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Zum ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland wurde 1949 Theodor Heuss (1884–1963) gewählt. Vielen erschien der FDP-Mann als ideale Besetzung, so dass 1959 eine Grundgesetzänderung erwogen wurde, um ihm eine dritte Amtszeit zu ermöglichen. Heuss lehnte den Plan aber ab.
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Heuss wurde in einer Zeit Bundespräsident, in der das Ansehen Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg schlecht war. Auf außenpolitischer Ebene versuchte der FDP-Politiker dies zu verbessern. Innenpolitisch war seine wohl bekannteste Handlung die Bestimmung der Nationalhymne.
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Auf Heuss folgte 1959 der CDU-Politiker Heinrich Lübke (1894–1972). Nur widerstrebend hatte er sich für das Amt zur Verfügung gestellt, denn er hielt sich für wenig geeignet. Kritik wurde an seiner Tätigkeit für ein Architekturbüro während der NS-Zeit laut, die DDR-Regierung diffamierte ihn als "KZ-Baumeister".
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Lübke machte sich als Bundespräsident vor allem für die Entwicklungshilfe und die Bekämpfung des Hungers in der Welt stark. In seiner Amtszeit besuchte er insgesamt 35 Staaten. Innenpolitisch setzte er sich dafür ein, die SPD in die Regierungsverantwortung einzubeziehen.
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Der eher wortkarge Gustav Heinemann (1899–1976) war von 1969 bis 1974 Bundespräsident der Bundesrepublik. Der Sozialdemokrat wurde mit den Stimmen der damals oppositionellen FDP ins höchste Staatsamt gewählt, ein Vorzeichen für die später gebildete sozialliberale Regierungskoalition. Heinemann wollte lieber ein "Bürgerpräsident" als ein "Staatspräsident" sein und führte die Tradition ein, zu Neujahrsempfängen "einfache" Bürgerinnen und Bürger einzuladen.
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Außenpolitisch setzte sich Gustav Heinemann vor allem für die Aussöhnung mit den europäischen Nachbarländern und die Förderung des Friedens in Europa ein. Innenpolitisch waren ihm die freiheitliche Demokratie und soziale Gerechtigkeit große Anliegen.
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Ein geeintes Europa und der Erhalt von Frieden und Demokratie waren auch seinem Nachfolger Walter Scheel (1919–2016) ein großes Anliegen. Er wurde 1974 als zweiter Liberaler zum Bundespräsidenten gewählt.
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Wie zuvor schon als Außenminister setzte sich Scheel auch als Bundespräsident für die Ostpolitik ein und wandte sich oft an junge Menschen, die aus den Verfehlungen der älteren Generationen lernen sollten.
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Als die CDU Karl Carstens (1914–1992) als Kandidaten für das höchste Amt im Staat aufstellte, warf die Presse ihm seine frühere nominelle NSDAP-Mitgliedschaft vor. Trotzdem gewann Carstens die Wahl 1979.
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Carstens setzte sich für die Stärkung des Bundesverfassungsgerichts ein, zudem für die Bildungspolitik und Förderung der Wissenschaft. Er wurde außerdem durch seine Wanderungen durch die Bundesrepublik bekannt und die von ihm gestiftete Eichendorff-Plakette für Wandervereine. Außenpolitisch gab er den deutsch-amerikanischen Beziehungen Vorrang.
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Ab 1984 war Richard von Weizsäcker (1920–2015) der Mann an der Spitze des Staats. Der CDU-Politiker erwarb sich den Ruf als Gewissen der Nation. Unvergessen bleibt seine Rede zum 8. Mai 1985, dem 40. Jahrestag des Kriegsendes, in der er sich bedingungslos zur historischen Schuld der Deutschen bekannte.
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Von Weizsäcker sprach sich für die Aussöhnung mit der DDR und der Sowjetunion aus, sah sich als Präsident aller Deutschen und sprach auch zu den Bürgerinnen und Bürgern der DDR. Nach dem Mauerfall setzte er sich für Berlin als Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands ein.
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"Durch Deutschland muss ein Ruck gehen" – die mahnenden Worte von Bundespräsident Roman Herzog (1934-2017) aus dem Jahr 1997 sind bis heute vielen im Gedächtnis geblieben. Der CDU-Politiker war von 1994 bis 1999 an der Spitze des Staats und war der erste Bundespräsident, der von Anfang an seinen Amtssitz im Schloss Bellevue hatte.
