Laut dem türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu gibt es Bestrebungen von US-Präsident Donald Trump, den Prediger Fethullah Gülen an die Türkei auszuliefern. Das habe Trump seinem Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan zugesagt.

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Die türkische Regierung fordert von den USA konkrete Schritte zur Auslieferung des Predigers Fethullah Gülen und anderer Mitglieder von dessen Bewegung. Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte am Sonntag auf einem Forum in Doha, Präsident Recep Tayyip Erdogan habe das Thema am Rande des G20-Gipfels in Buenos Aires vor zwei Wochen mit US-Präsident Donald Trump angesprochen. "Als wir uns das letzte Mal in Buenos Aires getroffen haben, hat Präsident Trump Erdogan gesagt, dass sie daran gearbeitet haben. Aber wir müssen konkrete Schritte sehen."

Der türkische Präsident Erdogan macht Gülen für den Putschversuch 2016 verantwortlich und fordert seither eine Auslieferung für den im US-Exil lebenden Prediger.

Nach dem gescheiterten Putschversuch hatte Erdogan Zehntausende mutmaßliche Gülen-Anhänger aus dem Staatsdienst entlassen und festnehmen lassen.

Unklar, welche rechtliche Handhabe die USA haben

US-Medien hatten Mitte November berichtet, das Weiße Haus habe bei verschiedenen Behörden Erkundigungen über rechtliche Möglichkeiten eingezogen, Gülen außer Landes zu bekommen. Eine Sprecherin des US-Außenministeriums hatte dies damals dementiert.

Trump selbst betonte ebenfalls im November, es gebe "keine Überlegungen" dazu, Gülen auszuliefern. Zugleich erklärte der US-Präsident laut CNN, dass er mit Präsident Recep Tayyip Erdogan "sehr, sehr gut" zurechtkomme und bezeichnete diesen als "meinen Freund".

Unklar ist, ob die USA eine legale Handhabe haben, Gülen auszuliefern. Bisher argumentierte die US-Regierung, es gebe keine glaubwürdigen Beweise dafür, dass der Prediger das Gesetz gebrochen habe.

Gülen lebt seit langem im US-Bundesstaat Pennsylvania. Das Thema ist ein zentraler Konflikt zwischen den USA und der Türkei.

Zahlreiche Festnahmen von angeblichen Gülen-Anhängern

Anfang Dezember hatte es in der Türkei erneut zahlreiche Festnahmen von angeblichen Gülen-Unterstützern gegeben. In mehreren Provinzen landeten mindestens 94 Menschen in Gefängnissen.

Auf Fahndungsgesuche und Haftbefehle der Staatsanwaltschaft Ankara hin hätten Polizisten am 7. Dezember 41 Menschen inhaftiert, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Weitere 46 Menschen würden in mehreren Provinzen gesucht.

Es handelte sich demnach um ehemalige Angehörige der türkischen Luftwaffe, denen Verbindungen zum islamischen Prediger vorgeworfen werden.

Parallel ließ die Staatsanwaltschaft in Istanbul nach 41 weiteren Terrorverdächtigen fahnden. Anadolu zufolge handelte es sich um Angehörige der Gendarmerie, die in der Türkei eine paramilitärische Gruppierung ist. Auch dabei ging es um angebliche Gülen-Verbindungen.

Nach offiziellen Zahlen von Mitte November wurden seit 2016 rund 218.000 Menschen festgenommen. 16.684 der Betroffenen wurden demnach verurteilt. 14.750 befänden sich weiterhin in Untersuchungshaft.

Mehr als 140.000 Menschen wurden aus dem Staatsdienst entlassen. Verteidigungsminister Hulusi Akar gab Anfang November an, dass allein beim Militär mehr als 15.000 Menschen, darunter 150 Generäle und Admiräle, gefeuert worden seien. (ank/dpa)

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