Nach den chaotischen Szenen bei der Freilassung mehrerer Geiseln im Gazastreifen hat Israel eine im Gegenzug vereinbarte Entlassung palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen zunächst verschoben. Nun haben zwei Busse mit Häftlingen ein Gefängnis im Westjordanland verlassen.

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Nach der teils chaotischen Freilassung von acht israelischen Geiseln aus dem Gazastreifen haben freigelassene palästinensische Gefangene in zwei Bussen das Ofer-Gefängnis im Westjordanland verlassen. Wie ein AFP-Journalist berichtete, fuhren die Busse am Donnerstagnachmittag aus der israelischen Haftanstalt.

Zuvor hatte der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu die im Austausch für die Geiseln vereinbarte Freilassung von 110 palästinensischen Häftlingen zunächst ausgesetzt, weil es bei der Übergabe von sieben der Geiseln an das Rote Kreuz zu bedrohlichen Szenen gekommen war.

Unter den freizulassenden palästinensischen Gefangenen waren laut der Häftlingsinteressenvertretung Palestinian Prisoners' Club auch 30 Minderjährige.

Israel hatte vor der Freilassung der palästinensischen Häftlinge erklärt, von den zwischen Israel und Palästinensergruppen aktiven Vermittlern Zusicherungen erhalten zu haben, dass künftige Freilassungen "in Sicherheit" erfolgen würden.

Chaotische Zustände bei Geiselübergabe

Unter den von der islamistischen Hamas insgesamt acht freigelassenen israelischen Geiseln am Donnerstag waren der Deutsch-Israeli Gadi Moses und die 29-jährige Arbel Yehud, die Medienberichten zufolge ebenfalls familiäre Verbindungen nach Deutschland hat.

Die Übergabe der Geiseln wurde als Machtdemonstration inszeniert. © IMAGO/APAimages/Naaman Omar

Die Übergabe der Geiseln Moses und Yehud wurde von den Islamisten als Machtdemonstration inszeniert: Von Kopf bis Fuß schwarz gekleidete und vermummte Kämpfer der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad schoben die Geiseln in Chan Junis im Süden des Gazastreifens durch eine schreiende und bedrohlich drängelnde Menschenmenge zu den Rot-Kreuz-Fahrzeugen. Der 80-jährige Moses wurde hin und her geschubst, Yehud wirkte stark verängstigt.

Scharfe Kritik an Verhalten der Islamisten

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach von "schockierenden Szenen", die ein "weiterer Beweis für die unvorstellbare Grausamkeit" der Islamisten seien. Der deutsche Botschafter in Jerusalem, Steffen Seibert, verurteilte die "abstoßenden" Szenen.

Er verwies darauf, wie ein "alter Mann und eine junge Frau gezwungen werden, sich ihren Weg durch eine drohende und bewaffnete Menge zu bahnen". "Was für eine verachtenswerte Art, sie nach 482 Tagen gehen zu lassen", schrieb Seibert im Onlinedienst X. (AFP/dpa/bearbeitet von lag und tas)

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