Drei Säuglinge im umkämpften Gazastreifen sind nach Angaben eines Arztes an Unterkühlung gestorben. Es handelt sich um Neugeborene, die erst wenige Tage alt waren.

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Sie haben die widrigen Lebensbedingungen im Gazastreifen nicht überlebt: Wegen der Kälte sind in dieser Woche drei nur wenige Tage beziehungsweise Wochen alte Säuglinge nach Angaben eines Arztes gestorben.

Im jüngsten Fall sei ein drei Wochen altes Mädchen mit Unterkühlung in die Notaufnahme eingeliefert worden, sagte Ahmed al-Farra, Leiter der Kinderstation im Nasser-Krankenhaus in Chan Junis im Süden des Gazastreifens, der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch. Die Hilfe sei für das Baby jedoch zu spät gekommen.

Am Dienstag starben zudem ein drei Tage alter Säugling und ein weniger als einen Monat altes Kind, die beide ebenfalls stark unterkühlt waren, wie al-Farra weiter sagte.

Zelte bieten nicht ausreichend Schutz vor der Kälte

Grund für die Unterkühlungen sei, dass die Eltern der Kinder als Vertriebene in Zelten lebten, die nicht ausreichend Schutz vor der Kälte böten, führte der Arzt aus. Nachts sinken die Temperaturen im Gazastreifen derzeit dem israelischen Wetterdienst zufolge auf etwa acht Grad ab. Die Eltern hätten keine Möglichkeit, die Neugeborenen warm zu halten, sagte al-Farra. Hinzu komme, dass die Mütter der Kinder oft unterernährt seien und die Qualität der Muttermilch entsprechend schlecht sei.

Die Familie des drei Wochen alten Mädchens, das al-Farra und sein Team nicht mehr retten konnten, lebt in der Zeltstadt Al-Mawasi in der Nähe von Chan Junis. Dort sei es "extrem kalt. Die Kinder sind immer krank", sagte der Vater des verstorbenen Säuglings, Mahmud al-Faseeh, der AFP. Das Kind sei in seiner letzten Nacht "zwei bis drei Mal aufgewacht, um die Brust zu nehmen". Am Morgen hätten die Eltern gesehen, dass die Zunge ihrer Tochter blutete, weil diese darauf herumgebissen hatte. "Wir haben sie zum Arzt gebracht, der gesagt hat, das liegt an der Kälte. Es gab mehrere Fälle mit diesen Symptomen."

Hilfsorganisationen kritisieren Lebensbedingungen im Gazastreifen

Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, schrieb auf der Plattform X: "Wenn Berichte über drei in Gaza erfrorene Babys uns nicht bewegen, dann verstehen wir nicht die Geburt in einer Krippe in Bethlehem oder das Licht Chanukkas. Sie sollten uns dazu bewegen, ein Ende des Krieges und des Hamas-Terrors zu fordern, Winter-Lieferungen für die Gaza-Einwohner und eine vollständige Freilassung der Geiseln."

Durch die nach dem Hamas-Großangriff auf Israel begonnene israelische Militäroffensive wurden die 2,4 Millionen Menschen im Gazastreifen mindestens einmal vertrieben. Humanitäre Organisationen kritisieren die Lebensbedingungen seit Langem als katastrophal.

Die islamistische Hamas und mit ihr verbündete Gruppen hatten am 7. Oktober 2023 einen Großangriff auf Israel gestartet, bei dem nach israelischen Angaben 1.208 Menschen getötet wurden, 251 wurden als Geiseln genommen und in den Gazastreifen verschleppt. 96 der Geiseln sind demnach immer noch in der Gewalt der Hamas.

Bei dem israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bereits mehr als 45.390 Menschen getötet. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden, werden von der UNO aber als glaubhaft eingestuft. (afp/dpa/bearbeitet von ari)

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