Die Spitzen von Grüner Jugend und Jungen Liberalen trafen sich bei "Markus Lanz" zum Streitgespräch. Dabei hatte der ZDF-Moderator große Mühe, einem seiner beiden Gäste zu folgen.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Doris Neubauer dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Kein leichter Abend für Markus Lanz. Der ZDF-Moderator wollte sich mit der Bundesvorsitzenden der Jungen Liberalen und der Co-Bundessprecherin der Grünen Jugend unter anderem über die Rente unterhalten. Doch die Argumentation der jungen Grünen Katharina Stolla irrlichterte so sehr, dass sich Lanz ein Lachen nicht verkneifen konnte. "Sie machen meinen Job mit, Herr Lanz."

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Das ist das Thema bei "Markus Lanz"

Vor wenigen Wochen hatte er Philipp Türmer und Johannes Winkel, die Vorsitzenden der Jusos und der JU, bei sich zu Gast. Bei der Neuauflage des Duells um Mitternacht nutzte Markus Lanz anlässlich des eben beschlossenen Rentenpakets die "Chance, mit jungen Frauen über die Rente zu sprechen". Auch Migration, die Schuldenbremse und die Arbeitszeit waren Themen der Sendung, in der vor allem die Grünen-Politikerin recht sprunghaft argumentierte.

Das sind die Gäste

  • Franziska Brandmann, Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen: "Aber am Ende des Tages ist die Frage - und das werfe ich der Grünen Jugend vor - wenn meine Politik alleine darauf fußt, (...) dann auch noch Schulden zu machen auf Kosten der nächsten Generation, dann ist meine Politik einfach schlecht."
  • Katharina Stolla, Co-Bundessprecherin der Grünen Jugend: "Wenn man ernsthaft meiner Generation einen Dienst erweisen will, dann investiert man ins Hier und Jetzt; dann investiert man in die soziale Gerechtigkeit; dann investiert man in den ökologischen Umbau. Das einfach zu lassen, geht auf Kosten des sozialen Zusammenhalts, auf Kosten des Klimaschutzes - und das können wir uns gerade nicht leisten."

Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"

Dass das aktuelle Rentensystem nicht funktioniere, darüber waren sich die Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen, Franziska Brandmann und Katharina Stolla, Co-Bundessprecherin der Grünen Jugend, einig. Damit die "Menschen gut leben im Hier und Jetzt und morgen in der Rente", solle der Staat Geld bereitstellen. Investitionen wären auch notwendig, "damit das Wirtschaftswachstum wieder in die Höhe schnellt", hörten sich die Lösungsansätze von Katharina Stolla immer wieder ähnlich an.

Das wurde Markus Lanz nach mehrfachem Nachfragen ("wer erarbeitet das") offensichtlich zu bunt: "Sie argumentieren schon den ganzen Abend lang gegen den Kapitalismus ("gegen die soziale Marktwirtschaft", warf Brandmann ein), aber an dem Punkt ist der Kapitalismus eine feine Sache: Sie wollen noch mehr Kohle und noch mehr Kohle, damit das böse kapitalistische System irgendwie weitergeht", lachte er, "ist schon richtig so, oder?"

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"Wenn wir ein Problem haben, dann lasst uns irgendwo eine Milliarde herausholen, dann geht das Problem schon weg", paraphrasierte Lanz einen aus seiner Sicht überholten Ansatz. Was in der Vergangenheit ab und an geklappt hätte, wäre jetzt, auch angesichts des demografischen Wandels, nicht realistisch. "Sie würden trotzdem sagen: Mehr arbeiten ist nicht unser Thema?", hakte er nach. "Nein, weil es keinen Sinn macht", wiederholte Stolla. Lanz konnte es sichtlich nicht fassen: "Warum macht es keinen Sinn?"

Was für ihn so schwer zu verstehen war, lag für die 26-Jährige hingegen auf der Hand: "Weil es nicht funktioniert, weil man dadurch krank wird, weil sich Menschen jetzt schon kaputt arbeiten", plädierte sie unter anderem für eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich. Auch eine 20-Stunden-Woche, wie sie die Jusos vorgeschlagen hatten, "wäre doch super, oder, aus deiner Argumentation heraus?" - stichelte Brandmann. "Wenn wir das mit den 30 Stunden bei vollem Lohnausgleich geschafft haben, können wir uns gern weiterunterhalten", war Stolla dem nicht abgeneigt.

Das ist das Rede-Duell des Abends

Zwei Fragen hatte Markus Lanz noch kurz vor dem Ende der Sendung. Eine lautete: "Gibt es für Sie eine Obergrenze (...), wo Sie sagen, okay, das ist zu viel oder sollte Deutschland (...) seine Grenzen unbeschränkt offen halten?", wollte der Moderator wissen. Die Bitte um kurze Antworten stieß zumindest bei Katharina Stolla auf taube Ohren: "Ich wünschte, wir wären in der Diskussion so weit, dass wir über offene Grenzen sprechen könnten", holte sie aus und wies auf die prekäre Lage von Geflüchteten hin.

Mehrfach musste sie Lanz wieder zum Thema zurückholen ("Ist alles richtig, aber meine Frage war eine andere", "Alles verstanden"): "Sie würden also (...) nicht sagen, es gibt eine Obergrenze, sondern würden sagen, Menschenrechte gelten immer und jederzeit", fasste er zusammen. "Das ist gar nicht so absurd, oder?", konterte Stolla. "Nein, absurd nicht, der Gedanke ist ehrenwert", lenkte Lanz ein, doch wer würde beispielsweise die notwendigen Sozialwohnungen bauen? "Der Staat, der hat ja Unmengen Geld", witzelte Brandmann.

Stolla setzte nach: "Wer sie schon mal nicht baut, das sind die großen Wohnkonzerne", holte sie aus. "Es fehlen eine Million Sozialwohnungen und große Wohnkonzerne bauen 2500 Wohnungen jährlich. (...) Wer glaubt, dass große Wohnkonzerne den Wohnungsmangel beheben, glaubt doch an den Weihnachtsmann." Lanz konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, und Brandmann zuckte bloß mit den Achseln: "Lassen Sie uns über Migrationspolitik sprechen, darum geht es gerade". "Ja", stieß Lanz mit einem merklichen Seufzen hervor.

So hat sich Markus Lanz geschlagen

Der "einigermaßen junge Mensch" Lanz bemühte sich sichtlich, die Standpunkte der "jungen Menschen" zu verstehen. Doch insbesondere der sprunghaften Argumentation von Katharina Stolla zu folgen, fiel ihm im Laufe des Abends immer schwerer. Versuchte er anfangs noch, der Jungpolitikerin "ganz wertneutral" konkrete Aussagen zu entlocken, konnte er sich zum Schluss das Lachen immer weniger verkneifen. "Sie machen meinen Job mit, Herr Lanz", kam das Franziska Brandmann gelegen.

Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"

Dass es bei der "Neuauflage des Duells um Mitternacht" wie schon zuvor im Gespräch zwischen Philipp Türmer und Johannes Winkel, den Vorsitzenden der Jusos und der JU, ebenfalls "hoch hergehen" würde, erwartete nicht nur Markus Lanz zu Recht. Auf Beleidigungen wie "Schmarotzer!" wartete man zwar vergeblich, doch auch die Diskussion der beiden Jungpolitikerinnen Franziska Brandmann und Katharina Stolla zeigten klar: "Sehr viel unterschiedlicher kann man die Welt nicht sehen", brachte es Markus Lanz auf den Punkt.  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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