Der Umweltschützer und Walfanggegner Paul Watson bleibt nach seiner Festnahme im Juli in Grönland weiter in Untersuchungshaft. Das teilte die grönländische Polizei mit. Demnach habe das Bezirksgericht in Nuuk beschlossen, Watsons Haft bis zum 5. September zu verlängern. Der Umweltaktivist werde gegen die Entscheidung Berufung einlegen, hieß es weiter.
Der kanadisch-amerikanische Staatsbürger hatte mit dem Schiff "John Paul DeJoria" den Hafen in der Hauptstadt Nuuk angelaufen und war dort am 21. Juli verhaftet worden. Grund für die Festnahme war ein von den japanischen Behörden ausgestellter internationaler Haftbefehl gegen den 73-Jährigen. Watsons Inhaftierung soll nach Angaben der grönländischen Polizei sicherstellen, dass er das Land nicht verlässt, bis über eine mögliche Auslieferung an Japan entschieden wurde.
Watson setzt sich seit Jahrzehnten für das Wohl von Walen und anderen Meerestieren ein, dabei hat er sich unter anderem mit diversen Walfangnationen angelegt. Wegen seines konfrontativen Vorgehens beim Schutz der Tiere gilt der kanadisch-amerikanische Staatsbürger auch unter Umweltschützern als umstritten - manche sehen in ihm einen Helden, andere einen Radikalen.
Dänemark muss über Auslieferung entscheiden
Nach Angaben des dänischen Justizministeriums soll die grönländische Polizei nach Weiterleitung des Falls ermitteln, ob die Bedingungen für eine Auslieferung gemäß grönländischem Recht erfüllt sind. Die Entscheidung über die Auslieferung nach Japan liegt dann letztlich wieder beim Ministerium in Kopenhagen. Wann diese getroffen wird, ist bislang nicht bekannt. Grönland ist weitgehend autonom, zählt aber offiziell zum Königreich Dänemark.
Watson war einst eines der ersten Mitglieder von Greenpeace, später gründete er die Sea Shepherd Conservation Society, die sich in erster Linie für das Wohl von Meerestieren einsetzt - allerdings mit aggressiven Methoden, die andere Umweltschutzorganisationen nicht gutheißen.
Der deutsche Ableger seiner aktuellen Organisation, der Captain Paul Watson Foundation, appellierte nach eigenen Angaben in einem Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz, Umweltministerin Steffi Lemke und Außenministerin Annalena Baerbock, sich öffentlich für die Freilassung Watsons und gegen eine Auslieferung an Japan auszusprechen. Dort drohten ihm bis zu 15 Jahre Haft, schrieb die Organisation. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Ritzau werfen die japanischen Behörden Watson vor, er habe japanische Walfänger überfallen und dabei eine Person verletzt.
Medienberichten zufolge haben sich bereits Persönlichkeiten wie Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, die französische Schauspielerin Brigitte Bardot und die britische Verhaltensforscherin Jane Goodall für Watson starkgemacht. © dpa
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