dem westdeutschen SPD-Politiker die Perspektive einer persönlich Betroffenen des DDR-Systems und des "real existierenden Sozialismus" eröffnete wurde. Wegner, hier bei einem Auftritt in den 1980er Jahren, war nach ihren Protesten gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann mit Auftrittsverboten belegt und 1983 zur Ausreise aus der DDR gedrängt worden.
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Parteigenossen - und doch, wie sich später zeigen sollte, in Vielem zerstritten: Die Sozialdemokraten Oskar Lafontaine, Willy Brandt, Rudolf Scharping und Gerhard Schröder mit seiner damaligen Ehefrau Hiltrud bei einer Friedensdemo 1987 in Bonn.
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1990 ist Lafontaine Spitzenkandidat der SPD für die erste Bundestagswahl nach der Wiedervereinigung - hier bei einer Wahlkampfkundgebung in Ludwigsburg. Im April 1990 überlebt er bei einem Wahlkampfauftritt in Köln-Mülheim ein Attentat. Als Autogrammjägerin getarnt, verletzt eine geistig verwirrte Frau den Politiker mit einem Messerstich nahe der Halsschlagader lebensgefährlich.
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Die saarländische Politikerin Christa Müller wird von 1993 bis 2013 Lafontaines Frau. Als familienpolitische Sprecherin im Saarland teilt sie mit ihrem Mann über viele Jahre hinweg gemeinsame politische Positionen.
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Aus der Ehe enttstammt Lafontaines zweiter Sohn Carl-Maurice. Hier nutzt Vater Oskar die freie Zeit während der Reden zum Spielen mit seinem Sohn beim 22. ordentlichen Parteitag der SPD in Schiffweiler im Jahr 2000.
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In der so bezeichneten "Pensionsaffäre" über falsch abgerechnete Bezüge für seine Amtszeit als Oberbürgermeister von Saarbrücken stellt der saarländische Landesrechnungshof fest, dass die Pension Lafontaines widerrechtlich ausgezahlt worden ist. Lafontaine zahlt daraufhin im Juni 1993 rund 228.000 DM zurück.
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Völlig überraschend gewinnt Oskar Lafontaine auf dem Parteitag am 16. November 1995 in Mannheim die Wahl zum SPD-Parteivorsitzenden gegen Rudolf Scharping. Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass die Genossen einen Vorsitzenden abwählen, Medien sprechen von einem "Putsch". Hier sind die Politiker Schröder, Scharping und Lafontaine zu Beginn des Jahres in Bonn.
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Im Wahlkampf zur Bundestagswahl 1998 betonen die SPD-Granden Lafontaine und Schröder noch ihre politische Übereinstimmung. Als im September 1998 Gerhard Schröder den seit 16 Jahren amtierenden Helmut Kohl als Bundeskanzler ablöst, wird Lafontaine sein Finanzminister.
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Im Kabinett Schröder, der ersten rot-grünen Bundesregierung, erwirkt Lafontaine die Rücknahme einer Reihe unter Kohl beschlossener Gesetze. Kanzler Schröder gratuliert seinem Minister für Finanzen Lafontaine.
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Doch schon im Frühjahr des Jahres 1999 kommt es wegen erheblicher Meinungsverschiedenheiten zum Zerwürfnis zwischen dem Bundeskanzler und dem Finanzminister. Aus dem Schriftwechsel mit dem Kanzlerbüro wird mit wenigen Worten Lafontaines Rücktritt zitiert: "Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, ich trete hiermit als Bundesminister der Finanzen zurück. Mit freundlichen Grüßen, Oskar Lafontaine." Außerdem gibt er den Parteivorsitz und sein Bundestagsmandat ab.
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Als scharfer Kritiker der Sozialpolitik von Kanzler Schröder veröffentlicht Lafontaine sein Buch "Das Herz schlägt links", bleibt aber mit seinen Ansichten in seiner Partei weitgehend isoliert. Im Buch erläutert er seine politische Arbeit der letzten Jahre und legt die Beweggründe für seinen Rückzug aus dem politischen Leben dar.
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Im Mai 2005 gibt Lafontaine seine Mitgliedschaft in der SPD nach 39 Jahren auf. Er tritt in die neu gegründete Partei "Arbeit und soziale Gerechtigkeit - die Wahlalternative" (WASG) ein und kündigt seine Unterstützung für das Linksbündnis aus WASG und PDS bei der vorgezogenen Bundestagswahl 2005 an. Hier spricht Lafontaine auf dem Parteitag der WASG im Juni 2005.
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2007 wird er zusammen mit Lothar Bisky Gründungsvorsitzender der aus dem Bündnis der WASG und der PDS entstandenen neuen Partei "Die Linke".
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Lafontaine wird 2009 Fraktionsvorsitzender der Partei Die Linke im Saarland und bleibt bis 2022 in diesem Amt, hier 2009 bei einer Rede im saarländischen Landtag in Saarbrücken. Im März 2022 erklärt Lafontaine seinen Austritt aus der Linkspartei und kündigt das Ende seiner politischen Karriere an. Die Linkspartei als "linke Alternative zur Politik sozialer Unsicherheit und Ungleichheit" habe seiner Ansicht nach diesen Anspruch aufgegeben.
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Bereits im Jahr 2009 hatte es Gerüchte über eine Beziehung mit der Politikerin Sahra Wagenknecht gegeben. Auf dem Landesparteitag der Linken in Saarbrücken 2011 macht Lafontaine dann seine enge Freundschaft zur 26 Jahre jüngeren Linken-Politikerin Wagenknecht öffentlich, die schließlich 2014 in einer Ehe mündet.
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Im Februar 2023 war Lafontaine Erstunterzeichner des von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer initiierten Manifests für Frieden. Diese an Bundeskanzler Olaf Scholz gerichtete Petition ruft nach dem russischen Überfall auf die Ukraine zur Beendigung der militärischen Unterstützung der Ukraine und zu Friedensverhandlungen auf.
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Im September 2023 wird von einem Geheimtreffen und einem fünfstündigen Gespräch der ehemaligen Parteigenossen Schröder und Lafontaine in dessen Haus im Saarland berichtet. Eine Aussöhnung 24 Jahre nach deren Zerwürfnis scheint zum 80. Geburtstag von Oskar Lafontaine in greifbarer Nähe zu rücken. Hier ein Bild aus "guten" Zeiten bei einem Treffen 1990.