Die Erde erwärmt sich, der Meeresspiegel steigt und bedroht Inselstaaten in ihrer Existenz. Seit einem Vierteljahrhundert suchen die UN-Mitgliedsstaaten nach einer Lösung - ohne Erfolg. Da packt manche die Wut.

Mehr aktuelle News finden Sie hier

Der Ex-Präsident des vom Untergang im Ozean bedrohten Inselstaats Malediven zieht eine vernichtende Bilanz der seit einem Vierteljahrhundert laufenden Weltklimakonferenzen.

"Nichts haben wir erreicht", sagte Mohamed Nasheed am Donnerstag auf der UN-Klimakonferenz im polnischen Kattowitz (Katowice) mit Blick auf die voranschreitende Erderwärmung. "Der Kohlendioxidausstoß steigt und steigt und steigt. Und wir reden, reden und reden."

"Wir reden nur über vier Länder, die nicht zustimmen. Diese vier Länder halten uns als Geiseln", ereiferte sich Nasheed in seiner Rede.

Vier Teilnehmerstaaten - die USA, Saudi-Arabien, Russland und Kuwait - hatten einen Vorschlag blockiert, einen Bericht des Weltklimarats IPCC zu "begrüßen" und als Basis für weitere Maßnahmen zu nutzen.

Auch nach elf Tagen sind viele Fragen ungelöst

Der Gipfel der fast 200 Staaten soll an diesem Freitag enden. Auch nach elf Tagen sind zentrale politische Streitpunkte ungelöst.

Das Verhandlungsteam der deutschen Regierung äußerte sich dennoch vorsichtig optimistisch. Ziel ist ein Regelwerk für die praktische Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015.

Damals wurde vereinbart, dass die Erderwärmung auf weniger als zwei Grad begrenzt werden soll, möglichst sogar auf 1,5 Grad. Die zugesagten Maßnahmen der Staaten reichen dafür aber bei weitem nicht aus.

Deshalb erwägt der polnische Präsident der Weltklimakonferenz, Michal Kurtyka, eine Verlängerung des Gipfels um mehrere Tage.

Kurtyka eröffnete das so genannte High Level Segment, die letzte und entscheidende Phase der Anfang Dezember begonnenen Beratungen. Damit wird nun auf höchster Ebene über einen Beschlusstext verhandelt, dem am Ende alle Staaten zustimmen können.

Nasheed sagte, moralische Appelle an die reichen Industriestaaten, ihren Ausstoß von Treibhausgasen zu drücken, halte er inzwischen für nutzlos: "Sie hören nicht zu."

Die jährlichen Klimakonferenzen kosteten inzwischen mehr als 75 Millionen Dollar, doch Fortschritte gebe es quasi keine, moniert der Malediver.

Ärmste Staaten trifft es am härtesten

Der Sprecher der Gruppe der ärmsten Staaten, der Äthiopier Gebru Jember Endalew, verwies darauf, dass in seinem Land in Folge der Erderwärmung oft monatelang kein Regen falle und die Felder austrockneten. Seine Bürger stünden an vorderster Front des Klimawandels.

"Wir bezahlen das mit Menschenleben", sagte Endalew. "Es geht um unsere Gesundheit, unser Eigentum, unsere Zukunft." Die Folgen des Stillstands beim Klimaschutz trügen die verletzlichsten Staaten, die am wenigsten zur Erderhitzung beigetragen hätten.

Die Jahre 2015 bis 2018 waren nach Analysen der Weltwetterorganisation die vier wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert. Und die 20 wärmsten lagen in den vergangenen 22 Jahren.

Greenpeace fordert Wirtschaft zum Handeln auf

Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan verlangte, alle Staaten müssten nach den dramatischen Warnungen der Wissenschaft schnellstmöglich ihre Treibhausgasemissionen drastisch herunterfahren. "Die Existenz der Menschheit steht auf dem Spiel." Keiner könne sich vor den Folgen des Klimawandels verstecken.

Der Umweltminister der Marshall-Inseln, David Paul, sagte, die Menschheit sei eine Familie. Es habe schon zu viele fruchtlose Verhandlungen über den Kampf gegen die Erderhitzung gegeben. "Wir haben keine Zeit mehr." Seine Nation stehe vor der Auslöschung.

Ein Konflikt auf der Konferenz ist, dass die ärmeren und vom Klimawandel besonders betroffenen Staaten verlässliche und längerfristige Finanzzusagen wollen. Zudem fordern sie eine deutliche Anerkennung der Schäden, die Klimawandel-Folgen wie Hitze, Dürre oder Überschwemmungen anrichten. (ank/dpa)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.