Die Deutschen reden nicht gerne übers Geld. Ein ARD-Moderator fragte Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz am Sonntagabend trotzdem. Die Antwort des SPD-Politikers sorgt in den sozialen Medien für Entrüstung.

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Es ist die letzte Frage im ARD-"Nach-Bericht aus Berlin". Am Sonntagabend hatte sich Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz 20 Minuten lang Fragen von Zuschauern gestellt.

Die Schlussfrage sei eine "persönliche", kündigt der Moderator an. Er fragt Scholz: "Wie reich sind Sie persönlich, Herr Finanzminister?"

Scholz hadert, überlegt und antwortet schließlich. "Ich verdiene ganz gut. Als reich würde ich mich nicht empfinden", sagt der SPD-Minister schmunzelnd. "Obere Mittelschicht?", hakt der Moderator mit Blick auf die knapp zwei Jahre alte umstrittene Aussage von CDU-Mann Friedrich Merz nach.

"Nein, so viel Geld wie derjenige, der das für sich qualifiziert hat, verdiene ich nicht und habe ich auch nicht als Vermögen", entgegnet Scholz.

Vor allem die Einordnung von Scholz, nicht zu den reichen Bürgern in Deutschland zu gehören, sorgt in den sozialen Netzwerken für Empörung.

Haushalt von Scholz gehört zu den "relativ Reichen"

Dem Recherchezentrum Correctiv zufolge bekommt der SPD-Kanzlerkandidat aktuell als Bundesminister ein Brutto-Grundgehalt in Höhe von monatlich 15.194,64 Euro. Dazu kommen 306,78 Euro Aufwandsentschädigung sowie gegebenenfalls 1.200,71 Euro Ortszuschlag und je nach familiären Verhältnissen weitere Zulagen.

Scholz ist verheiratet, hat aber keine Kinder. Laut dem "Einkommensrechner 2020" des "Handelsblatts" sind auf Basis dieser Informationen 99 Prozent der Haushalte ärmer als Scholz' – das Gehalt seiner Frau Britta Ernst ist darin noch gar nicht mit eingerechnet. Ernst ist Brandenburgs Bildungsministerin.

Beide zusammen dürften damit auf deutlich fünfstellige Nettoeinnahmen monatlich kommen. Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) zählt das kinderlose Ehepaar deshalb zu den "relativ Reichen".

FDP-Politiker Dürr: "Reich sind immer die anderen..."

Genauso sieht das auch FDP-Fraktionsvize Christian Dürr. Er twitterte: "Als Bundesminister gehören Sie, @OlafScholz, zu den Top-5%-Spitzenverdienern. Aber reich sind anscheinend immer die anderen…"

Der Landessprecher der Berliner Linksjugend, Felix Schulz, bezeichnete Scholz' Sicht als "völlig realitätsfremd". "Der Mann verdient über SECHZEHNTAUSEND im Monat, hält sich für untere Mittelschicht und hat Hartz IV mit durchgesetzt", schrieb Schulz auf Twitter.

Und Ssaman Mardi, der für eine grüne Bundestagsabgeordnete arbeitet, fragte auf Twitter, bezogen auf Scholz, der sich nicht als Teil der oberen Mittelschicht sieht: "In welcher Welt lebt der und wieso darf so jemand Finanzentscheidungen treffen?"

Unabhängig von der aktuellen Aufregung um die Aussage von Scholz hat der SPD-Politiker an Rückhalt verloren. So ist die Zufriedenheit mit dem Finanzminister im Vergleich zum Vormonat um 7 Prozentpunkte auf aktuell 52 Prozent gesunken. Das geht hervor aus dem jüngsten, am Donnerstag veröffentlichten ARD-Deutschlandtrend. (dpa/mf)

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz möchte höhere Steuern für Besserverdiener

Im Falle eines Wahlsiegs, möchte Olaf Scholz eine Steuererhöhung für Topverdiener. Menschen mit besonders hohem Einkommen sollen demnach mehr zum Wohle der Allgemeinheit beitragen, so der SPD-Kanzlerkandidat.
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