Für das überraschende Scheitern der AfD bei der Oberbürgermeisterwahl in Nordhausen in Thüringen sieht der Jenaer Soziologe Axel Salheiser auch Unterschiede zwischen Stadt und Land als maßgeblich. "Nordhausen ist nicht Sonneberg und es macht einen deutlichen Unterschied, ob wir über einen Landkreis reden oder eine Stadt", sagte der wissenschaftliche Leiter des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) Jena.

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Die AfD sei in Städten weniger erfolgreich. "In den urbanen Räumen, auch schon in kleinen Mittelstädten, gibt es eine andere Komposition der Wahlbevölkerung und andere sozio-demografische Bedingungen", sagte Salheiser, der auch am Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) wirkt. In den Städten seien die Menschen weniger gefährdet, sich als soziale Gruppe besonders benachteiligt zu fühlen, erläuterte der Forscher.

In Nordhausen hatte sich am Sonntag der parteilose Amtsinhaber Kai Buchmann gegen den AfD-Herausforderer Jörg Prophet in einer Stichwahl durchgesetzt. Im Vorfeld galt Prophet als Favorit, die Ausgangslage für Buchmann dagegen als schwierig - auch wegen Streitereien und Mobbingvorwürfen im Rathaus. Dennoch gewann Buchmann. Die Erfolgsserie der AfD mit gewonnenen Kommunalwahlen im Landkreis Sonneberg und in Raguhn-Jeßnitz (Sachsen-Anhalt) wurde damit vorerst durchbrochen.

Salheiser betonte, dass es in Nordhausen in den vergangenen zwei Wochen seit dem ersten Wahldurchgang eine "starke, demokratische Gegenmobilisierung" gegeben habe. "Das hat eine große Rolle gespielt, glaube ich." Zudem hätten "Deutungseliten" klar Position bezogen. Diese hätten faktenbasiert darüber aufgeklärt, "was auf dem Spiel steht, wenn radikal rechte und antidemokratische Akteure sich zur Wahl stellen". Dieser Einfluss sei nicht zu unterschätzen. Außerdem habe seiner Meinung nach geholfen, dass der Amtsinhaber nicht einer der regierungstragenden Parteien angehört.

Im Vorfeld der Wahl hatte unter anderem der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, vor einer Wahl des AfD-Kandidaten gewarnt und ihm ein "geschlossenes, geschichtsrevisionistisches Weltbild" bescheinigt.  © dpa

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