Grünen-Politiker und Ex-Umweltminister Jürgen Trittin stellt am heutigen Mittwoch auf der Frankfurter Buchmesse sein Werk "Stillstand. Made in Germany" vor. Das Buch nimmt die Große Koalition ins Visier und ist gleichzeitig Abrechnung und Provokation. Es zeigt aber auch Lösungswege auf.

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"Wir müssen diesen Stillstand made in Germany durchbrechen. Die Große Koalition darf nicht zum Dauerzustand werden. Ein anderes Land ist möglich. Ein anderes Land ist nötig, wollen wir uns den globalen Herausforderungen stellen." Dies ist die zentrale Forderung, die Jürgen Trittin in seinem neuen Buch "Stillstand. Made in Germany" stellt. Heute präsentiert es der Grünen-Abgeordnete und Ex-Umweltminister auf der Frankfurter Buchmesse.

Als Grund für den Stillstand hat Trittin eine paradoxe Entwicklung im Wahlverhalten der Deutschen ausgemacht. 80 Prozent der Bevölkerung wollen zwar mehr Gerechtigkeit, mehr Klimaschutz und mehr Bildung. Ebenso viele finden Ungleichheit schlecht, halten die aktuelle Verteilung des Wohlstandes für ungerecht, stehen einem ungezügelten Markt kritisch gegenüber und finden, dass Wachstum nicht alles ist. Allesamt linke Grundüberzeugungen. Dennoch entscheidet sich die Mehrheit am Wahltag für Parteien rechts der Mitte.

"Deutsche Angst vor Veränderung"

Trittin erklärt sich dies mit der Furcht der Deutschen vor Veränderung. Viele würden den kurzfristigen, nicht den langfristigen Vorteil wählen. Die Folge sei der "Stillstand made in Germany", Deutschland demnach ein Land, in dem sich nichts verbessert, die Gesellschaft tief gespalten und politisch blockiert. Auf diese Weise könnten Klimawandel und Ungleichheit, die beiden großen historischen Herausforderungen der heutigen Zeit, nicht bewältigt werden.

Die Große Koalition sieht Trittin dabei als Teil des Problems. Den Regierenden, allen voran Bundeskanzlerin Angela Merkel sei die Dimension der Probleme nicht bewusst. "Die Ausbeutung unserer natürlichen Umwelt für die Technologien, auf die wir den Wohlstand in der modernen Welt gegründet haben, ist nicht ewig möglich."

"Wohlstand kann nur über ökologische Nachhaltigkeit gesichert werden"

Damit sich das System nicht selbst zerstört, müsse sich ein neuer "ökologischer Materialismus" durchsetzen, schreibt Trittin. Dieser soll die gerechte Verteilung von Luft, Wasser, Nahrung und Gesundheit gewährleisten. Ökologie und Gerechtigkeit gehören für Trittin untrennbar zusammen. Es geht ihm um mehr Gleichheit. Und darum, wachsen zu können, es aber nicht zu müssen.

Konkret soll diese sozial-ökologische Transformation politisch erstritten werden, ohne Appelle an das schlechte Gewissen zu richten. Die Regierung solle Regeln für die Produktion schaffen, anstatt Forderungen an die Konsumenten zu stellen. Der langfristige Wandel solle vorangetrieben werden, indem kurzfristige Interessen gestärkt werden. Allerdings ist sich Trittin bewusst, dass er nicht alle Menschen von seiner Idee überzeugen kann. Denn eines ist für ihn selbstverständlich: "Politik ist Konflikt!"

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