Japans Regierung will am Dienstag darüber entscheiden, wann mit der Einleitung des aufbereiteten Kühlwassers aus dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima ins Meer begonnen wird.
"Die zuständigen Minister werden diskutieren und Informationen über die nächsten Schritte austauschen", erklärte Japans Wirtschaftsminister, Yasutoshi Nishimura, am Montag. Auf der Grundlage dieser Diskussionen werde eine Entscheidung über den Zeitplan getroffen.
Der Akw-Betreiber Tepco kündigte an, er werde "ein oder zwei Tage" nach einer endgültigen Entscheidung der Regierung mit der Einleitung des Wassers beginnen.
Weil die Speicherkapazitäten vor Ort nicht mehr ausreichen, will Japan aufbereitetes Kühlwasser aus dem 2011 zerstörten Akw Fukushima ins Meer leiten. Dabei handelt es sich um eine Menge von 1,34 Millionen Tonnen, was mehr als 500 gefüllten olympischen Schwimmbecken entspricht, die aus einem Gemisch aus Grund-, Regen- und Kühlwasser besteht. Bevor dieses ins Meer geleitet wird, sollen dem Betreiber Tepco zufolge fast alle radioaktiven Bestandteile herausgefiltert werden - bis auf Tritium, das am Ende verdünnt werden soll. Das Akw-Wasser soll nach und nach über eine rund einen Kilometer lange Unterwasser-Röhre in den Pazifik abgelassen werden.
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hatte dem japanischen Vorhaben Anfang Juli endgültig zugestimmt und versichert, die Einleitung habe nur einen "geringfügigen radiologischen Einfluss auf Menschen und die Umwelt".
Das Vorhaben ist jedoch im In- und Ausland umstritten. China - Japans größter Abnehmer von Meeresfrüchten - verhängte ein Verbot für Lebensmittelimporte aus zehn japanischen Präfekturen und ordnete Strahlenkontrollen für Lebensmittel aus anderen Landesteilen an. Auch Südkorea äußerte Bedenken.
Zahlreiche japanische Fischer fürchten durch die Einleitung des Kühlwassers ins Meer einen Imageschaden für ihre Industrie. Nach einem Treffen mit dem Leiter der nationalen Fischereigenossenschaft, Masanobu Sakamoto, sagte Regierungschef Kishida den Fischern am Montag eine Unterstützung in Höhe von 200 Millionen Dollar (183 Millionen Euro) zu, um mögliche Rufschädigungen zu kompensieren.
Das Akw Fukushima Daiichi war 2011 nach einem schweren Erdbeben von einem fast 15 Meter hohen Tsunami getroffen worden. Das Kühlsystem des Kraftwerks fiel aus, in drei der sechs Reaktoren kam es zur Kernschmelze. Es war das weltweit schwerste Atomunglück seit der Katastrophe im ukrainischen Akw Tschernobyl im Jahr 1986. Weite Gebiete rund um das Akw wurden verstrahlt.
Die Einleitung des aufbereiteten Wassers - laut Betreiber Tepco maximal 500.000 Liter pro Tag - stellt nur einen Teil des Abbaus des zerstörten Akw dar. Die weitaus gefährlichere Aufgabe besteht darin, radioaktive Trümmer und hochgefährliche Kernbrennstoffe aus den drei Reaktoren zu entfernen, in denen es zur Kernschmelze gekommen war. © AFP
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