Die Situation im karibischen Krisenstaat Haiti spitzt sich nach Angaben der Vereinten Nationen zu. Bewaffnete Gangs haben große Teile der Hauptstadt Port-au-Prince unter Kontrolle

Mehr aktuelle News

Zwar sei es bereits in den vergangenen Wochen zu Angriffen bewaffneter Gruppen auf Gefängnisse, Häfen und Krankenhäuser gekommen, sagte die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in Haiti, Ulrika Richardson, am Donnerstag (Ortszeit) in einer Videoschalte vor Journalisten. In den vergangenen Tagen seien diese Gruppen aber in bislang friedliche Viertel der Hauptstadt Port-au-Prince vorgedrungen. Die Situation habe sich von "besorgniserregend" zu "äußerst alarmierend" entwickelt.

In Port-au-Prince gebe es "menschliches Leid in einem erschreckenden Ausmaß". Mehr als 2.500 Menschen seien getötet, entführt oder verletzt worden. Sexuelle Gewalt und Folter seien allgegenwärtig. "Es ist wichtig, dass wir die Gewalt nicht von der Hauptstadt auf das ganze Land übergreifen lassen", sagte Richardson.

Haiti steht kurz vor der Hungersnot

Insgesamt benötigten etwa die Hälfte der rund elf Millionen Einwohner Haitis Hilfe, darunter mehr als drei Millionen Kinder. Ein großes Problem sei weiterhin die Ernährungsunsicherheit. Das Land sei "nur noch einen Schritt von einer Hungersnot entfernt", hieß es. Darüber hinaus hätten 45 Prozent der Menschen in Haiti keinen Zugang zu sauberem Wasser.

Haiti: USA fliegen Staatsbürger aus

Angesichts der sich zuspitzenden Lage haben die USA weitere ihrer Staatsbürger aus Haiti ausgeflogen. Denn in der Hauptstadt Port-au-Prince marodieren bewaffnete Banden und liefern sich Schusswechsel. Die Polizei wird der Lage nicht mehr Herr.

Der UN-Sicherheitsrat hatte die Bandengewalt am Donnerstag "aufs Schärfste" verurteilt. Die internationale Gemeinschaft müsse ihre Anstrengungen verdoppeln, um der Bevölkerung humanitäre Hilfe zu leisten und die haitianischen Sicherheitskräfte zu unterstützen.

Die Krise in Haiti ist seit Ende Februar immer weiter eskaliert. Die mächtigen Banden verhinderten zuletzt die Rückkehr von Interims-Premierminister Ariel Henry von einer Auslandsreise. Henry trat daraufhin zurück. Derzeit verfügt Haiti über keine funktionierende Regierung. Ein Präsidialrat aus Vertretern verschiedener Parteien und gesellschaftlicher Gruppen soll nun vorübergehend die Amtsgeschäfte übernehmen.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.

Teaserbild: © dpa / Odelyn Joseph/AP/dpa