Staatsanwälte im kalabrischen Crotone haben am Freitag mit Ermittlungen zu dem späten Eintreffen italienischer Rettungskräfte nach dem Bootsunglück mit 68 Toten vor der Küste Süditaliens am Sonntag begonnen. Für die Ermittlungen rekonstruiert die Polizei die bei der italienischen Küstenwache eingegangenen Meldungen und die daraufhin getroffenen Maßnahmen.
Aktuellen Informationen von Behörden zufolge vergingen nach der ersten Sichtung des Flüchtlingsbootes durch die europäische Grenzschutzagentur Frontex und dem Beginn des italienischen Rettungseinsatzes sechs Stunden.
Frontex zufolge war das Boot den Italienern bereits gemeldet worden, als es sich am Samstag auf dem Weg vom türkischen Izmir nach Italien befand. Demnach entsandte die Küstenwache zwei Patrouillenboote, die jedoch wegen schlechten Wetters umdrehen mussten. Der Küstenwache zufolge wurde ihr das Unglücksboot "mit nur einer sichtbaren Person an Bord" gemeldet, ein Boot des Zolls habe daraufhin versucht, es zu erreichen.
Das verunglückte Boot, auf dem sich nach dem Angaben von Frontex rund 200 Menschen befanden, war am Sonntagmorgen nach Angaben der italienischen Küstenwache nahe der Hafenstadt Crotone bei heftigem Seegang an einem Felsen zerschellt. Nur 79 Flüchtlinge überlebten den Schiffbruch, bislang beläuft sich die Zahl der Todesopfer auf 68.
Am Freitag gab die italienische Küstenwache die Rettung von 211 weiteren Flüchtlingen bekannt. Die nächtliche Rettungsaktion ereignete sich demnach in stürmischer See rund 15 Kilometer vor der Küste der Insel Lampedusa.
Italien ist wegen seiner geografischen Lage besonders häufig Ziel von Migranten, die über das Mittelmeer nach Europa gelangen wollen. Im Vergleich zu Vorjahren stieg die Zahl der Ankünfte laut italienischem Innenministerium zuletzt an. Rom beschuldigt seine EU-Partner, Italien in der Migrationsfrage zu wenig zur Seite zu stehen.
© AFP
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