In der umkämpften Ostukraine haben russische Einheiten Fortschritte bei Awdijiwka gemacht, während ukrainische Truppen sich zurückziehen mussten. Britischen Geheimdiensten zufolge hat Moskau in den vergangenen Wochen jedoch hohe Verluste erlitten.
Nach Einschätzung britischer Militärexperten sind Moskaus Verluste in den vergangenen Wochen so hoch gewesen wie kaum zuvor in dem russischen Angriffskrieg. Das geht aus dem aktuellen Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums in London hervor.
Zahlen des ukrainischen Generalstabs, wonach im November durchschnittlich täglich mehr als 900 russische Soldaten getötet oder verletzt wurden, seien zwar nicht verifizierbar, aber plausibel, heißt es es in der Mitteilung auf X weiter.
Bisher lag die höchste Zahl täglicher russische Verluste demnach bei durchschnittlich etwa 770 pro Tag – das war im März dieses Jahres, zum Höhepunkt der russischen Angriffe auf die Stadt Bachmut. Zu Verlusten der Ukrainer machten die Briten in ihrer Mitteilung keine Angaben. Für die hohen Verluste der Russen im November soll den Briten zufolge vor allem die Offensive auf die Stadt Awdijiwka in der östlichen Region Donbass verantwortlich sein.
Russische Truppen erzielen Geländegewinne bei Awdijiwka
Dort haben die russischen Truppen nun jedoch Geländegewinne erzielt. Ukrainischen Militärbeobachtern zufolge haben sich ukrainische Einheiten aus dem südöstlich der Stadt gelegenen Industriegebiet zum Teil zurückziehen müssen.
Russische Quellen hatten dies bereits am vergangenen Wochenende berichtet. Offizielle Bestätigungen lagen zunächst nicht vor. Im Industriegebiet verlief bereits seit 2014 die Frontlinie zwischen Regierungstruppen und von Moskau unterstützten Separatisten.
Kleinere Gebietsgewinne seien durch russische Truppen auch nordwestlich von Awdijiwka beim Dorf Stepowe erzielt worden. Den ukrainischen Einheiten droht weiter eine Einkreisung. Die Garnison der stark zerstörten Stadt kann nur noch über einen schmalen Korridor von weniger als sieben Kilometern mit Nachschub versorgt werden.
Russland intensiviert Angriffe auch im Süden
Neben der ostukrainischen Stadt Awdijiwka intensiviert Russland ukrainischen Angaben zufolge seine Angriffe auch auf das südukrainische Dorf Robotyne. Moskaus Streitkräfte hätten "mehr als 150 Angriffe" auf ukrainische Stellungen in Dörfern um Awdijiwka ausgeführt, erklärte die ukrainische Armee am Montag. Im Süden hätten russische Truppen mehrfach erfolglos versucht, "verlorene Stellungen nahe Robotyne in der Region Saporischschja zurückzuerobern".
Das in den USA ansässige Institut für Kriegsstudien (ISW) erklärte, Russlands Truppen hätten über das Wochenende "Fortschritte im Nordwesten und Südosten Awdijiwkas" gemacht. Moskau kontrolliert das Gebiet im Norden, Osten und Süden der Stadt, die nur etwa zehn Kilometer von der russisch kontrollierten Stadt Donezk entfernt liegt.
Im Süden der Ukraine hatten Kiews Soldaten im August das kleine Dorf Robotyne zurückerobert und dies als strategischen Sieg im Rahmen der Gegenoffensive bezeichnet. Russland greift das Dorf seitdem immer wieder an, die Ukraine hat offenbar Schwierigkeiten, Robotyne zu halten.
Russische Militärblogger berichteten unterdessen, dass die von der Ukraine etablierten Stellungen auf der russische kontrollierten Seite des Flusses Dnipro stabil seien, trotz russischer Versuche, sie zu verdrängen. Ukrainische Truppen hatten den Fluss im November in der Region Cherson überquert und in einem taktischen Erfolg Stellungen im Dorf Krynky errichtet. (dpa/AFP/tas)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.