Menschenrechtler haben im Kongo Dutzende Massengräber entdeckt. Ein Zusammenhang mit den Kämpfen zwischen Angehörigen zweier Ethnien im Dezember liegt nahe. Damals waren binnen drei Tagen fast 900 Menschen ums Leben gekommen - einer der vielen Gewaltausbrüche in dem bitterarmen Land.
Ermittler des UN-Menschenrechtsbüros UNJHRO haben im Westen der Demokratischen Republik Kongo mehr als 50 Massengräber entdeckt.
Laut UNJHRO-Direktor Abdoul Aziz Thioye ist von einer hohen Zahl an Opfern auszugehen. Je nach Größte könnten in den Massengräbern in der Region Yumbi fünf Leichen oder sogar "hundert Tote oder viermal so viele" liegen. Armeechef Fall Sikabwe sagte der Nachrichtenagentur AFP, eine Untersuchung sei eingeleitet worden.
Häuser niedergebrannt und geplündert
Bei gewalttätigen Zusammenstößen waren im Dezember nach UN-Angaben innerhalb von drei Tagen mindestens 890 Menschen getötet worden sein. Hintergrund der Gewalt in vier Dörfern in der Provinz Mai-Ndombe seien Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen der Banunu und der Batende gewesen.
In den vier Dörfern im Bereich Yumbi seien zwischen dem 16. und 18. Dezember etwa 465 Häuser niedergebrannt oder geplündert worden, darunter Grundschulen und Gesundheitsstationen. Rund 16.000 Dorfbewohner seien über den Fluss Kongo ins benachbarte Kongo-Brazzaville geflohen.
Michelle Bachelet, die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, hatte damals von "schockierende Gewalt" gesprochen und eine schnelle Untersuchung der Vorfälle gefordert, um die Täter zur Rechenschaft ziehen zu können. "Das ist nötig, um den Opfern dieser Horrorüberfälle gerecht zu werden, um weitere Kämpfe zwischen Bevölkerungsgruppen zu verhindern und um der Frustration und den Gefühlen der ungerechten Behandlung Gehör zu verschaffen."
Hunger, Gewalt und Ebola
Der zentralafrikanische Kongo gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Viele Menschen leben unter katastrophalen Bedingungen.
Laut Welthungerhilfe haben 60 Prozent der Bevölkerung pro Tag weniger als 1,25 Dollar zum Leben. Über 40 Prozent der Kinder unter fünf Jahren sind chronisch unterernährt. Im Human Development Index der Vereinten Nationen, der die Entwicklung eines Staats anhand von Indikatoren wie Bruttoinlandsprodukt, Lebenserwartung und Bildung angibt, liegt der Kongo auf Platz 176 von 189 Ländern.
Gewalt ist an der Tagesordnung. In mehreren Landesteilen kommt es immer wieder zu ethnischen Konflikten. Im Osten sind zahlreiche Milizen und Rebellen aktiv, denen es häufig vor allem um die Kontrolle der reichen Rohstoffe des Landes geht.
Die Sicherheitslage macht es Helfern schwer, die dort wütende Ebola in den Griff zu bekommen. Der zweitschwerste Ausbruch der Krankheit in der Geschichte hat bereits über 400 Menschen das Leben gekostet. Mindestens 260 weitere Menschen sind erkrankt. Die prekäre Situation hat inzwischen mehrere Millionen Kongolesen in die Flucht getrieben.
Ein Lichtblick war die Präsidentschaftswahl Ende Dezember. Sie war die erste demokratische Wahl in der Geschichte des Landes und ging friedlich über die Bühne.
Félix Tshisekedi hat die Macht von Joseph Kabila übernommen. Allerdings gibt es glaubhafte Vorwürfe des Wahlbetrugs. Beobachter der katholischen Kirche und interne Dokumente der Wahlkommission sahen den Oppositionskandidaten Martin Fayulu als Gewinner. (mcf)
Verwendete Quellen:
- afp
- dpa
- Bundesentwicklungsministerium: "Land in schwerer Krise"
- Welthungerhilfe: "Die Situation in der Demokratischen Republik Kongo"
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