Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan, hat die Demonstrationen Hunderttausender gegen rechts als "gut und wichtig" bezeichnet - zugleich aber weiteren Einsatz gefordert. "Wir brauchen ein gesamtgesellschaftliches Bündnis", sagte die SPD-Politikerin "Zeit Online" (Sonntag). "Und das bedeutet mehr als ein paar Mal auf die Straße zu gehen." Alle müssten für die vielfältige Gesellschaft einstehen. "Das heißt, das Gespräch suchen: im Verein, am Arbeitsplatz, in der Familie und unter Freunden. All den rassistischen Sprüchen widersprechen, von denen immer behauptet wird, die wären gar nicht so gemeint."

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"Remigration": Wenn Migranten Deutschland verlassen

Seit Tagen gehen deutschlandweit Menschen gegen rechts und für die Demokratie auf die Straße. Auslöser der Proteste sind unter anderem die Enthüllungen des Recherchezentrums Correctiv über ein Treffen von Rechtsextremisten am 25. November, an dem AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion in Potsdam teilgenommen hatten. Der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, sprach bei dem Treffen nach eigenen Angaben über "Remigration". Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang.

Alabali-Radovan bezeichnete die Berichte als Zäsur für Migranten in Deutschland. "Das Gefühl der Ausgrenzung ist noch größer als nach den Anschlägen von Halle oder Hanau." Alle fühlten sich angegriffen, egal ob mit arabischem oder europäischem Hintergrund. "Ich bin sicher, dass jetzt in beinahe jeder Familie darüber geredet wird, wohin man auswandern könnte, was der Plan B wäre", sagte Alabali-Radovan. "Vor allem gut qualifizierte Menschen mit Einwanderungsgeschichte, die sich hier etwas aufgebaut haben, denken ernsthaft darüber nach, Deutschland zu verlassen." Die weitaus größere Gefahr sei jedoch, dass viele sich resigniert ins Private zurückzögen. "Deshalb befinden wir uns in einem entscheidenden Moment."  © dpa

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