Neue Möbel für Olaf Scholz und seine Gäste: Das Bundeskanzleramt hat für seinen kleinen Kabinettsaal Ersatzstühle bestellt. Kostenpunkt: über 4.000 Euro – pro Exemplar. Was es damit auf sich hat.
Das Bundeskanzleramt braucht neue Stühle. Genauer gesagt: 26 Besprechungsstühle für den kleinen Kabinettsaal. Über eine entsprechende Ausschreibung hat die Bild-Zeitung zuerst berichtet. Dabei soll es das Kanzleramt auf das Modell 220/7 FS der Firma Wilkhahn abgesehen haben. Der Stuhl habe Sitz- und Rückenbezug "aus schwarzem Semianilin-Leder". Und kostet im Internet 4.091 Euro.
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Dafür verspricht der Hersteller einen "Design-Klassiker", der in den Top-Etagen von Politik und Wirtschaft seit vielen Jahrzehnten zu Hause sei.
Doch warum sind im Kanzleramt die Stühle ausgegangen? So viel vorweg: Das sind sie nicht. Sie sind bloß in die Jahre gekommen. Wie "Bild" schreibt, handelt es sich bei der geplanten Bestellung um eine "Ersatzbeschaffung", die bisherigen Stühle sind nach Angaben einer Regierungssprecherin 23 Jahre alt und weisen "einen Abnutzungsgrad auf, der dem repräsentativen Standort nicht mehr angemessen ist".
Die neuen Stühle versprechen laut Hersteller "Sitzkomfort der absoluten Spitzenklasse". Ob die Regierung bei der Bestellung von 26 Exemplaren einen Rabatt bekommt, ist nicht klar, aber zumindest denkbar.
So lange muss ein Durchschnittsverdiener für Kanzler-Stuhl arbeiten
Doch auch so bleibt es ein hochpreisiges Investment. Wie die Boulevardzeitung vorrechnet, liegt der Durchschnittslohn in Deutschland bei 4.480 Euro brutto. Was nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben bedeutet: Ein Durchschnittsverdiener muss eineinhalb Monate für einen Kanzleramts-Stuhl arbeiten. Wie fair der Vergleich angesichts des repräsentativen Orts ist, sei dahingestellt.
Viel wichtiger wäre aber auch die Frage: Führt bequemes Sitzen zu signifikant besseren Regierungsentscheidungen? Hierzu ist bislang nichts überliefert. (fah)
Verwendete Quellen
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