Russlands Inlandsgeheimdienst FSB will einen Verräter gefasst haben. Robertowitsch Schonow wird die "vertrauliche Zusammenarbeit mit einem ausländischen Staat" zur Last gelegt. Der Fall könnte zu einem weiteren diplomatischen Bruch mit den USA führen.
Der russische Inlandsgeheimdienst FSB wirft einem ehemaligen russischen Mitarbeiter des US-Konsulats in Wladiwostok die illegale Weitergabe von Informationen zum Krieg in der Ukraine an US-Diplomaten vor. Der FSB teilte am Montag mit, der russische Staatsbürger Robert Robertowitsch Schonow werde der "vertraulichen Zusammenarbeit mit einem ausländischen Staat" beschuldigt.
Ihm wird vorgeworfen, gegen Entgelt Informationen über die Mobilmachungsprozesse in den Regionen sowie das Protestpotenzial vor den Präsidentenwahlen in Russland an die politische Abteilung der Botschaft weitergegeben zu haben. Bei einer Verurteilung wegen Zusammenarbeit mit ausländischen Mächten zum Schaden der nationalen Sicherheit drohen dem Verdächtigen bis zu acht Jahre Haft.
In dem Zusammenhang will der FSB eigenen Angaben nach auch zwei US-Diplomaten in der Botschaft in Moskau verhören - was einen Bruch mit diplomatischen Gepflogenheiten darstellen würde.
Schonow soll zwei US-Diplomaten mit Informationen gefüttert haben
Nach Angaben des FSB hatte Schonow den US-Diplomaten seit September vergangenen Jahres bis zu seiner Festnahme Informationen über die "militärische Spezialoperation" in der Ukraine und die Mobilisierung zukommen lassen. Russland bezeichnet den Krieg nicht als solchen, sondern nutzt den Euphemismus "militärische Spezialoperation". Wer das Wort Krieg in den Mund nimmt, kann dafür belangt werden.
Schonow sei zudem damit beauftragt worden, die Proteststimmung in den russischen Regionen im Vorfeld der für nächstes Jahr geplanten Präsidentschaftswahl einzuschätzen.
Schonow wurde bereits Mitte Mai festgenommen
Moskau hatte die Festnahme Schonows Mitte Mai bekannt gegeben, Washington kritisierte daraufhin "unbegründete" Anschuldigungen. Die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti veröffentlichte am Montag undatierte Aufnahmen des FSB, die die Festnahme Schonows und schneebedeckte Straßen zeigen. Im gleichen Video ist Schonow zu sehen, wie er ein Geständnis vor der Kamera ablegt.
Es sei "geplant", die beiden US-Diplomaten zu befragen, entsprechende Vorladungen seien an die US-Botschaft in Moskau geschickt worden, erklärte der FSB. Auf von russischen Medien verbreiteten Aufnahmen sind auf den 11. August datierte Vorladungen für eine Vernehmung am 23. August zu sehen.
Schonow arbeitete mehr als 25 Jahre lang bis zum Jahr 2021 für das US-Konsulat in der fernöstlichen Stadt Wladiwostok, bis Moskau die Beschäftigung russischer Mitarbeiter in US-Vertretungen verbot. Im Mai hatte das US-Außenministerium mitgeteilt, Schonow habe zum Zeitpunkt seiner Festnahme für ein privates Unternehmen gearbeitet, das für die US-Botschaft in Moskau tätig war. Schonow habe Presseberichte aus öffentlich zugänglichen Medien "unter strikter Einhaltung russischer Gesetze und Vorschriften" zusammengestellt.
Vorfall könnte das angespannte Verhältnis mit den USA noch stärker belasten
Der Vorfall droht, das ohnehin gespannte Verhältnis zwischen Russland und den USA weiter zu belasten. Solche Verhaftungen hat Moskau in der Vergangenheit für den Austausch eigener Agenten im Ausland genutzt.
Anfang des Jahres hatte der russische Geheimdienst den US-Korrespondenten Evan Gershkovich vom "Wall Street Journal" ebenfalls wegen Spionagevorwürfen festgenommen. Der Angeklagte und die Zeitung bestreiten die Vorwürfe. Gershkovich sitzt seit Ende März in Haft, am 24. August wurde seine Untersuchungshaft erneut um drei Monate verlängert.(AFP/dpa/ank)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.