Nach der plötzlichen Ablösung des Kommandeurs des Eurokorps in Straßburg hat Polen einen Nachfolger ernannt. Künftig werde General Piotr Blazeusz das Korps führen, teilte das Verteidigungsministerium in Warschau am Mittwochabend auf der Plattform X (vormals Twitter) mit. Der bisherige Vize-Chef des polnischen Generalstabs tritt die Nachfolge von Generalleutnant Jaroslaw Gromadzinski an. Dieser war zuvor wegen Ermittlungen der Spionageabwehr gegen seine Person abberufen worden. Gromadzinski wurde mit sofortiger Wirkung in sein Heimatland zurückbeordert. Details zu den Ermittlungen sind bislang nicht bekannt.
Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz sagte dem Sender TVN24 am Donnerstag, die Verbündeten seien mit "angemessenem Vorlauf" über die Abberufung Gromadzinskis informiert worden. "Das ist keine Anklage gegen jemanden, wenn Sie ein solches Verfahren durchführen, aber der Schritt der Abberufung ist nötig." Nun gehe es darum, die Sache aufzuklären, bevor eine endgültige Entscheidung getroffen werden könne. Sollte sich der Verdacht gegen Gromadzinski als haltlos erweisen, könne er in den "normalen Dienst" zurückkehren, so Kosiniak-Kamysz weiter.
Gromadzinski selbst versicherte, er habe sich nichts vorzuwerfen und glaube, das Überprüfungsverfahren werde positiv für ihn ausgehen. "Während meiner Tätigkeit in Stabs- und Führungspositionen im In- und Ausland sowie in der Zusammenarbeit mit Nato-Verbündeten habe ich die Uniform des polnischen Soldaten stets mit Würde vertreten", schrieb er auf X.
Das Eurokorps wurde 1993 auf Initiative des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl und des französischen Staatspräsidenten François Mitterrand geschaffen. Heute können ihm bis zu 60 000 Soldaten aus Deutschland, Frankreich, Belgien, Spanien und Luxemburg unterstellt werden. Es ist sowohl für die Nato als auch für die Europäische Union einsatzbereit. Die militärische Führung hat ihren Sitz in Straßburg. © dpa
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