SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil setzt bei der neuen Profil-Schärfung der deutschen Sozialdemokratie eine erste Duftmarke. Klingbeils Idee sieht eine bezahlte monatliche Auszeit für Arbeitnehmer vor. Das Modell sei eine Antwort auf die Herausforderungen einer kräftezehrenden Arbeitswelt. Dies sei laut Klingbeil auch finanzierbar - im Gegensatz zum bedingungslosen Grundeinkommen.

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Nach dem Willen von SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil sollen Arbeitnehmer Anspruch auf eine bezahlte Auszeit vom Job bekommen. Die Arbeit werde immer stressiger, deshalb solle mit jedem Jahr Berufstätigkeit der Anspruch auf einen Monat bezahlte Auszeit - quasi ein Sabbatical - entstehen. Über das Modell sprach er in einem Interview mit ZEIT Online.

Nach zwölf Jahren ein ganzes Jahr Auszeit

"Nach sechs Jahren könnte man ein halbes Jahr und nach zwölf Jahren ein ganzes Jahr aussetzen", so Klingbeil. "Die Beschäftigten würden in dieser Zeit jeden Monat tausend Euro netto bekommen." Die Krankenversicherung solle der Staat übernehmen, Steuern fielen keine an.

Dass die Regelung an dem anhaltenden Fachkräftemangel in Deutschland scheitern könnte, befürchtet Klingbeil nicht. "Bei der Einführung des Elterngeldes gab es die gleiche Debatte: Es sei zu teuer und würde Fachkräfte abziehen. Heute stellt niemand mehr das Elterngeld infrage."

Er sieht das Modell vor allem als Vorteil für all jene Berufstätige, die sich gerne mehr ehrenamtlich engagieren würden, aber keine Zeit dazu finden.

"Ein Grundeinkommensjahr würde Arbeitnehmern Zeit zurückgeben für Dinge, die sie neben der Arbeit nicht schaffen", erklärte er. Das Modell soll auch beim Debattencamp der SPD am kommenden Wochenende in Berlin diskutiert werden.

SPD braucht neue Ideen

Für seine Partei sieht der SPD-Generalsekretär eine hoffnungsvolle Zukunft. Das sei vor allem mit neuen Ideen zu stattfindenden Umbrüchen auf dem Arbeitsmarkt zu schaffen. Hier sieht er klaren Handlungsbedarf - und in der Einführung einer einjährigen Auszeit eine mögliche Lösung.

"Durch die Digitalisierung werden in Zukunft Jobs wegfallen, Berufsbilder werden sich verändern oder ganz neu entstehen. Zugleich erleben viele Menschen ihren Arbeitsalltag als sehr stressig. Sie wünschen sich mehr Selbstbestimmung."

Klingbeil lehnt bedingungsloses Grundeinkommen ab

Ein völlig bedingungsloses Grundeinkommen, wie es auch von Teilen der SPD gefordert wird, lehnte Klingbeil dagegen ab. Es sei nur schwer zu finanzieren und "nicht sinnvoll", sagte er.

Den Stellenwert der Arbeit sieht Klingbeil dabei nicht in Gefahr.

"Ich bin davon überzeugt, dass Arbeit einen ganz zentralen Wert hat. Arbeit stiftet Identität, Selbstwertgefühl und hält unsere Gesellschaft zusammen", sagte er. "Deshalb ist das Grundeinkommensjahr daran gekoppelt, dass jemand arbeitet."

Verwendete Quellen:

  • ZEIT Online
  • spd.de
  • dpa

(dar/dpa)  © dpa

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