Russlands Armee ist in der Ostukraine in die Offensive gegangen. Der ukrainische Präsident gibt die Devise aus, diesen Vorstoß unbedingt aufzuhalten. Die Lage im Überblick.
Die jüngste russische Offensive im Osten der Ukraine stößt auf entschlossenen Widerstand. Die feindlichen Truppen aufzuhalten, bleibt für den ukrainischen Präsidenten
Russische Truppen waren über die Landesgrenze hinweg zu einer breit angelegten Offensive in Richtung der ostukrainischen Millionenstadt Charkiw vorgerückt. "Unsere Truppen führen dort seit zwei Tagen Gegenangriffe durch, um ukrainisches Territorium zu verteidigen", beschrieb Selenskyj die Lage. Die ukrainische Militärführung habe bereits Verstärkungen in Richtung Charkiw in Marsch gesetzt.
"Das Zerschlagen der russischen Offensivpläne ist jetzt die Aufgabe Nummer eins", gab Selenskyj die Devise für die nächsten Tage und Wochen aus. Es gehe um die Zerstörung russischer Ausrüstung und die "Neutralisierung" der russischen Aggressoren. "Der Besatzer muss spüren, dass es für ihn nirgendwo in der Ukraine leicht sein wird."
Massive Artillerieangriffe auf Grenzdörfer gemeldet
Das russische Verteidigungsministerium bestätigte die Offensive seiner Truppen im Grenzgebiet bei Charkiw. Die Soldaten hätten fünf ukrainische Grenzdörfer besetzt, hieß es aus Moskau. Genannt wurden Striletsche, Krasne, Pylne und Boryssiwka, die etwa 30 Kilometer nördlich von Charkiw in der Nähe des Ortes Lipzy liegen, sowie Ohirzewe bei der Stadt Wowtschansk. Die Bewohner dieser "befreiten" Ortschaften, so die russische Lesart, seien an sichere Sammelorte gebracht worden.
Über die aktuelle Lage an diesen Frontabschnitten machte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht keine genaueren Angaben. Der für Charkiw zuständige regionale Militärchef berichtete auf Telegram von massiven russischen Artillerieangriffen auf verschiedene Dörfer im Grenzgebiet. Vor allem Wowtschansk werde immer wieder von Artillerie und Raketen getroffen. Unter der Zivilbevölkerung gebe es mindestens zwei Todesopfer und zahlreiche Verletzte.
Die Ukraine wehrt seit mehr als zwei Jahren eine russische Invasion ab. Um den jüngsten Großangriff erfolgreich abzuschlagen, benötigt das Land nach Angaben Selenskyjs weitere Unterstützung aus dem Ausland. "Im Moment sind jedes gelieferte Flugabwehrsystem und jede Rakete ein Beitrag, der Leben rettet und unsere Städte und Gemeinden am Leben erhält", schrieb er auf Facebook. "Was wirklich hilft, sind tatsächlich an die Ukraine gelieferte Waffen, nicht nur die Ankündigung solcher Waffenpakete."
Die USA hatten ein weiteres Hilfspaket im Umfang von rund 400 Millionen US-Dollar (rund 371 Millionen Euro) geschnürt. Es beinhaltet unter anderem Munition für das Luftabwehrsystem Patriot, weitere Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars mit Munition sowie Stinger-Flugabwehrraketen und Artilleriemunition mit den Kalibern 155 und 105 Millimeter. Vor allem der Mangel an Artilleriemunition hat in den vergangenen Monaten dazu geführt, dass ukrainische Truppen Stellungen im Osten des Landes aufgeben und sich zurückziehen mussten.
Ukrainische Flugabwehr feiert Abschuss eines Kampfjets
Die ukrainische Flugabwehr meldete den Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs vom Typ Su-25 in der Region Donezk. "Die Besatzer haben noch immer nicht begriffen, dass es keinen Sinn macht, in unserem Luftraum zu fliegen", teilte die verantwortliche Einheit auf Facebook mit. Nach der vom ukrainischen Militär veröffentlichten, täglich aktualisierten Statistik der Verluste Russlands in diesem Krieg wäre dies bereits das 349. russische Flugzeug, das die ukrainische Flugabwehr zerstört hat. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
In der südrussischen Stadt Belgorod und den Vororten wurden nach offiziellen Angaben bei einem ukrainischen Angriff nahe der Grenze 29 Menschen verletzt und eine Frau getötet, wie die russische Staatsagentur Tass berichtete. Bei dem Angriff, der nicht näher beschrieben wurde, seien zudem mindestens 22 Wohngebäude beschädigt worden. Auch diese Angaben waren nicht unabhängig überprüfbar. (dpa/tha)
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