Einem Medienbericht zufolge soll der ukrainische Präsident Selenskyj zu einem Waffenstillstand bereit sein. Dies hat die Regierung nun vehement zurückgewiesen. US-Experten gehen unterdessen davon aus, dass die russischen Soldaten ihr Angriffstempo halten wollen.
Die ukrainische Staatsführung hat einen italienischen Medienbericht entschieden zurückgewiesen, wonach sie zu einem Waffenstillstand mit Russland entlang der derzeitigen Frontlinie bereit sei. "Das ist unwahr", sagte Dmytro Lytwyn, Berater und Redenschreiber von
Die Ukraine halte weiter an der im Herbst 2022 veröffentlichten Friedensformel fest, die auf einem kompletten Abzug der russischen Truppen von ukrainischem Staatsgebiet basiert, betonte er. "Der Siegesplan, der in diesen Tagen Großbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland präsentiert wird, ist ein Instrument, das die Situation zur Umsetzung der Friedensformel hin treibt."
Zuvor hatte die italienische Tageszeitung "Corriere della Sera" ohne Quellenangabe geschrieben, dass Selenskyj zu einem Waffenstillstand an der aktuellen Frontlinie bereit sei, ohne diese als offizielle Grenze anzuerkennen. Im Gegenzug solle der Westen sich zu Sicherheitsgarantien und einem schnellen EU-Beitritt der Ukraine verpflichten.
Auch Russland meldet sich zu Wort
"Es gibt ganz sicher kein Konzept eines Austauschs 'Land gegen Sicherheitsgarantien'. Oder andere Tauschformate", schrieb auch Mychajlo Podoljak, Berater des Präsidialamtschef Andrij Jermak, im Online-Netzwerk X. "Ohne eine Niederlage Russlands gibt es keine effektiven Sicherheitsgarantien, und niemand wird sich hergeben, sie zuzusagen."
In westlichen Medien erscheinen regelmäßig Berichte, die für mögliche Verhandlungen einen Waffenstillstand entlang der derzeitigen Frontlinie ins Spiel bringen. Kiew weist diese immer wieder zurück.
Auch in Moskau sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow, Russland habe keine derartigen Signale aus der Ukraine erhalten. Es gebe viel Gerede. "Aber niemand unternimmt etwas in dieser Richtung", sagte er russischen Nachrichtenagenturen zufolge. Die Ukraine wehrt sich mit westlicher Hilfe seit mehr als zweieinhalb Jahren gegen die russische Invasion.
Selenskyj im Rahmen seiner Europareise in Paris eingetroffen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist im Rahmen seiner Tour durch mehrere europäische Hauptstädte am Donnerstag in Paris eingetroffen. Selenskyj werde dort von dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron empfangen, teilte das Präsidialamt in Kiew mit. Der ukrainische Präsident hatte zuvor den britischen Regierungschef Keir Starmer und Nato-Generalsekretär Mark Rutte in London getroffen.
Selenskyj will später nach Rom reisen, wo er am Donnerstagabend die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni und am Freitagmorgen Papst Franziskus treffen will. Am Freitag wird er zu einem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Berlin erwartet.
Bei seiner Europa-Reise will Selenskyj um weitere Unterstützung der westlichen Partner für den Kampf gegen die russischen Invasionstruppen werben. Die Ukraine hat angesichts der überlegenen russischen Luftwaffe wiederholt mehr Kampfjets und eine bessere Luftabwehr gefordert, um ihre Bevölkerung zu schützen.
US-Experten: Russen wollen Angriffstempo halten
Die russische Militärführung hat nach Einschätzung von US-Militärexperten angeordnet, ein hohes Tempo bei Angriffen in der Ukraine zu halten. Ziel sei, Fortschritte zu machen, bevor schlammige Bodenverhältnisse im Herbst – die so bezeichnete Rasputiza – Angriffe erschweren, hieß es in einem neuen Bericht des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) in Washington.
Bereits seit Ende Juli greifen die russischen Streitkräfte dem ISW zufolge in hohem Tempo im ostukrainischen Gebiet Donezk an. Sie haben dort zahlreiche Ortschaften eingenommen. Die russische Militärführung beabsichtige wahrscheinlich einen intensivierten Vorstoß, um weiter vorzurücken und die Städte Kurachowe und Pokrowsk zu erobern.
Nach Einschätzung der Experten werden die Russen ihren Vormarsch auch bei schlammigen Bedingungen nicht aufgeben; aber er werde weniger effektiv sein. Das ISW erwartet, dass die derzeitige russische Offensive ihren Höhepunkt in den kommenden Monaten erreichen wird. Das bedeute allerdings nicht das Ende des Vorstoßes in der Ostukraine im Herbst und frühen Winter. (dpa/AFP/bearbeitet von tas)
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