Österreichische Autoren fordern eine neue Landeshymne für das Burgenland. Hintergrund ist die NS-Vergangenheit des Komponisten der aktuellen Hymne. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil will die Kritik ernst nehmen.

Mehr aktuelle News

Ein Verband österreichischer Autoren hat eine neue Landeshymne für das Burgenland gefordert, weil ihr Komponist Peter Zauner NSDAP-Anhänger war.

In einem offenen Brief argumentierte die IG Autorinnen Autoren, Zauner sei nach aktueller Quellenlage wohl nicht NS-Propagandist gewesen wie etwa der Salzburger Hymnen-Komponist Ernst Sompek, habe aber seine Musik in den Dienst der NS-Propaganda gestellt und sei damit zur Repräsentation eines Bundeslands ungeeignet.

Historiker: Text der Hymne ist nicht problematisch, wohl aber der Kontext

Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) teilte mit, er nehme die Kritik ernst. Nach Einschätzung des Historikers Herbert Brettl ist der Text der 1936 geschriebenen Hymne zwar nicht problematisch, wohl aber die Verbindung des Komponisten mit dem Nazi-Regime. "Das Burgenland muss sich der Geschichte stellen", sagte er der Nachrichtenagentur AFP.

Zuvor gab es bereits Kritik an den Landeshymnen von Ober- und Niederösterreich, Kärnten und Salzburg, die allesamt von aktiven Unterstützern des Nazi-Regimes geschrieben wurden. Bisher wurde aber keine der Hymnen geändert.

Die rechtspopulistische FPÖ sieht in Kärnten etwa keinen Änderungsbedarf. Die 1936 geschriebene Hymne sei "ein schützenswertes Gut unserer Landeskultur und trägt in besonderem Maße zur Aufrechterhaltung unserer stolzen Landesgeschichte bei – und so muss es auch bleiben", teilte der Kärntner FPÖ-Chef Erwin Angerer mit.

Österreich, das Geburtsland von Adolf Hitler, hatte sich wegen des "Anschlusses" an Nazi-Deutschland 1938 lange als Opfer der Nationalsozialisten dargestellt. Erst in den vergangenen 30 Jahren diskutierte das Land ernsthaft seine Rolle bei den Verbrechen der Nazis und im Holocaust. (AFP/ank)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.