Zwischen 180 und 200 Raketen soll Iran in Richtung Israel abgefeuert haben. Die meisten konnten von dem Schutzschild Iron Dome abgefangen werden. Wie funktioniert das Raketenabwehrsystem?

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Zum zweiten Mal in diesem Jahr hat der Iran Israel am Dienstagabend mit Raketen angegriffen. Nach Angaben der israelischen Armee feuerte der Iran rund 180 Raketen in Richtung Israel, das iranische Staatsfernsehen sprach von 200 abgefeuerten Raketen. Größere Schäden oder gar Todesopfer gab es jedoch nicht – die meisten Raketen konnten nach Angaben der israelischen Armee abgefangen werden. Seit 2011 schützt sich Israel mit dem Raketenabwehrschirm Iron Dome ("Eiserne Kuppel") gegen Raketenangriffe.

Iron Dome hat 90 Prozent Erfolgsquote

Die erste Batterie des Systems wurde 2011 nahe der Großstadt Beerscheba in der Negev-Wüste installiert. Die israelische Regierung hatte zuvor nach dem Libanonkrieg 2006 zunächst auf eigene Faust mit der Entwicklung des Systems begonnen. Später trugen die USA mit militärischem Know-How und Milliarden Dollar an finanzieller Unterstützung dazu bei.

Heute hat der Iron Dome nach Angaben des an seiner Entwicklung beteiligten israelischen Rüstungsunternehmens Rafael eine Erfolgsquote von rund 90 Prozent beim Abfangen von Geschossen.

Die "Eiserne Kuppel" ist Teil eines mehrstufigen israelischen Luftabwehrsystems. Die Iron-Dome-Abwehreinheiten haben darin die Aufgabe, Raketen und Mörsergranaten mit einer Reichweite von bis zu 70 Kilometern abzufangen. Jede Iron-Dome-Einheit hat drei Hauptbestandteile: ein Radarsystem, einen Computer, der die Flugbahn der eintreffenden Rakete berechnet, und eine Abschussvorrichtung, die eine Abfangrakete abfeuert, wenn eine zuvor erkannte Rakete auf bebautes oder strategisches Gebiet treffen könnte.

Jede Iron-Dome-Einheit verfügt über bis zu 20 solcher Abschussvorrichtungen. Die Einheiten sind mobil, können also relativ schnell dorthin verlegt werden, wo sie gerade benötigt werden.

Abwehrsystem besteht nicht nur aus Iron Dome

Neben dem Iron Dome gehören zur israelischen Raketen- und Marschflugkörper-Abwehr inzwischen weitere Systeme: das System Arrow (zu Deutsch: Pfeil), das auf die Abwehr ballistischer Raketen ausgerichtet ist – und das System David's Sling (Davids Steinschleuder), mit dem Mittelstreckenraketen und Mittelstrecken-Lenkflugkörper abgefangen werden sollen.

Israel verfügt nach Angaben des am Iron Dome beteiligten US-Rüstungskonzerns RTX über insgesamt zehn Einheiten des Abwehrsystems. Andere Schätzungen gehen von mehr Einheiten aus.

Seit dem Beginn des Einsatzes des Iron Dome im Jahr 2011 wurden damit bereits tausende Raketen abgefangen, die von der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen oder von der pro-iranischen Hisbollah im Libanon abgefeuert wurden.

Das System kam auch bei dem ersten direkten Angriff des Iran mit Drohnen und Raketen auf Israel im April zum Einsatz - trotz hunderter abgefeuerter Geschosse konnten dabei dank des Iron Dome nach israelischen Angaben "99 Prozent" abgefangen werden.

Die Kosten eines einzelnen Iron-Dome-Abfanggeschosses belaufen sich laut der in Washington ansässigen Denkfabrik Center for Strategic and International Studies auf 40.000 bis 50.000 Dollar. Die Herstellung eines kompletten Abwehrsystems kostet demnach rund hundert Millionen Dollar (knapp 90 Millionen Euro). (afp/ bearbeitet durch ras)

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