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Außenpolitisch setzte sich Herzog dafür ein, dass das wiedervereinigte Deutschland auch international Verantwortung übernimmt. Keine Freunde machte er sich mit einer Rede, in der er forderte, dass sich Migrantinnen und Migranten stärker anpassen und die deutsche Leitkultur respektieren sollten.
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Die Amtszeit seines Nachfolgers Johannes Rau (1931–2006) stand – wie schon seine Zeit als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen – unter dem Motto "Versöhnen statt Spalten". Der Weg zu seiner Wahl im Jahr 1999 war steinig. Laut der Presse war der damals 68-Jährige zu alt für das Amt, zudem wurde kritisiert, dass die Bundesversammlung sich nicht für eine Frau oder jemanden aus dem Osten entschieden hatte.
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Der SPD-Politiker setzte sich vor allem für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund und Minderheiten ein und galt allgemein als ausgleichender und versöhnender Charakter. In seiner ersten Berliner Rede plädierte er für eine geregelte Einwanderungspolitik und warb eindringlich für Toleranz.
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Horst Köhler (1943-2025) wurde 2004 zum Bundespräsidenten gewählt. Der einstige Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) hatte keinen leichten Start im Amt: Kritiker hielten ihm vor, er sei politisch zu unbedarft. Doch mit Beharrlichkeit und Offenheit für die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger erwarb er sich schnell Respekt.
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Im Laufe seiner Amtszeit entwickelte das CDU-Mitglied zunehmende Eigenständigkeit und bezog häufig Stellung zu politischen Themen, kritisierte auch seine Parteikollegen öffentlich. Sein Streben, ein "unbequemer Bundespräsident" sein zu wollen, brachte ihm in der Bevölkerung Sympathiepunkte ein. Nach einer umstrittenen Äußerung über die Rechtfertigung von Auslandseinsätzen der Bundeswehr trat er 2010 mit sofortiger Wirkung zurück.
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Mit 51 Jahren wurde Christian Wulff (*1959) im Jahr 2010 zum jüngsten Bundespräsidenten der Bundesrepublik gewählt – er sollte allerdings auch der werden, der das Amt am kürzesten bekleidete. Nach nur 598 Tagen im Amt gab Wulff seinen Rücktritt bekannt. Der Anfang vom Ende seiner Amtszeit war die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen Wulff wegen Korruptionsverdachts.
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In seiner kurzen Amtszeit wurde besonders eine Rede zum Symbol seiner Präsidentschaft: "Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland", erklärte der CDU-Politiker am 20. Jahrestag der Deutschen Einheit im Oktober 2010. Während viele die Aussage Wulffs begrüßten, kritisierten andere sie als unangebracht.
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Am 18. März 2012 wählte die Bundesversammlung den evangelischen Theologen Joachim Gauck (*1940) zum ersten parteilosen Bundespräsidenten. Außerdem war der frühere DDR-Bürgerrechtler der erste Ostdeutsche in diesem Amt. 2015 überholte er als ältester amtierender Bundespräsident seinen Amtsvorgänger Theodor Heuss, den ersten Bundespräsidenten.
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Gauck setzte sich für die Stärkung des Ehrenamts und bürgerschaftlichen Engagements ein. Seine Leitlinie: "Die Freiheit der Erwachsenen heißt Verantwortung". Der ehemalige Pastor wurde vor allem für seine offene Art und seine klaren Worte geschätzt und galt vielen als moralische Instanz. Aus Altersgründen verzichtete er darauf, bei der Wahl im Jahr 2017 erneut zu kandidieren.
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Seit März 2017 ist Frank-Walter Steinmeier (*1956) der zwölfte Bundespräsident der Bundesrepublik. Der Sozialdemokrat war zuvor unter anderem Bundesaußenminister und Chef des Bundeskanzleramtes, 2009 trat er als Kanzlerkandidat an. 2022 wurde er für eine zweite Amtszeit als Bundespräsident wiedergewählt.
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Steinmeier gilt als Bürgerpräsident und gleichzeitig Brückenbauer, wird parteiübergreifend respektiert. Ein Kernthema des SPD-Politikers ist die Demokratie. Außenpolitisch setzt er sich für mehr deutsche und europäische Verantwortung in der Welt ein. Anfang 2020 hielt er als erstes deutsches Staatsoberhaupt eine Rede in der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem. In der Corona-Pandemie warb er für Vorsicht, Zusammenhalt und Impfungen.