Die Umstände von Jeffrey Epsteins mutmaßlichem Suizid sind dubios. US-Justizminister William Barr sieht "schwere Unregelmäßigkeiten" in dem Gefängnis, in dem der Unternehmer untergebracht war. Neue Fakten werfen Fragen auf. Nun schaltet sich auch der Justizausschuss des Repräsentantenhauses ein.

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Nach dem Tod des wegen sexuellen Missbrauchs angeklagten US-Unternehmers Jeffrey Epstein während seiner Haft in New York haben auch Abgeordnete im US-Kongress drängende Fragen.

Die führenden Mitglieder des Justizausschusses im US-Repräsentantenhaus schrieben am Montag (Ortszeit) an die für Bundesgefängnisse zuständige Behörde und verlangten Aufklärung. Aufgelistet sind 23 Fragen - unter anderem zum allgemeinen Umgang mit psychisch instabilen Insassen in der betroffenen Haftanstalt, aber auch zu den genauen Abläufen in Epsteins Fall kurz vor dessen Tod.

Fall Epstein legt Versäumnisse des Gefängnisses offen

Der Ausschussvorsitzende, der Demokrat Jerry Nadler, und der führende Republikaner in dem Gremium, Doug Collins, beklagten in dem Brief, der Fall offenbare schwere Versäumnisse beim Umgang mit Häftlingen. Sie verlangten bis zum 21. August Antworten auf ihre Fragen.

Der in der US-Elite bestens vernetzte Geschäftsmann Epstein, der zeitweise auch Kontakte zum heutigen Präsidenten Donald Trump, Ex-Präsident Bill Clinton und Prinz Andrew aus Großbritannien pflegte, soll sich am Wochenende in einem New Yorker Gefängnis umgebracht haben.

Er wurde dort von Mitarbeitern der Haftanstalt gefunden und in ein Krankenhaus gebracht, wo er schließlich für tot erklärt wurde.

US-Justizminister William Barr beklagte "schwere Unregelmäßigkeiten" in der Haftanstalt und kündigte eine gründliche Untersuchung des Falles an.

Wachen schauten stundenlang nicht nach Epstein

Unterdessen kommen immer mehr Details über die Zustände in dem New Yorker Gefängnis ans Licht. Wie die "New York Times" am Montagabend (Ortszeit) schrieb, hatten die beiden Wachen in der Nacht zum Samstag stundenlang nicht nach Epstein geschaut, obwohl eine Prüfung alle 30 Minuten vorgesehen gewesen wäre. Auch habe nur einer von ihnen die notwendige Ausbildung als "vollwertiger Justizvollzugsbeamter" gehabt. Näheres dazu war zunächst nicht zu erfahren.

Epstein war von der Staatsanwaltschaft in New York vorgeworfen worden, Dutzende minderjährige Mädchen missbraucht zu haben. Der 66 Jahre alte Geschäftsmann habe zwischen 2002 und 2005 in New York und Florida einen illegalen Sexhandelsring aufgebaut, hieß es in der Anklageschrift.

Einige Mädchen seien erst 14 Jahre alt gewesen und mit großen Summen Bargeld angelockt und dazu verleitet worden, weitere Mädchen heranzuschaffen.

Einige Demokraten, darunter die Präsidentschaftsbewerber Cory Booker und Beto O'Rourke, kritisierten auch den Umgang von Präsident Donald Trump mit dem Fall. Trump hatte am Samstagabend auf Twitter eine Verschwörungstheorie verbreitet, die Bill Clinton in die Nähe von Epsteins Tod rückt und mit Pädophilie-Vorwürfen in Verbindung bringt. Booker bezeichnete das Vorgehen Trumps als "gefährlich". (dpa/ank)

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