Hunderte Menschen wurden schon bei der Niederlegung von Blumen für den toten Kremlgegner Alexej Nawalny festgenommen. Wie wird sich die russische Polizei bei der Beisetzung verhalten? Nawalnys Witwe ist in Sorge.

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Die Witwe des Kremlgegners Alexej Nawalny hat sich besorgt gezeigt, dass es bei der anstehenden Beerdigung ihres Mannes zu Gewalt und Festnahmen kommen könnte. "Die Beerdigung wird übermorgen stattfinden, und ich weiß noch nicht, ob sie friedlich verlaufen oder ob die Polizei diejenigen verhaften wird, die gekommen sind, um sich von meinem Mann zu verabschieden", sagte Julia Nawalnaja am Mittwoch im Europaparlament in Straßburg.

Der Mitte Februar im Straflager gestorbene Kremlkritiker soll nach Angaben seines Teams an diesem Freitag in Moskau beerdigt werden. Am 1. März solle zuerst eine Trauerfeier in einer Kirche im südöstlichen Bezirk Marjino abgehalten und anschließend der Leichnam auf dem Borissowskoje-Friedhof beigesetzt werden.

Zuvor hatten Nawalnys Unterstützer tagelang nach einem Ort für die Trauerfeier gesucht und beklagt, dass sie dabei von den russischen Behörden behindert würden. Für Entsetzen sorgte auch, dass die Behörden Nawalnys Leiche zunächst rund eine Woche unter Verschluss hielten und seine Mutter Ljudmila Nawalnaja gemeinsam mit einem Anwalt in der Polarregion nach dem Körper suchen musste.

Nawalnys Witwe erhebt schwere Vorwürfe gegen Putin

Seine Frau Julia Nawalnaja warf Kremlchef Wladimir Putin in Straßburg vor, ein "blutiger Mafioso" zu sein. Man könne ihn nicht mit einer weiteren Resolution oder einer weiteren Reihe von Sanktionen schaden, die sich nicht von den vorherigen unterschieden. "Putin ist der Anführer einer organisierten Verbrecherbande, darunter auch Giftmischer", sagte sie. "Wir alle müssen die kriminelle Bande bekämpfen."

In ihrer Rede rief Julia Nawalnaja die westlichen Staaten dazu auf, gegen Putins Helfer vorzugehen. Nötig seien keine besorgten Erklärungen, "sondern eine Suche nach den Mafia-Verbündeten in Ihren Ländern, den diskreten Anwälten und Geldgebern", sagte Nawalnaja, die Putin für den Tod ihres Mannes verantwortlich macht.

Es sollten "Methoden der Bekämpfung des organisierten Verbrechens" angewandt werden, erklärte Nawalnaja mit Blick auf Putin und seine Strukturen. "Keine diplomatischen Noten, sondern Ermittlungen über finanzielle Machenschaften", fügte sie hinzu. Putin sei nicht mit weiteren Sanktionen zu treffen, sondern nur mit neuen Methoden. "Wenn Sie Putin bezwingen wollen, müssen Sie erfinderisch sein", sagte Nawalnaja.

Alexej Nawalny war offiziellen Angaben zufolge am 16. Februar im Alter von 47 Jahren in einem Straflager nördlich des Polarkreises gestorben. Der scharfe Kritiker von Kremlchef Putin war durch einen Giftanschlag im Jahr 2020 und ständige Einzelhaft im Lager körperlich sehr geschwächt. Seine Unterstützer und auch viele internationale Beobachter sind sich deshalb einig, dass von einer "natürlichen" Todesursache, wie es auf dem Totenschein heißen soll, nicht die Rede sein kann. (dpa/AFP/tas)

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Teaserbild: © dpa / Philipp von Ditfurth/dpa