Der frühere Innenminister von Gambia in Westafrika, Ousman Sonko, ist in der Schweiz wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gesprochen worden. Das Bundesstrafgericht verhängte am Mittwoch in Bellinzona die Höchststrafe von 20 Jahren.
Es legte Sonko unter anderem vorsätzliche Tötungen, Folterungen und Freiheitsberaubungen zur Last, die er teils im Täterkollektiv mit dem damaligen Präsidenten Yahya Jammeh und anderen Führungsmitgliedern begangen habe. Sonko war Armeemitglied, dann Generalinspektor der Polizei und zuletzt Innenminister. Jammeh herrschte von 1994 bis 2016.
In der Zeit wurden nach Überzeugung des Gerichts Oppositionelle, Journalisten und als Putschisten verdächtige Personen systematisch gefoltert, außergerichtlich hingerichtet, willkürlich inhaftiert und zum Verschwinden gebracht. Daran sei Sonko beteiligt gewesen. Eine Anklage wegen Vergewaltigung stellte das Gericht ein.
Sonkos Anwalt hatte in dem Prozess sämtliche Vorwürfe zurückgewiesen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Sonko (55) hatte sich Ende 2016, als sich das Ende von Jammehs Herrschaft abzeichnete, ins Ausland abgesetzt. Er wurde in einem Asylbewerberheim in der Schweiz erkannt. Nach einer Anzeige der Organisation Trial International, die gegen Straflosigkeit für solche Verbrechen kämpft, wurde er im Januar 2017 festgenommen. "Als ehemaliger Innenminister Gambias ist Ousman Sonko bisher in seiner Hierarchiestufe der höchste Staatsfunktionär, der gestützt auf die universelle Gerichtsbarkeit vor Gericht gestellt und verurteilt wird", teilte das Gericht mit.
Auch in Deutschland gab es bereits einen Prozess gegen einen ehemaligen gambischen Soldaten wegen Beteiligung an Gräueltaten während Jammehs Herrschaft. Ein Gericht in Celle verurteilte ihn Ende November zu lebenslanger Haft. © dpa
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